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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz
Autoren: Ann Aguirre
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Wangen rot und heiß werden. Er kennt mich einfach zu gut. Vielleicht bin ich auch nur leicht berechenbar. Man braucht mir nur zu sagen, was ich tun soll, und kann absolut sicher sein, dass ich genau das Gegenteil machen werde. Eigentlich könnte ich jetzt beleidigt sein, aber Vels Voraussicht hat uns schon so oft den Hals gerettet, dass ich lieber froh bin, wie gut er einschätzen kann, was ich vorhabe – eine Fähigkeit, die ein Kopfgeldjäger gut gebrauchen kann.
    »Maria sei Dank«, stammle ich nur.
    Die Menge um uns herum scheint nicht gewillt, sich zu zerstreuen, und Marsch ist immer noch in Kampfstellung. Seine Körpersprache sagt mir, dass er kämpfen will , und die Kakerlaken scheinen ebenfalls einer Auseinandersetzung nicht abgeneigt.
    »Warum sind Sie hergekommen, Sirantha? Was hofften Sie, dadurch zu erreichen?«, fragt Vel, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Ich ziehe die Schultern nach oben wegen des kalten Winds. »Ich wollte gar nicht hierher. Ich dachte, das hier wäre der Raumhafen. Marsch muss zum Doc.«
    Und ich auch , füge ich stumm hinzu. Dieser Übersetzungschip ist soeben zur unangefochtenen Nummer eins auf meiner Wunschliste aufgestiegen.
    »Für jemanden, der die Schrift der Ithorianer nicht beherrscht, mögen die Symbole sehr ähnlich aussehen«, murmelt Vel. »Aber das Zeichen für den Raumhafen ist nach rechts geneigt, nicht nach links. Außerdem befindet sich darüber ein kleiner Punkt.«
    Das mag ja interessant sein, hilft uns jetzt aber nicht weiter. Die Menge scheint allmählich die Geduld zu verlieren, und der Ithorianer, der mich mit seinen Klauen bedroht hat, baut sich nun vor Vel auf. Das Klicken seiner Mandibeln verheißt nichts Gutes. Den gelben Streifen nach bekleidet er von allen Anwesenden den höchsten Rang, und die anderen werden tun, was immer er ihnen befiehlt.
    »Kannst du dir nicht irgendwas einfallen lassen?«, flüstere ich. »Uns hier rausbringen?«
    »Unwahrscheinlich«, erwidert Vel, nachdem er noch einmal auf den Anführer eingeredet hat. »Sie sind mitten in eine Demonstration hineingeplatzt, Sirantha.«
    Oh . »Und gegen was?«
    »So, wie sie uns ansehen«, wirft Marsch ein, »würde ich sagen, gegen uns Menschen.«

5
    Alles, bloß kein Kampf jetzt.
    Die Ithorianer machen den Eindruck, als würden sie uns am liebsten sofort standrechtlich exekutieren. Aufgrund welches Vergehens weiß ich jedoch nicht. Ich gebe mein Bestes, die Situation nicht noch schlimmer zu machen, und das heißt, dass ich aus naheliegenden Gründen Vel das Reden überlasse. Meine Hände halte ich für alle gut sichtbar hoch. Seht her, ich bin nur ein kleiner, harmloser Mensch .
    Ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu kichern. Offensichtlich steigt mir der erhöhte Stickstoffgehalt der Atmosphäre langsam zu Kopf. Trotzdem scheint es, als würde mein betont friedliches Auftreten seinen Zweck erfüllen.
    Bis mich etwas mitten ins Gesicht trifft. Ich habe nicht gesehen, woher das Wurfgeschoss kam, aber es tut verdammt weh. Das Brennen auf meiner Wange sagt mir, dass ich verletzt bin.
    Es ist so weit: Ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit stürzt sich Marsch auf die fünf Ithorianer direkt vor ihm. Selbst mit bloßen Händen ist er tödlicher als die meisten Bewaffneten. Mit einer blitzschnellen Bewegung schlägt er zwei Kakerlaken die Köpfe zusammen, und sie gehen zu Boden. Er ist schnell und rast vor Wut, aber die Ithorianer zögern keine Sekunde, und schon befindet sich Marsch mitten in einem brutalen Handgemenge.
    Ich habe keine Ahnung, was passiert wäre, wenn nicht auf einmal diese Sirene losgeheult hätte.
    Alle erstarren mitten in der Bewegung und drehen die Köpfe in Richtung der heraneilenden Ordnungshüter. Vel richtet eilig ein paar Worte an sie, und noch bevor ich weiß, wie mir geschieht, werden wir in ein kleines Fahrzeug verladen. Die beiden Ithorianer, die uns aus der Menge eskortiert haben, nehmen vorne Platz. Uns haben sie zuvor hinten in den Frachtraum gestopft.
    »Was geht hier vor?«, frage ich Vel. Mir wird heiß. »Sind wir verhaftet?«
    Jetzt mache ich mir mehr als nur ein wenig Sorgen um Marsch – und um unsere Mission. Ich sehe meine Mutter regelrecht vor mir, wie sie sich kaputtlacht über mein Versagen. Ja ja, meine Tochter, ganz in ihrem Element . Jetzt werden sich die Morguts quer durch sämtliche menschlichen Ansiedlungen in der Galaxie fressen, und meine Mutter verdient sich dumm und dämlich an den völlig verängstigten Überlebenden.
    »Ihre
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