Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz
Autoren: Ann Aguirre
Vom Netzwerk:
ich nichts von dem bereue, was zwischen uns war. Das Einzige, was ich will, ist, dass er bei mir bleibt, dass er wieder der wird, den ich von früher kenne.
    »Sehen wir, wohin der Weg führt.«
    Marschs Blick bleibt undurchdringlich, und er zuckt nur kurz mit den Achseln. Im Moment bin ich es, die das Kommando hat, weil Marsch seinem eigenen Urteil nicht mehr vertraut. Nicht ganz undelikat, dieser Tausch. Schließlich bin ich nicht gerade berühmt für meine besonders stabile Psyche.
    Wir erreichen einen großen unterirdischen Platz. Der Boden ist mit einem Mosaik aus einer Art Stein-Metall-Legierung ausgelegt. Die wirbelnden Muster glänzen, als wären sie mit Glastique überzogen, und nach ein paar Schritten fällt mir auf, wie sich die Farben unter meinen Füßen verändern und sanft violett und aquamarinblau aufleuchten, wenn ich darauf trete. In der Mitte des Platzes steht eine Skulptur. Wäre sie von Menschen gemacht, würde ich sagen, sie ist noch nicht fertig, nur ein Skelett mit einem übergroßen Kopf. Aber da die Ithorianer sie gemacht haben, bin ich nicht einmal sicher, ob es überhaupt ein Kunstwerk sein soll.
    Um uns herum wimmelt es nur so von Ithorianern. Überall zweigen Tunnel ab, die nach unten führen. Maria allein weiß, wohin. Scheint eine Art öffentlicher Park zu sein. Die Luft hier ist etwas kühler als im Rest der Stadt und lädt förmlich dazu ein, sich zu bewegen. Tatsächlich sehe ich ein paar Ithorianer bei einer Beschäftigung, die ich Sport nennen würde, wären es Menschen.
    Ein Stück abseits von den Sportlern steht eine Gruppe in einem Halbkreis versammelt, in ihrer Mitte ein Artgenosse, der, den wilden Gesten nach zu urteilen, eine Rede hält. Ab und zu legt er eine Pause ein, und sein Publikum lässt ein hohes Quietschen hören, das mir in den Ohren wehtut – Applaus, wenn ich mich recht an meinen Crashkurs erinnere.
    Unentschlossen bleiben wir stehen, was die Aufmerksamkeit von einigen der Zuhörer erregt. Eilig informieren sie die anderen, und noch bevor wir reagieren können, haben sie uns umringt. Wir könnten uns umdrehen und wieder dahin zurückgehen, woher wir gekommen sind, aber ich habe das Gefühl, wir sollten uns besser nicht bewegen.
    Feindselig spreizen die Ithorianer die Klauen, begleitet von Klick- und Zischlauten. Anscheinend fragen sie sich, was wir hier zu suchen haben, ob das hier eine Invasion ist oder so was in der Art, obwohl Marsch und ich wohl kaum als ernstzunehmende Gegner zu bezeichnen sind.
    Nun, Marsch schon.
    Ich bin immer noch leicht geschwächt von meiner Knochenerkrankung, einer genetischen Besonderheit in mir, die den Schaden, den mein Gehirn im Grimspace nimmt, regeneriert, wobei gleichzeitig mein Skelett abgebaut wird. Und zudem bin ich vollkommen unbewaffnet.
    Ich habe keine Ahnung, was sie sagen. Dann tritt auf einmal ein Ithorianer mit gelben Streifen auf seinem Chitinpanzer vor. Er scheint eine hochgestellte Persönlichkeit zu sein, also weiß er vielleicht, dass wir zu der menschlichen Gesandtschaft gehören. Glaube ich zumindest, bis er mir seine Klauen auf den Unterleib presst.
    Ich erstarre. Wenn ich mich nur einen Millimeter bewege, schlitzen mir die messerscharfen Krallen die Eingeweide auf. So habe ich mir das Ende meiner diplomatischen Mission nicht vorgestellt.
    Marsch spannt jeden Muskel seines Körpers an. Sein Gehirn steht eine Millisekunde davor, auf »Töten« umzuschalten. Der einzige Grund, warum er sich noch zurückhält, ist wahrscheinlich die Tatsache, dass ich es bin, deren Leben bedroht ist, nicht seins. Eine einfache Rechnung: Er hält sich zurück, um die Mission nicht zu gefährden, nicht aus Liebe. Gut so, auch wenn es mir das Herz bricht.
    Ich sehe, wie Vel sich durch die Menge schiebt, und meine Knie werden weich. Er tritt auf den Anführer zu und redet auf ihn ein. Aus naheliegenden Gründen verzichtet er darauf zu übersetzen, doch was immer er zu unserer Verteidigung sagt, scheint sein Gegenüber zu überzeugen, denn schließlich lässt die gelb gestreifte Kakerlake von mir ab. Ich taumle ein paar Schritte zurück und reibe mir den Bauch.
    »Wie hast du uns gefunden?«, flüstere ich.
    Es dauert einen Moment, bis sich sein Stimmgenerator meldet. »Auf der Reise hierher habe ich das Isotop isoliert, mit dem das Syndikat Ihre Spur verfolgt hat, und das Signal in meinen Handheld eingegeben. Ich hatte so ein Gefühl, dass Sie nicht in Ihrem Quartier bleiben würden, wie Sie gebeten wurden.«
    Ich spüre, wie meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher