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Monde

Titel: Monde
Autoren: Dan Simmons
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auf die Schubventile. »Möchten Sie einen Augenblick übernehmen?«
    »Wird United nicht Backsteine scheißen?«, fragte Baedecker.
    »Zweifellos«, sagte Hollister. »Aber sie werden es nur rausfinden, wenn sie unsere Stimmen auf dem Black-Box-Flugrekorder hören, und bis dahin kann es uns egal sein. Möchten Sie?«
    »Klar«, sagte Baedecker.
    »Dann los.«
    Baedecker bediente den Knüppel zaghaft, weil er an die über hundert Passagiere denken musste, die hinter ihm mit ihren Kaffeetassen jonglierten. Vor ihnen lösten sich die Wolken so weit auf, dass man die braune Linie des Horizonts sehen konnte.
    »Stimmt es, dass Dave Muldorff die Mondlandefähre The Beagle nennen wollte?«, fragte Hollister.
    »Aber sicher«, sagte Baedecker. »Und er hätte sie fast überzeugt. Er sagte, es stünde in der Tradition Darwins, die Reise der Beagle, und so weiter. Wissen Sie, als die Besatzungen anfingen, den Maschinen Namen zu geben, entschieden sie sich für Namen wie Gumdrop und Spider und Snoopy. Dann, nach Neil und seinem › the eagle has landed ‹ – der Adler ist gelandet –, wurden die Namen immer ernster und prätentiöser … Endeavour und Orion und Intrepid und Odyssey. Im letzten Augenblick misstrauten sie Daves guten Absichten und sprachen sich mit Nachdruck dafür aus, dass er Discovery zustimmen sollte.«
    »Was hatten sie gegen Beagle?«, fragte Hollister.
    »Nichts«, sagte Baedecker, »aber sie kannten Dave, und sie hatten Recht. Er hatte sich bereits eine tolle Show einfallen lassen, angefangen mit: › Houston, the Beagle has landed ‹ , und danach wurde es immer schlimmer. Er versuchte, Tom Gavin zu überreden, das Kommandomodul Lassie zu taufen. Er hätte unser Mondfahrzeug Rover genannt und jedem erzählt, dass es ein zuverlässiger kleiner Hund ist. Wahrscheinlich wären wir als die Beagle Boys – die › Panzerknacker ‹ – in die Geschichte der NASA eingegangen. Nein, sie hatten ganz Recht, es ihm auszureden, Charlie.«
    Hollister lachte. »Ich wei ß noch, wie ich das Frisbeespek takel bestaunt habe, das Sie beide da oben abgezogen haben. Mein Gott, damals muss es noch Spaß gemacht haben, zu fliegen.«
    Der Copilot kam mit Plastikbechern voll Kaffee für alle zurück. Baedecker gab Hollister die Kontrollen zurück, überließ Knutsen wieder seinen Sitz, blieb einen Moment an den Sitz des Copiloten gelehnt stehen und betrachtete die endlose Ausdehnung von Himmel und Wolken. »Ja«, sagte er, hob den Becher zu einem stummen Salut und trank von dem starken schwarzen Kaffee. »Es hat Spaß gemacht.«
    Der Flughafen von Rapid City schien aus einer Landebahn zu bestehen, die nach einer Stadt suchte. Der Landeanflug führte sie über verwittertes Farmland, trockene Bachbetten und Ranchen. Die einzige Rollbahn lag auf einer grasbewachsenen Hochebene, die sie sich nur mit einer winzigen Schalterhalle, einem kleinen Tower und einem verlassenen Parkplatz teilte.
    Als Baedecker sich in den gemieteten Honda Civic setzte, merkte er, dass er die Schnauze von Linienflügen und Mietwagen voll hatte. Er würde mit dem Rest seiner Ersparnisse eine 1960er Corvette kaufen, und basta. Noch besser, eine hübsche kleine Cessna 180 …
    Die Fahrt von Rapid City auf der Interstate 90 bis zur Ausfahrt Sturgis dauerte fünfundvierzig Minuten. Der Highway verlief am Vorgebirge entlang, das die dunkle Masse der Black Hills im Süden von der Prärie und dem Weideland trennte, die sich nach Norden bis zum Horizont erstreckten. Neubaugebiete und Wohnwagenparks drängten sich an die Hügelflanken auf dem Weg und wirkten wie offene Wunden in der Landschaft.
    Es war halb eins, als sich Baedecker an einer Conoco-Tankstelle nahe der Ausfahrt der I-90 nach dem Weg erkundigte, und fast ein Uhr, bis er unter einem Holzbogen hindurch und die lange Zufahrt zur Wheeler Ranch entlangrollte.
    Die Frau, die ihm entgegenkam, als er aus dem Auto stieg, erinnerte ihn ein wenig an Miz Elizabeth Sterling Callahan aus Lonerock, Oregon. Sie war mindestens siebzig, aber immer noch anmutig und geschmeidig, hatte das graue Haar mit einem Seidenschal zurückgebunden und trug eine rote Plaidjacke über dunkelblauen Hosen. Ihr Gesicht war voller feiner Runzeln, aber freundlich. Ein Collie trottete neben ihr her. »Hallo«, sagte sie. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, Ma ’ am. Sind Sie Mrs. Wheeler?«
    »Ruth Wheeler«, sagte die Frau, als sie auf ihn zutrat. Sie hatte tiefe Lachfältchen unter den Augen, die vom selben erstaunlichen Grün waren
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