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Monde

Titel: Monde
Autoren: Dan Simmons
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wie die von Maggie.
    »Mein Name ist Richard Baedecker«, erklärte er und hielt dem Collie die Hand hin, damit er daran schnuppern konnte. »Ich suche nach Maggie.«
    »Richard … oh, Richard!«, sagte die Frau. »Herrje, ja. Margaret hat Ihren Namen erwähnt. Herzlich willkommen, Richard.«
    »Danke schön, Mrs. Wheeler.«
    »Ruth, bitte«, sagte sie. »Ach Gott, da wird Margaret aber überrascht sein. Sie ist im Augenblick nicht da, Richard. Sie ist in die Stadt gefahren, ein paar Besorgungen machen. Möchten Sie nicht mit ins Haus kommen und einen Kaffee trinken, während wir auf sie warten? Sie müsste bald wieder da sein.«
    Baedecker wollte schon akzeptieren, da überfiel ihn eine brennende Ungeduld, als könnte er nicht pausieren, nicht ausruhen, bevor seine lange Reise wirklich zu Ende war.
    »Danke, Ruth«, sagte er. »Wenn Sie eine Ahnung haben, wo sie stecken könnte, fahre ich in die Stadt und versuche, sie zu finden.«
    »Probieren Sie es bei Safeway im Einkaufszentrum oder im Hardwaregeschäft auf der Main«, sagte sie. »Margaret fährt unseren alten blauen Ford-Pritschenwagen mit einem großen, roten Generator auf der Ladefläche. Auf der hinteren Stoßstange klebt mein Dukakis-Aufkleber.«
    Baedecker grinste. »Danke, Maam. Wenn ich sie nicht finde und sie vor mir hier sein sollte, dann sagen Sie ihr, ich käme bald.«
    Mrs. Wheeler trat zu ihm und legte eine Hand auf das offene Fenster, als er den Civic gewendet hatte. »Noch eine Stelle, wo sie sein könnte«, sagte sie. »Margaret macht gern auf dem Bear Butte halt. Das ist ein großer Hügel gleich außerhalb der Stadt. Fahren Sie einfach zum Nordende und dann immer den Schildern nach.«
    Der blaue Pritschenwagen stand nicht auf dem Parkplatz von Safeway und auch nicht an der Main Street. Baedecker kreuzte langsam durch die kleine Stadt, immer darauf gefasst, Maggie jeden Moment aus irgendeiner Tür kommen zu sehen. Die Nachrichten um halb zwei sprachen vom geheimen Start des Space Shuttles, der irgendwann in den nächsten zwei Stunden stattfinden würde. Der Reporter bezeichnete das KSC fälschlicherweise als »Cape Kennedy« und berichtete, dass sich Wolken über dem Gelände zusammenbrauten, das Wetter aber bis zum Start halten würde. Baedecker wendete auf dem Parkplatz einer Dörrfleischfabrik und fuhr durch Sturgis zurück, worauf er den grünen Schildern zum Bear Butte State Park folgte.
    Auf dem kleinen Parkplatz standen keine Autos. Baedecker stellte den Civic in der Nähe eines geschlossenen I nfor mationskiosks ab und spähte zum Bear Butte hinauf. Es war ein eindrucksvoller Berg. Wenn er sich noch auf seine Geologieausbildung verlassen konnte, musste der Berg ein verwitterter Vulkankegel sein, dessen langgezogener Hang zu einem Gipfel emporstieg, der mindestens zweihundertvierzig Meter über der umliegenden Prärie lag, möglicherweise mehr. Der Berg ragte abseits der Vorgebirge im Süden dramatisch aus dem Grasland heraus. Baedecker musste seine Fantasie anstrengen, um einen Bären darin zu erkennen, und als es ihm schließlich gelang, war es ein Bär, der im Handstand die Hinterbeine in die Luft streckte.
    Baedecker schnappte sich einer Eingebung folgend seine alte Fliegerjacke vom Rücksitz und folgte dem Wanderweg vom Informationszentrum nach oben.
    Zwar lag hier und da an schattigen Stellen noch Schnee, aber der Tag war warm, und Baedecker konnte die tauende Erde riechen. Er fühlte sich beschwingt, als er die Serpentine des ersten steilen Abschnitts des Wegs hinaufschritt, und hatte keine Mühe zu atmen. Er fragte sich, weshalb er die letzten drei Tage keinen Appetit gehabt hatte und warum er sich ungeachtet zweier Tage ohne Schlaf und leerem Magen so kräftig und fit, fast überschwä nglich fühlte.
    Der Weg wurde flacher und führte zu der schrägen Kammlinie hinauf, aber Baedecker blieb stehen, schaute über niedrige Piniennussbäume und Goldkiefern hinweg und bewunderte die Aussicht nach Norden und Osten. Etwa ab einem Drittel des Weges fielen ihm kleine Stoff f etzen auf, bunte Stoffstücke, die an niedrigen Büschen entlang des Wegs festgebunden waren. Er blieb stehen und berührte eines, das in der schwachen Brise flatterte.
    »Hallo.«
    Baedecker wirbelte herum. Der Mann hockte auf einem flachen Areal beim Klippenrand, etwa fünfzehn Schritte vom Weg entfernt. Es war ein natürlicher Lagerplatz, von Nord- und Westwinden durch Felsen und Bäume abgeschirmt, aber auf drei Seiten offen für die Aussicht.
    »Hallo«,
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