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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
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Wäldern außerhalb Piemburgs herumspazieren sehen, eine einsame Gestalt, tief in Gedanken oder zumindest in jenen Wanderungen des Geistes begriffen, die der Kommandant für Gedanken hielt und die sich in seinem Fall um Mittel und Wege drehten, wie er ein anerkanntes Mitglied der englischen Gemeinde Piemburgs werden könne.
    Einen ersten Versuch in dieser Richtung hatte er unternommen, indem er sich um die Mitgliedschaft beim Alexandria Club bewarb, dem exklusivsten Club Zululands, doch ohne Erfolg. Es hatte der vereinigten Anstrengungen des Präsidenten, des Schatzmeisters und des Schriftführers bedurft, um ihn zu überzeugen, daß »being blackballed« nichts mit der Farbe seiner Geschlechtsteile oder mit der Rassenzugehörigkeit seiner Großmutter zu tun hatte, sondern lediglich bedeutete, daß er bei der Abstimmung über seinen Antrag nur schwarze Kugeln erhalten hatte. Schließlich war er dem Golfclub beigetreten, bei dem die Bedingungen für die Mitgliedschaft weniger streng waren und wo er im Clubhaus sitzen und ehrfurchtsvoll einem Tonfall lauschen konnte, dessen Arroganz, wie er fühlte, echt britisch war. Nach derartigen Besuchen kehrte er nach Hause zurück und verbrachte den Abend damit, den englischen Akzent in Wendungen wie »Jolly good show – Hervorragende Leistung« und »Chin up – Kopf hoch« zu üben. Als er nun vor sich hindösend auf seinem Stuhl saß, war er mit den Fortschritten, die er gemacht hatte, sehr zufrieden.
    Für Luitenant Verkramp steckte hinter den Veränderungen, die mit dem Kommandanten seit dessen Operation vor sich gegangen waren, irgendwelche finsteren und geheimnisvollen Kenntnisse. Die Überlegenheit, deren sich Verkramp auf Grund seiner besseren Erziehung und seines rascheren Witzes früher erfreut hatte, war total geschwunden. Der Kommandant behandelte ihn mit einer würdevollen Nachsicht, die den Luitenant in Wut versetzte, und quittierte seine sarkastischen Bemerkungen mit mildem Lächeln. Schlimmer noch, Verkramp stellte fest, daß der Kommandant sich seinen Versuchen, den Kommunismus, den Liberalismus und Humanismus auszurotten, ständig in den Weg stellte, ganz zu schweigen vom Anglikanismus, dem römischen Katholizismus und anderen Feinden südafrikanischer Lebensart in Piemburg. Als Verkramps Leute die Freimaurerloge auf den Kopf stellten, erhob Kommandant van Heerden die heftigsten Einwände, und als die Sicherheitsabteilung einen Archäologen der Universität von Zululand verhaftete, weil dessen Forschungen den Schluß erbracht hatten, daß es in Transvaal schon vor der Ankunft von van Riebeck im Jahr 1652 Eisenminen gegeben habe, da hatte der Kommandant auf der Freilassung des Professors bestanden. Verkramp hatte energisch dagegen protestiert.
    »In Südafrika hat es keine schwarzen Arschlöcher gegeben, ehe wir Weißen kamen, und es ist Verrat, wenn man das behauptet«, sagte er zum Kommandanten.
    »Das weiß ich ja alles«, erwiderte der Kommandant, »aber der Kerl hat das ja auch nie gesagt.«
    »Hat er doch. Er sagt, es gab Eisenminen.«
    »Eisenminen sind keine Menschen«, erklärte der Kommandant, und der Archäologe, der mittlerweile an akuten Angstsymptomen litt, wurde in die Nervenheilanstalt Fort Rapier verlegt. Und dort war es auch, wo Verkamp zum ersten Mal Frau Dr. von Blimenstein begegnete. Als sie dem Patienten den Arm auf den Rücken drehte und ihn vor sich her in die Anstalt schob, äugte Verkramp nach ihren breiten Schultern und den wuchtigen Hinterbacken und wußte, daß es um ihn geschehen war. Er kam nun fast täglich zu Besuch, um sich nach den Fortschritten des Archäologen zu erkunden, und saß dann im Büro der Ärztin, um sich die Einzelheiten ihres Gesichts und ihrer Figur einzuprägen, ehe er wie ein Reisender aus einem erotischen El Dorado in die Polizeidienststeile zurückfuhr. Dort saß er dann stundenlang und baute sich im Geiste aus den Mosaiksteinchen seiner zahlreichen Besuche ein Bild der schönen Psychiaterin zusammen. Von jedem Ausflug brachte er einen anderen winzigen Schatz intimer Einzelheiten mit, die er dem ihm so wohlbekannten Umriß einfügte. Einmal war es ihr linker Arm. Ein andermal die sanfte Wölbung ihres Bauches, den ein Gürtel einschnürte, oder eine üppige Brust, die es kaum im Gefängnis ihres Büstenhalters hielt. Das beste von allem, eines Sommertags, der allerflüchtigste Blick auf Schenkelinneres, weiß und mit Grübchen unter einem engen Rock. Knöchel, Knie, Hände, eine zufällige Achselhöhle –
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