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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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außer Kontrolle gerät, stürzt alles ins Unglück.  Wenn es einen packt, lässt es einen nie wieder los.“
    Die Worte waren alt, ihre Botschaft jedoch hatte überdauert.
    Es war außer Kontrolle geraten, aber Ari Sklaaten war bis zuletzt geblieben. Regen peitschte, der Sturm zerrte an ihm. Ein Blitz zuckte hell über den schwarzen Nachthimmel. Ein paar Meter entfernt stand der Angreifer. Einen anderen hatte er noch niederstrecken können, dieser hier hätte ihn beinahe über das brüchige Geländer seines eigenen Restaurants geworfen. Im letzten Moment hatte er sich fangen können. Der Sturm um ihn herum wütete. Zehn Meter tiefer krachte das aufgebrachte Meer gegen die Stützpfeiler des Gebäudes. Der dicke Kerl, drei Meter entfernt, atmete schwer.  Ari wusste, wer er war. Er wusste auch, dass dieser Mann nicht hier sein wollte und dass er Angst hatte. Er kannte jedes Detail, das Harry Romdahls Leben in den letzten zehn Jahren ausgemacht hatte.  Ari hatte Harry beobachtet, so wie dieser Ari und sein Restaurant beobachtet hatte. Sklaaten wusste, dass Harry kein schlechter Mensch war, aber das änderte jetzt gar nichts mehr. Mit dem Erscheinen der beiden Männer in dieser Nacht war es teilweise aus seinem unsichtbaren Gefängnis ausgebrochen. Jahre hatte er sein Bestes gegeben, das Unglück abzuwenden, auch wenn das immer schwieriger geworden war. Er hatte alles unter Kontrolle gehabt, aber diese Idioten hatten die Möwen aufgeschreckt, die Falltür geöffnet und den Bann gebrochen. Jetzt war es nur noch an die Sandbank gefesselt und zornig. So wie damals, bevor er mithilfe von Inga Heemsteddes Informationen und den dafür notwendigen Utensilien dem ganzen Spuk Einhalt geboten hatte.
    In diesem Augenblick allerdings war er machtlos. Er hörte die ihm vertraute Stimme in seinem Kopf. Bis jetzt hatte er ihr widerstehen können, aber die mentale Barriere, die er über Jahre aufgebaut hatte, bröckelte. Der Gegenstand, der Schutz geboten hätte, war außer Reichweite. Er hatte ihn an einen, so glaubte er, sicheren Ort gebracht.
    „Vorbei … Schutzlos …und doch … bist hier geblieben …“, krächzte die Stimme in seinem Kopf. „Kann‘s nicht seh’n … Wo ist’s? ... So lange gewartet …  Wo ist, wonach ich such‘?“ 
    Ari versuchte nichts zu sagen, doch es zwang ihn zu einer Antwort.
    Die innere Barriere war zerstört. Er spürte, wie der Widerstand endgültig brach.
    Es war jetzt mitten in seinem Kopf.
    Ich habe es versteckt, damit du es nie findest , dachte er.
    „Versteckt?“ antwortete die Stimme zornig. „Versteckt! Versteckt! Versteckt! Hol es mir zurück!“
    Nein, diesmal nicht.
    „Verräter! Verräter! Verräter! Der Pakt ist nichtig!  Brenne! Verbrenne! Verräter! “
    Schmerzen durchzuckten Ari. Binnen Sekunden brachte ihn das um den Verstand.
    Er schrie, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, verlor das Gleichgewicht und wankte. Seine Gliedmaßen zitterten unkontrolliert. Tausende unsichtbare Nadeln bohrten sich in seine Brust, Arme, Beine und den Kopf. Unerträgliche Hitze, dann eisige Kälte. Der Schmerz flutete durch jede Faser seines Körpers. Ari hielt dem nicht länger stand. Die Ohnmacht schwappte heran, um sein Bewusstsein zu ertränken.
    „Wo ist’s?“ wiederholte die tote Stimme immer wieder. Sie drängte ihn, wurde lauter, ungeduldiger. Am Ende schrie sie so laut in seinem Kopf, dass er kaum noch etwas anderes wahrnahm. Er antwortete nicht, konnte nicht mehr, würde nichts mehr sagen. Er hatte zu viele Fehler gemacht. Diesen würde er nicht auch noch machen. Nach und nach trat die Schwärze in seine Augen. Das Geheimnis, nach dem es suchte, hatte er in seinem tiefsten Innern verborgen. Dort hatte es - selbst jetzt - noch keine Macht. Eine letzte Bastion, die uneinnehmbar in seinem Bewusstsein thronte. Egal wie sehr man ihn quälte, die Information blieb verborgen.
     
    Schnell glitt Ari in die Ohnmacht ab. Er bemerkte gerade noch, dass er Harry Romdahl etwas zurief, dann setzten seine Sinne einer nach dem anderen aus. Um ihn herum wurde es stockfinster.
    Unter seinen Füßen knackten die morschen Planken, dann stürzte er in die Dunkelheit.  

Kapitel 1
     
    Sonntag 30. Juni, Rotterdam
    Viktor Kulac stürmte durch den Flur. Das schwarze Jackett und die schwarzen Locken flatterten. Er hatte es eilig. Die protzigen Gemälde an den holzvertäfelten Wänden würdigte er an diesem Morgen keines Blickes. Er kannte jedes von ihnen in- und auswendig. Unzählige Male war er
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