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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)
Autoren: Christian Biesenbach
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Heißer Kaffee spritzte auf seine Hose und Schuhe. Er zuckte zurück, wagte aber keinen fluchenden Aufschrei abzugeben.
    „Wofür bezahle ich euch eigentlich? Seit Jahren beobachten wir diese baufällige Ruine. Was ist mit unserem Informanten in Zeeland ? Was ist mit Harry Romdahl ? Pennt der noch?“
    Viktor zuckte mit den Schultern. Unter Stojics Angestellten war die Aufgabe des dicken Romdahl mittlerweile zu einem Running Gag verkommen. Niemand glaubte mehr so recht, dass er nach zehn Jahren dort unten in der Provinz wirklich noch seine Arbeit tat.
    „Weiß nicht“, gestand Viktor kleinlaut.
    „Finde es heraus, du Einfaltspinsel! Und zwar sofort.“
    Viktor Kulac zog sein Handy aus der Innentasche des Jacketts und suchte nach der Kontaktadresse. Binnen weniger Sekunden hatte sein Smartphone die nötigen Informationen ausgespuckt. Harry besaß kein Mobiltelefon, nur eine Festnetznummer. Viktor bestätigte die Anruftaste. Der Signalton erklang und er wartete, erfolglos.
     
    Einige   – nicht zielführende – Telefonate später war es wiederum Elka, die Licht ins Dunkel brachte und Petr Stojic endgültig den Tag vermieste.
    „Hier ist wieder Elka van de Hoog für Tele Zeeland , live aus Westenschouwen . Nach neusten Informationen, die wir soeben von der Reddingsbrigade erhalten haben, handelt es sich bei einer der lebend geborgenen Personen um einen ortsansässigen Touristenführer.“
    Stojics Unterkiefer klappte ein Stück nach unten.
    „Mittlerweile wird unter den Anwohnern der kleinen Gemeinde spekuliert, dass der Mann eine Gruppe junger Leute zu einer lebensgefährlichen Erlebnistour zur Sandbank begleitet haben könnte. Das darf allerdings aufgrund der sehr schlechten Wetterbedingungen, die bereits gestern Abend herrschten, bislang bezweifelt werden. Außerdem konnten, abgesehen von den zwei Männern, keine weiteren Personen geborgen werden. Der Mann und ein weiterhin nicht Identifizierter wurden in das örtliche Krankenhaus von Zierikzee gebracht. Ihr Zustand ist, den Angaben der Kustwacht zufolge, stabil.“
    „ Ijbenti Sunse !“, schrie Stojic . Er war so laut, dass Andrej die Tür aufriss und mit gezogener Waffe hereingestürmt kam.
    „Was ist los, Chef? Macht die Ratte Ärger?“
    „Ärger? Ärger?! Ja, den haben wir jetzt wahrhaftig.“
    Er schnaufte, beruhigte sich in den nächsten Sekunden etwas, kratzte sich am Kopf und hatte dann schnell eine Entscheidung gefällt, auch wenn die ihm nicht richtig zu gefallen schien.
    „Viktor, du hast fürs Erste genug Tordienst geschoben. Ich will, dass du dir Andrej, Lucari und Klaus schnappst. Ihr fahrt da runter. Jetzt. Ich will wissen, was schief gegangen ist. Ich will wissen, wieso Harry in dem Scheiß Restaurant war und nicht auf seinem Beobachterposten. Ich will wissen, wo und was mit Ari Sklaaten ist und was mit meinen Sachen passiert ist. Vor allem will ich wissen, wo es ist. Findet das heraus! Und wenn nötig … ihr wisst schon.“
     
    Viktor nickte und konnte sein Glück kaum fassen. Er war mit einem Mal wieder voll im Geschäft. Es war ein großes Glück, dass der tragbare Fernseher im Portierhäuschen an diesem Morgen ausschließlich das zeeländische Regionalfernsehen empfangen hatte.
    Barsch bellte er dem sichtlich überforderten Gorilla einen Befehl zu. Zu verdattert, um zu widersprechen, trieb Andrej Lucari und Klaus auf und machte zwei Autos aus Stojics Fuhrpark startklar.
    Zehn Minuten später verließen sie, jeder bewaffnet mit einer halb automatischen Pistole der Marke Heckler und Koch – in einem grauen Audi Kombi neuster Bauart und einem alten Sprinter Transporter – Petr Stojics edles Stadthaus mit den roten Backsteinwänden und der hohen gusseisernen Umzäunung. Sie fuhren die Landerstraat hinunter und bogen dann in den Zeelandsweg ab. Von dort aus waren es nur noch einige hundert Meter bis zur Autobahnauffahrt. Petr sah ihnen aus einem in die Häuserfront eingelassenen Rundfenster nach. Er nippte an einer neuen Kaffeetasse und seufzte mehrmals auf. Er ahnte bereits, dass dies eine unangenehme Angelegenheit für alle Beteiligten werden würde.
    „Harry, Harry, Harry. Wieso tust du uns das an?“
     
    ***
     
    Sechzig Kilometer weiter südlich, in einem kleinen Häuschen außerhalb des Ortskernes von Westenschouwen schaltet Inga Heemstedde den kleinen Röhrenfernseher ab, kippte einen Schuss Scotch in ihren Tee und dachte nach. Es gab nicht allzu viele Möglichkeiten, jetzt da die Barriere zerstört war oder kurz davor
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