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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat
Autoren: Hans Pfeiffer
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scheint sicher. Warum er die Tat gerade in dieser Nacht beging, ob ihr vielleicht ein neuer Streit vorausging oder ihm einfach die Gelegenheit günstig erschien, ist niemals geklärt worden.
    Nur so viel steht fest: An jenem Abend hatten der Doktor und Cora ein befreundetes Ehepaar, die Martinettis, eingeladen. Wie immer hatte der Doktor selbst die Speisen zubereitet, hatte sie aufgetragen, hatte den Tisch abgeräumt und das Geschirr abgewaschen. Gegen ein Uhr verließen die Gäste das Haus, ohne dass ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen wäre.
    Danach muss es dann geschehen sein.
    Schon vor einiger Zeit hatte sich Crippen Hyoscincyanid, ein Pflanzengift, verschafft, das sofort nach Einnahme tödlich wirkt.
    Crippen schleppte die Leiche in den Keller und legte sie auf einen Tisch, holte sein chirurgisches Besteck und begann, den Leichnam zu zerlegen. Er trennte Kopf, Arme und Beine vom Rumpf ab, zerteilte dann auch den Torso und schnitt alle Körperteile heraus, die zur Identifizierung geeignet waren, vor allem Haut- und Gewebestücke im Unterleib.
    Auch die nächsten Tage erforderten Crippens ganze Kraft, um die Leiche zu beseitigen. In verschiedenen Geschäften kaufte er dafür Werkzeug und gelöschten Kalk. Dann hob er im Keller die Ziegelschicht ab, die den Erdboden bedeckte, schaufelte eine Grube, wickelte die Teile des Rumpfes in Kleidungsstücke und warf sie in die Vertiefung. Diese bedeckte er wieder mit Erde und setzte die Ziegel so sorgfältig wieder ein, dass keine Spur des Begräbnisses zurückblieb.
    Die abgetrennten Arme und Beine und den Kopf verpackte er zu Bündeln und warf sie wahrscheinlich ins Wasser. Sie wurden nie gefunden.
    Nun endlich war Crippen frei für Ethel. Freudig teilte er ihr mit, seine Frau habe ihn verlassen und sei mit ihrem Liebhaber Bruce Miller nach Amerika gegangen. Ethel nahm diese Nachricht beglückt auf. Sie wunderte sich nicht, dass Cora all ihre Kleidung und ihren Schmuck zurückgelassen hatte.
    Bald fragten Coras Freundinnen den Doktor, wo Cora sei, sie hätten sie schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Sie musste plötzlich nach Kalifornien reisen, erklärte der Doktor, um einen erkrankten Verwandten zu pflegen. Noch gaben sich die Leute damit zufrieden. Aber Anfang März erschien Crippen mit Ethel auf einem Ball, und Ethel trug Coras Pelz und Schmuck. Da wuchs in Coras Freundeskreis das Misstrauen, und die Fragen an Crippen wurden drängender. Crippen wies zwei Briefe Coras aus, die sie geschickt hatte. Aber die Briefe trugen nicht ihre Handschrift.
    Unter dem Druck von Coras Freunden erklärte Crippen Anfang März plötzlich, seine Frau sei in Los Angeles an Lungenentzündung verstorben.
    Mit dieser Mitteilung hoffte Crippen, sich Ruhe verschafft zu haben und damit die Sicherheit für sein künftiges Glück mit Ethel.
    Aber die Beweise für Coras Tod in Los Angeles blieben aus, und so blieb auch der Verdacht gegen den Doktor, er könnte seiner Frau etwas angetan haben. Ende Juni entschlossen sich Coras Freundinnen, ihren Verdacht der Polizei mitzuteilen. Sie beauftragten einen Bekannten namens Nash, er solle Scotland Yard von Coras mysteriösem Verschwinden berichten und eine Vermisstenanzeige aufgeben.
    Scotland Yard nahm die Anzeige entgegen, ließ sich aber Zeit, sie zu überprüfen. Täglich verschwinden Menschen, und die meisten kehren reumütig wieder zurück. Erst eine Woche später begab sich Chefinspektor Dew zum Ehemann der Vermissten.
    Dew machte Crippen mit der Anzeige bekannt und forderte von ihm Auskünfte, wo und wie seine Frau verstorben sei. Während des Gesprächs stellte Dew fest, dass sich der Doktor völlig unverdächtig verhielt. Gelassen und bereitwillig gab er Auskunft und beantwortete alle Fragen des Chefinspektors zu seiner Person und zur Ehe mit Cora. Dew verließ ihn zufrieden und forderte Crippen auf, ihm noch Beweise für Coras Tod zu besorgen.
    Einige Tage später übergab Crippen dem Chefinspektor einen Brief seines Sohnes aus erster Ehe, der noch in den USA wohnte. Auch diesen Brief hatte Crippen selbst geschrieben. Er enthielt die Mitteilung, Cora habe wohl das kalifornische Klima nicht vertragen und sei an Lungenentzündung gestorben. Als Dew erneut den Totenschein forderte, sagte Crippen, sein Sohn habe ihn mitgeschickt, aber er habe ihn verloren. Nun wurde der Chefinspektor allmählich misstrauisch. Er zog jetzt selbst Erkundigungen am angeblichen Sterbeort Coras ein und erhielt von den zuständigen Behörden die Bestätigung,
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