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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald
Autoren: Frank Goyke
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Mordkommission.
    »Ich glaube, ich muss …«
    »Ist okay, Papa!« Marvin zog sein iPhone aus einem Schuh. »Ich habe ja das Babyfon dabei und dich stets auf meinem Schirm.«
    »Zieht euch die Schuhe an. Man kann sich hier sonst was eintreten.«
    Tim lugte zum Helden-der-Liebe-Zelt: »Auch heiße Mädchen?«
    Wie immer gab Uplegger auf.

I Massenmord
     
    Barbara benutzte Schleichwege. Die Entscheidung hierzu war am Schutower Kreuz gefallen, denn dort hatte sie bemerkt, dass es auf der Stadtautobahn staute. Zwar gab es für die Hanse Sail ein Verkehrskonzept, aber in den Verantwortlichen der Stadt erwachte jeden Sommer eine unerklärliche Wut, Baustellen einzurichten und Straßen zu sperren. Jahr für Jahr regte sich Barbara darüber auf, aber ob sie nun auf die Palme ging oder gelassen blieb, es änderte nichts. Der sommerliche Bauwahn hatte den Charakter eines Naturgesetzes angenommen.
    Sie stieß einen lauten Seufzer aus, der an das Universum gerichtet war. Angeblich hatte die Hanse Sail Jahr für Jahr über eine Million Besucher, die zweifellos einen Haufen Geld in alle möglichen Taschen spülten, aus ermittlungstechnischer Sicht war dies jedoch ein Albtraum. Allein der Gedanke, unter all den Gästen von sonst wo könne ein Mörder sein, musste einer Kriminalistin Sodbrennen bereiten – falls nicht ein Spezial-Daiquiri daran schuld war.
    Kriminalkommissarin Riedbiester lenkte ihren Wagen über die Dörfer westlich der Stadt, wobei sie feststellte, dass ihre Schleichwege auch anderen Rostockern bekannt waren. Da ihr privates Auto weder über Martinshorn noch Blaulicht verfügte, musste sie sich in Geduld fassen. Außerdem machte Kuddel Sperenzchen. Immer, wenn sie halten musste, ging der Motor aus.
    Als sie den weinroten Golf vor sieben Jahren gebraucht erworben hatte, da hatte sie sofort gewusst, dass er Kuddel heißen musste. Die von ihrem Kollegen Uplegger so gehassten Psychologen würden sicher ein verborgenes Motiv dafür vermuten, womöglich ein verdrängtes Kindheitserlebnis; verdrängte Kindheitserlebnisse waren schließlich groß in Mode. Bewusst konnte sich Barbara jedenfalls an keinen Kuddel erinnern, nicht einmal an einen Kurt.
    Während sie sich durch Dorf Lichtenhagen quälte, ersann sie ein Spiel, das ihr den Stau versüßte. Sie zerlegte Modewörter in ihre Silben und trommelte dazu rhythmisch auf das Lenkrad: »Authentizität, Ambivalenz, Projektion, unbewusst …« Der letzte Begriff war quasi in den Wortschatz jedes Frisörs übergegangen, der beim Warten auf Kundschaft Artikel über Hirnforschung studierte, aufbereitet für die Leserin von Gemälde der Frau . Hirnforschung! Barbara hupte ihren Vordermann an, der nicht bemerkt hatte, dass die Blechschlange ein paar Zentimeter vorgerückt war. Das war schon keine Wissenschaft mehr, sondern Religion. Kuddel hieß Kuddel, basta! Und an heißen Tage stank es in seinem Inneren nach Benzin.
    Uplegger kam schneller voran, denn Gunnar Wendel fuhr in seinem Dienstwagen über Warnemünde mit Sondersignal. Der Chef war nicht gerade redselig, und Uplegger telefonierte zweimal mit Barbara. Das zweite, sehr kurze Gespräch kommentierte er mit dem Satz: »Sie ist stinkig!«
    »Das ist die Dampframme doch immer. Den Tag, an dem sie mal anders ist, rahme ich in meinem Kalender mit Gold.« Wendel bremste den Wagen ab, als das Ortseingangsschild von Nienhagen in Sicht kam. Obwohl der NDR-Wetterfrosch einen Hitzerekord angekündigt hatte, trug er wie immer Anzug und Krawatte, was er seinem Posten schuldig zu sein glaubte; allein der Anblick ließ bei seinem Beifahrer noch mehr Schweiß ausbrechen. Da nun der Fahrtwind wegfiel, stand die Luft im Wagen trotz geöffneter Fenster.
    Ein paar hundert Meter vor ihnen raste ein weinroter VW-Bus durch den Ort, der ebenfalls blaue Hörner trug. Beide Männer erkannten ihn sofort als Fahrzeug der Spurensicherung. Und als Uplegger in den Seitenspiegel schaute, sah er hinter sich den grauen Kastenwagen der Rechtsmedizin.
    Wendel sagte: »Wie Sie es mit Barbara aushalten, ist mir schleierhaft.«
    »Ich nehme sie, wie sie ist.«
    »Was bleibt Ihnen anderes übrig? Aber lange schaue ich mir ihre Trinkerei nicht mehr an. Wir haben jetzt eine Suchtberaterin in Waldeck, die hat sich neulich allen Kommissariatsleitern vorgestellt. Da werde ich die Riedbiestersche hinschicken. Was heißt schicken? Hinbefehlen! Wetten wir?«
    Uplegger schaute seinen Chef überrascht von der Seite an.
    »Aber Sie wetten doch nie!«
    »Ausnahmen
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