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Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)

Titel: Mörder im Chat - Ostsee-Krimi : (Aus Rostock)
Autoren: Hinstorff-Verlag
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Sprache. Ab und zu kam ihr die eine oder andere Vokabel hoch wie ein Rülpsen nach zu fettigem Essen, aber was cariño bedeutete, wusste sie nicht und hatte es wohl auch nie gewusst.
    »Kann einer von euch Spanisch? Sie, Lor… Lutze? Oder du, Manfred?«
    Beide schüttelten den Kopf. Uplegger aber sagte: »Es gibt die italienische Vokabel carino . Das heißt hübsch oder nett.«
    »Aber bei Del Cariño … wegen diesem del müsste cariño ein Substantiv sein.«
    »Wir machen es uns viel zu schwer mit dem Rätselraten.« Uplegger zückte sein Smartphone, und nach kurzer Zeit hatte er die Antwort: » Cariño bedeutet Liebe oder Zuneigung.«
    »Oh, ich hätte auf amore getippt.«
    »Nee, das weiß ich zufällig, das ist amor . Also auf Spanisch«, mischte sich nun auch Pentzien ein. Natürlich, dachte Barbara, ich habe wirklich fast alles vergessen.
    »Genau«, bestätigte der Lorbass. »Auch wenn ich die Sprachen nicht beherrsche, habe ich wie die meisten Menschen schon Urlaub in Italien wie auch in Spanien gemacht. Amore ist italienisch, amor spanisch.«
    »Aber da steht Cariño !«, rief Barbara.
    »Ist Cariño das Opfer?«, fragte Gunnar Wendel, der fast lautlos hereingekommen war. Damit war die sinnlose Sprachdebatte beendet.
    Obwohl sie ein eher skeptischer Mensch war, hatte Barbara eines immer geglaubt, nämlich die vollmundigen öffentlichen Erklärungen von Polizei-Offiziellen, man könne jeden Straftäter im Netz anhand seiner IP-Adresse identifizieren. Manfred Pentzien zog ihr diesen Zahn. Zwar wurde der Lorbass ans Telefon geschickt, um die Schweizer Kollegen zu fragen, ob sie nicht Miriams IP beschaffen könnten, und Pentzien zitierte seinen Internet-Spezialisten herbei, aber er meinte zugleich, dass es durchaus Möglichkeiten gäbe, sich hinter virtuellen Schutzmauern zu verstecken, die auch die Polizei nicht oder nur unter allergrößten Schwierigkeiten durchbrechen könne.
    Während sie warteten, ließen sie den kurzen Film noch dreimal laufen, davon zweimal in Zeitlupe. Bei der Einschätzung der Waffe einigten sie sich schließlich auf eine Art Buschmesser mit einem sägezahnartigen Klingenrücken, also etwas, das nicht jedermanns Haushalt zierte.
    Obwohl nur ein kleiner Ausschnitt des Zimmers zu sehen war, behauptete Gunnar Wendel steif und fest, er halte es für den Raum einer Neubauwohnung: Irgendetwas an dem Ambiente mute ihn so an. Nun entsprach irgendetwas nicht gerade den Vorstellungen von kriminalistischer Präzision, seinen eigenen am allerwenigsten, aber Barbara notierte auf ihren Block: Neubauwohnung? Wo?
    Manfred Pentzien konnte etwas Brauchbareres beisteuern. Die Szene, als der Maskierte zur Tür hereinkam, hatte es ihm angetan, und nachdem er sie hatte wiederholen lassen, sagte er: »Der Typ ist männlich, etwa 1,75 bis 1,80 m groß und höchstens 30 Jahre.«
    »Männlich und die Größe, okay, da folge ich dir«, sagte Wendel, »aber das Alter? Wie kommst du darauf?«
    »Die Bewegungen. Es sind die Bewegungen eines jungen Mannes.«
    »Du interessierst dich für die Bewegung junger Männer?«, fragte Barbara prompt.
    »Ja, da staunst du, was? Solche Abgründe hättest du bei mir nicht erwartet, hm? Hättest du so viele Videoaufzeichnungen von Überwachungskameras ausgewertet wie ich, wüsstest du, wovon ich spreche. Aber ihr dreht ja den ganzen Tag Däumchen.«
    Der Lorbass kehrte von seinem Telefonat zurück.
    »Wusstet ihr, dass die Schweizer Humor haben? Oberleutnant Erni hat mir versprochen, sich um die IP-Adresse zu kümmern. Wörtlich hat er gesagt: ›Die muss ja irgendwo in der Luft herumschwirren, ich schicke morgen ein paar Leute mit Keschern los, um sie einzufangen.‹«
    »Ich finde das nicht sehr komisch«, meinte Uplegger.
    Barbara zuckte mit den Schultern. »Na ja, Schweizer Humor eben.«
    »Ich würde in der Schweiz Depressionen bekommen«, steuerte Wendel zur Abschweifung bei. »Überall hohe Berge. Ich brauche die Weite, die Fernsicht, kurzum: unser Mecklenburger Land.«
    »Aber manchmal fährst du nach Norwegen«, bemerkte Pentzien.
    »War ich erst zwei- oder dreimal. Nee, ich bevorzuge Dänemark. Das ist schön platt.«
    Da betrat Oberkommissar Rösler den Raum, der sich bei der Kriminaltechnik vor allem um die Internetsachen kümmerte. Auch er sah zunächst den Film und hielt dann einen längeren Vortrag über Anonymizer, Proxyserver und Proxykaskaden, über IP Spoofing und die mangelnde Bereitschaft mancher Provider zur Zusammenarbeit mit der Polizei, er sprach von
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