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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Autoren: Peter O'Donnell
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beim Fenster und beobachtete Modesty Blaise, die am großen Finn-Juhl-Schreibtisch den neuesten Bericht aus dem Operationsgebiet Südfrankreich studierte. Als ihr Oberleutnant im »Netz« war Garcia sehr dankbar, daß Modesty nun wieder da war. Für die Organisation war es eine harte Probe gewesen, daß die Mam’selle ein halbes Jahr im Fernen Osten verbracht hatte, obwohl sie durch tägliche Anrufe und Telegramme weiterhin die Kontrolle ausgeübt hatte.
    Außerdem hätte sie auf keinen Fall länger bleiben können, sagte sich Garcia. Die gerissene Kadiri-Bande hatte nicht und nicht locker gelassen und wäre beinahe eine regelrechte Herausforderung für das »Netz« geworden, was unweigerlich zu einem erbarmungslosen Kampf geführt hätte. Aber zusammen mit Krolli und zwei Männern ihrer Abteilung hatte Modesty Kadiri vier Tage nach ihrer Rückkehr in einer für sie typischen genialen Operation aus dem Verkehr gezogen.
    Kadiri war nun unfreiwilliger Gast jenes arabischen Nomadenstammes, bei dem Modesty einen Teil ihrer Kindheit verbracht hatte, und seine Bande war aufgerieben worden. Einem von Krollis Männern war ein Arm gebrochen worden, und die Mam’selle selbst hatte einen kleineren Messerstich im Oberarm, der genäht hatte werden müssen. In der Tat, ein leicht errungener Sieg.
    Es war schade, dachte Garcia, daß sie diesen Garvin so falsch eingeschätzt hatte. Es war auch überraschend.
    Ihr Instinkt bei der Beurteilung von Menschen hatte sie sonst noch nie im Stich gelassen. Er blickte zu Dany Chavasse, der rechts von Modesty auf dem Sofa neben der Wand saß, männlich-elegant wie immer. Danny schaute Modesty ruhig und respektvoll an. In seinem Blick lag jene Spur von Neugier, die Garcia in den Augen so vieler Männer gesehen hatte, wenn sie Modesty beobachteten. Er zuckte im Geiste die Achseln.
    Selbst für ihn war sie immer noch ein Rätsel, und er kannte sie so gut wie keiner.
    Sie legte den Bericht beiseite und fragte: »Danny, glaubst du, daß La Roches Frau inzwischen dahintergekommen ist, daß du sie nur verführt hast, damit du von ihr Informationen über das Sicherheitssystem der Bank erhältst?«
    Er nickte. »Ja, Mam’selle. Sie ist eine intelligente Frau.«
    »Könnte sie vorhaben, irgend etwas diesbezüglich zu unternehmen?«
    »Nein, Mam’selle. Sie hat es gewußt, bevor wir uns trennten, und trotzdem sind wir als Freunde auseinandergegangen. Sie würde mir nie Leid zufügen wollen.«
    »Das wollen sie nie«, stellte Modesty nachdenklich fest.
    Garcia lachte leise: »Danny hat magische Kräfte.«
    Es stimmte, daß Danny Chavasse eine magische Wirkung auf Frauen, gleich welchen Alters, ausübte.
    Auf der Straße drehte sich keine nach ihm um, aber sobald er eine bestimmte Frau ins Auge gefaßt hatte, verstand er es, einfach unwiderstehlich zu wirken.
    Noch bemerkenswerter war seine Gabe, jede Affäre ohne übermäßiges Leid und ohne Bitterkeit beenden zu können. Diese Stärken waren seine speziellen Gaben und für das »Netz« von unermeßlichem Wert.
    Modesty Blaise hakte auf ihrem Notizblock einen Punkt ab und fragte: »Gibt es heute morgen sonst noch etwas zu berichten, Garcia?«
    »Nur wegen der Hongkong-Sache, Mam’selle«, antwortete Garcia schüchtern. »Garvin sollte nun schon seit mindestens sechs Tagen zurück sein, und bis jetzt haben wir kein Wort von ihm gehört. Ich glaube, wir müssen annehmen, daß er den Auftrag nicht erfüllt hat. Wollen Sie, daß ich Wei Lu in Hongkong anrufe und mit den Nachforschungen beginne?«
    Modesty setzte sich für einen Augenblick stirnrunzelnd an den Schreibtisch und schüttelte dann den Kopf. »Wir geben ihm zehn Tage. Frag mich nicht warum, ich weiß es selbst nicht. Vielleicht habe ich eine Vorahnung – ich weiß allerdings nicht einmal, welche. Also –« Sie unterbrach sich, als eines der Telefone auf ihrem Schreibtisch läutete.
    Garcia hob den Hörer ab. »Ja?« Er lauschte und zog die Augenbrauen vor Überraschung hoch. »Sie meinen, er ist jetzt bei Ihnen?« Er lauschte wieder, ließ den Hörer sinken und sagte: »Garvin ist angekommen, Mam’selle. Er ist jetzt unten und möchte Sie sprechen.«
    Modesty Blaise setzte sich gerade auf, und ihre Augen verengten sich. »Dann soll er heraufkommen«, sagte sie knapp. »Ich möchte nur wissen, was in aller Welt er in den vergangenen sechs Tagen getrieben hat.«
    Danny Chavasse fragte: »Soll ich gehen, Mam’selle?«
    Sie überlegte. »Nein. Ich möchte, daß du ihn dir ansiehst,
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