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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Autoren: Peter O'Donnell
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Geständnis verschiedener Verbrechen ablegt, und dann wird man ihn exekutieren.«
    Sie bemerkte, daß Willie Garvin ihren Worten mit gespannter Aufmerksamkeit gefolgt war. Nun fragte er:
    »Wo liegt Kui-tan?«
    »Ein paar hundert Kilometer die Küste entlang und dann acht Kilometer im Landesinneren.«
    Sie ging zu einem Schrank, nahm eine Landkarte heraus, faltete sie auseinander und breitete sie auf dem Schreibtisch aus. Als er neben ihr stand, fühlte sie neuerlich die starke Spannung, unter der er stand. Drei Minuten lang studierte er schweigend mit beängstigender Konzentration die Landkarte. Dann sagte er: »Ich muß Ihren Großvater da rausbringen, Molly, und dazu brauch ich mehr Moneten, als ich habe – also, wieviel können Sie auf treiben?«
    Sie wandte den Kopf und starrte ihn an. »Aus Rotchina heraus? Das ist verrückt, Mr. Garvin. Bitte glauben Sie mir, daß ich meinen Großvater liebe und alles tun würde, um ihm zu helfen, aber ich weiß, was möglich ist und was nicht. Ich verstehe nicht, wie Sie an so etwas Aussichtsloses auch nur denken können. Für mich bedeutet das großen Kummer, aber für Sie geht es nur darum, Modesty Blaise in Tanger anzurufen und ihr mitzuteilen, was geschehen ist.«
    »Nein!« Seine Stimme überschlug sich fast. Er schluckte und fuhr dann ruhig fort: »Nein, Molly. Modesty Blaise hat mich für einen Job hergeschickt, den ersten, den ich für sie erledige, und es kommt überhaupt nicht in Frage, daß ich sie anrufe und ihr meine Probleme vorjammere.«
    Molly ließ sich kraftlos auf den Stuhl ihres Großvaters sinken. »Sie … Sie wollen wirklich nach Rotchina und versuchen, ihn herauszubringen, Mr. Garvin?«
    Willie Garvin zuckte ungeduldig die Achseln. »Ich hab keine andere Wahl.« Er stand abrupt auf und begann, gedankenverloren in dem kleinen Büro auf und ab zu gehen. Sie fühlte, wie sich seine Spannung in rastloses Nachdenken wandelte und sein Gehirn hinter den ausdruckslosen Augen auf Hochtouren arbeitete. In ihr keimte eine kleine, vage Hoffnung auf. Von diesem Mann strömte eine erstaunliche Kraft aus, und zu alledem hatte er auch noch das Siegel von Modesty Blaise bei sich, was seine Kraft verdoppelte.
    »Ich brauche einen Bootsführer«, murmelte Willie Garvin, als dächte er laut. »Jemand Verläßlichen. Auch ein paar Dinge von einem Arzt. Dann ein Atemgerät, einen Feldstecher …« Seine Stimme wurde immer leiser, nur seine Lippen bewegten sich noch. Molly beobachtete ihn, wie er eine Weile vor dem Fenster stehenblieb, wo er, ohne etwas wahrzunehmen, hinausstarrte und dann wieder vor sich hinmurmelnd im Zimmer auf und ab ging. »Keine Handfeuerwaffen … nur meine Messer und ein paar Schläger. Wenn es zu einer Schießerei kommt, verlier’ ich ohnedies. Vielleicht Handgranaten? Als Ablenkungsmanöver …? Das wird alles sehr kostspielig.« Er blieb stehen. »Können Sie etwas Bargeld auftreiben, Molly?«
    Sie hob die Hände mit den Handflächen nach oben.
    »Mr. Garvin, ich bin ein junges chinesisches Mädchen. Ich besitze einige Hundert Hongkongdollar, und Sie können darüber verfügen, aber –«
    Willie Garvin fiel ihr ins Wort. »Wissen Sie, bei welcher Bank Modesty Blaise hier Kunde ist?«
    Sie nickte. »Ja, bei der Hongkong and Macao Fidelity Bank.«
    »Gut. Ich werde ihr Siegel benützen, um dort Geld abzuheben.« Molly Chen sah, wie sich bei diesen Worten Schweiß über seinen Augenbrauen sammelte.
    »Glauben Sie, daß die Bank dabei mitspielt?«
    »Ich denke schon, Mr. Garvin. Das Siegel von Modesty Blaise genießt hohe Anerkennung. Falls sich die Bank aber doch weigert, kenne ich verschiedene Privatpersonen, die Ihnen sicherlich aufgrund der Brosche Geld leihen werden.«
    Willie Garvin wischte sich mit einem Taschentuch über die Stirn und meinte: »Ich brauche ein Boot, Molly, eine schnelle Motorjacht, und einen verläßlichen Mann, der sie bedient. Alles, was ich von ihm verlange, ist, daß er mich in der Nacht ungefähr fünf Kilometer von der Küste entfernt in ein Schlauchboot absetzt und dann vier Nächte lang jede Nacht dorthin zurückkommt, ein paar Stunden dableibt, sagen wir von zwei bis vier, und ein Funksignal für mich aussendet, damit ich ihn anpeilen kann.«
    »Vier Nächte lang?«
    »Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, komm’ ich überhaupt nicht mehr. Dann müssen Sie Modesty Blaise anrufen und ihr alles erzählen. Nicht vorher.«
    Molly kam hinter dem Schreibtisch hervor und blickte zu ihm auf: »Mr. Garvin, es ist sehr
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