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Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Autoren: Peter O'Donnell
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lang huschte so etwas wie ein Grinsen über Willie Garvins ängstliches Gesicht. »Nun, dann wurde es ein bißchen komisch, Prinzessin. Ich schnitt ein Leintuch in Streifen und wickelte Wei Lus Füße darin ein, dann trug ich ihn zum Fahrradabstellplatz hinaus. Viele Soldaten haben solche Dinger, aber natürlich ohne Sozius, und da ich nicht wollte, daß Wei Lu auf der Stange saß, radelte ich schließlich mit ihm auf dem Rücken davon. Wir sahen wie zwei Clowns bei einer Zirkusnummer aus. Die Straße war nicht gut, und bei jedem Schlagloch begann Wei Lu auf chinesisch zu beten. Ich glaube jedenfalls, daß er gebetet hat. In der übrigen Zeit plapperte er besserwisserisch auf englisch daher. Da hatten wir die Stadt schon hinter uns gelassen und keine Menschenseele war zu sehen. Wir stritten den ganzen Weg bis zur Küste hinunter und ich wurde so wütend, daß ich den Preis hinaufsetzte. Wir brauchten zwar nur eine Stunde, aber …« Er blickte finster drein und schüttelte den Kopf.
    »Ich habe eingesehen, daß es saudumm von mir war, ihn auf jenem Weg hinausbringen zu wollen, auf dem ich hineingekommen war. Als ich die Fahrräder sah, hätte ich wissen müssen, daß wir damit die besten Chancen hätten.«
    Danny Chavasse blickte zu Modesty Blaise und war verblüfft, in ihren Augen einen Anflug von Heiterkeit zu bemerken. Es war beinahe ein Lächeln. Das hatte er noch nie bei ihr gesehen. Gleich darauf war es verschwunden, und sie fragte: »Und sonst hatten Sie keine weiteren Probleme?«
    »Nicht direkt, Prinzessin. Als wir zur Flußmündung kamen, mußte ich Wei Lu einen halben Kilometer über die Felsen zu der Stelle tragen, wo ich das Schlauchboot gelassen hatte, aber der Mondschein machte die Sache etwas leichter. Als ich das Boot dann aufblasen wollte, bemerkte ich, daß die Druckluftpumpe leck war; ich hatte aber für alle Fälle eine Handpumpe mitgenommen, und wir ließen das Boot um zwei Uhr früh ins Wasser, früher, als ich erwartet hatte.
    Wie sich herausstellte, wäre es gar nicht nötig gewesen, bei der Tankstelle den Zeitzünder anzubringen, aber ich hatte geglaubt, ein Ablenkungsmanöver veranstalten zu müssen. Wie dem auch sei, wir peilten Mollys Schnellboot an, sie las uns um halb drei auf, und am nächsten Tag – nein, es war ja derselbe Tag – gab mir der alte Wei Lu in Hongkong die Überbringeraktien.«
    Es herrschte ein kurzes Schweigen, dann fragte Modesty Blaise: »Was haben Sie gemeint, als Sie davon sprachen, den Preis hinaufzusetzen, während Sie mit Wei Lu auf dem Fahrrad stritten?«
    »Dazu wollte ich gerade kommen, Prinzessin.« Er öffnete neuerlich die Aktentasche, nahm einen dicken Umschlag heraus, legte ihn auf den Schreibtisch und blickte sie ängstlich an. »Ich hab ihm gesagt, daß das Netz seine Haut nicht umsonst retten würde und ihm ein vorläufiges Angebot von zwanzigtausend US-Dollar plus Spesen bis zu einer Höhe von fünftausend US-Dollar gemacht, natürlich unter der Voraussetzung, daß Miß Blaise damit einverstanden ist. Eigentlich wollte ich zehn Riesen verlangen, aber dann hab ich die Summe verdoppelt und ihm gesagt, daß es sich um ein sehr günstiges Angebot handelt. Er fand es wohl in Ordnung, denn als wir in Hongkong waren, brauchte ich nicht einmal mehr danach zu fragen.« Er deutete auf den Umschlag. »Es sind Hundertdollarscheine, Prinzessin. Ich hoffe, ich hab es richtig gemacht.«
    Garcia atmete geräuschvoll aus und murmelte: »Du liebe Zeit.« Danny Chavasse gab sich keine Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. Modesty Blaise schaute Willie Garvin über den Schreibtisch hinweg an. »Glauben Sie nicht, daß dieses Geld Ihnen gehören sollte?«
    Er war verblüfft. »Großer Gott, nein. Ich habe in Ihrem Namen gehandelt. Prinzessin. In Ihrem Namen!«
    »Ich verstehe.« Langes Schweigen. Nach einer Weile stand Modesty auf, ging langsam zum Fenster, schaute eine Zeitlang hinaus, drehte sich dann um und musterte den großen Mann neuerlich verwirrt. »Was haben Sie mir verschwiegen, Garvin?« fragte sie brüsk.
    Er blinzelte und fuhr sich über die Lippen. »Nun, nichts, Prinzessin. Ich meine, nur einige Kleinigkeiten, die nicht ins Gewicht fallen.«
    »Sie haben Angst«, unterbrach Modesty ihn. »Sie haben Angst, seit Sie diesen Raum betreten haben, also muß es etwas geben, das Sie verschweigen. Ich möchte wissen, was es ist.«
    Willie Garvin fuhr sich mit der Hand nervös über das Gesicht und sagte dann mit leiser Verzweiflung: »Es stimmt, daß ich Angst
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