Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
Danny.«
    Zwei Minuten später klopfte Willie Garvin an die Tür und trat auf Modestys Aufforderung ein. In der Hand hielt er eine kleine Aktentasche. Der Anzug, den er in Thailand gekauft hatte, war frisch gebügelt, er trug ein sauberes weißes Hemd, glänzend polierte Schuhe und war frisch rasiert. Aber seine innere Spannung schien den Raum zu füllen, als er »Guten Morgen, Prinzessin«, sagte und abwartend stehenblieb.
    Garcia wies auf einen Stuhl. Willie Garvin machte einige Schritte und setzte sich Modesty gegenüber an den Schreibtisch. Sie musterte ihn einige Augenblicke lang aufmerksam und fragte dann: »Haben Sie die Überbringeraktien?«
    »Ja, Prinzessin.« Als er die Aktentasche auf seinen Knien öffnete, sah sie, daß seine kräftigen Hände zitterten. Er nahm einen großen Umschlag heraus, beugte sich vor und legte ihn auf den Schreibtisch. Sie öffnete den Umschlag, nahm die Aktien heraus, prüfte sie sorgfältig und gab sie dann an Garcia weiter. Als sie wieder über den Schreibtisch blickte, war sie verwirrt, weil sie die Angst bemerkte, die dieser Mann ganz deutlich zu bekämpfen versuchte, gab sich aber Mühe, ihre Verwirrung nicht zu zeigen. »Sie haben das Gold abgeliefert?«
    »Ja, Prinzessin. Ich habe hier die Bestätigung Fentons.« Mit zitternden Händen reichte er ihr einen kleineren Umschlag über den Schreibtisch. Sie überprüfte die Bestätigung und legte sie dann beiseite. Willie reichte ihr die Elfenbeinbrosche mit ihrem Siegel. »Da ist das auch noch.«
    Modesty Blaise wartete einige Sekunden, ob er weitersprechen wolle, aber als er still dasaß und auf seine Hände starrte, verschränkte sie ihre Arme auf dem Schreibtisch, beugte sich vor und fragte: »Warum kommen Sie sechs Tage zu spät, Garvin?«
    Er schaute verzweifelt auf. »Es tut mir leid, Prinzessin. Ich bin auf ziemliche Schwierigkeiten gestoßen, und es hat mich ein paar zusätzliche Tage gekostet, damit fertigzuwerden.«
    »Welche Art von Schwierigkeiten?«
    Er nestelte an seinem Hemdkragen. »Sie haben gesagt, Sie wollen keine Entschuldigungen.«
    Modesty zuckte die Achseln. »Das stimmt. Aber mich interessieren die Gründe, also berichten Sie von Ihren Schwierigkeiten.«
    »Na ja … Ich bin also nach Hongkong gekommen und hab die Lieferung an Fenton erledigt, aber Wei Lu war nicht in seinem Büro. Nur seine Enkelin, Molly Chen. Die hat mir erzählt, daß ihr Großvater von einem alten Feind, einem Armeeoberst, geschnappt worden sei und daß man ihn nach Kui-tan in Rotchina gebracht hätte.« Er warf einen gehetzten Blick auf Garcia und Danny Chavasse und wandte sich dann wieder an Modesty. »Deshalb mußte ich ihn rausholen«, meinte er entschuldigend, »und das hat mich einige Zeit gekostet.«
    Lange war es absolut ruhig im Zimmer. Dann keuchte Garcia: »Ihn herausholen? Großer Gott!«
    Modesty Blaise blinzelte und rekapitulierte dann langsam: »Wei Lu war Gefangener der chinesischen Volksarmee, und Sie sind dorthin gegangen und haben ihn herausgeholt? Das wollten Sie doch sagen?«
    Willie Garvin nickte unglücklich. »Es gab keinen anderen Weg, Prinzessin, an die Überbringeraktien ranzukommen. Sie können das mit Wei Lu und Molly Chen nachprüfen. Es tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, aber ich hab etwas Zeit gebraucht, um das alles auszuarbeiten.«
    Modesty schaute Garcia an, sah seinen erstaunten Gesichtsausdruck, entspannte sich und meinte: »Ich glaube, Sie erzählen uns besser die ganze Geschichte, Willie Garvin. Von Anfang an, wenn ich bitten darf.«
    Es war eine Gelegenheit, die Danny Chavasse nicht so schnell vergessen würde. Er lauschte gebannt, wie sich die Geschichte stockend entwickelte. Seine Augen glitten von Willie Garvin zu Modesty Blaise, und er war von der Intensität ihres Interesses fasziniert. Mehrmals mußte sie dem großen Mann mit einer Frage weiterhelfen, und einmal traten Schweißperlen auf seine Stirn und er verstummte gänzlich, nachdem er erzählt hatte, wie er ihr Siegel benutzt hatte, um von der Bank das Geld, das er für seine Aufgabe brauchte, zu leihen.
    Als sie einfach nur nickte und »Okay, weiter«, sagte, schien er freier zu atmen.
    Garcia stand mit verschränkten Armen und unbewegtem Gesicht beim Fenster, bis Willie Garvin zu jenem Moment in seinem Bericht kam, als er die niederschmetternde Feststellung machen mußte, daß Wei Lu nicht gehen konnte. Da zuckte Garcia zusammen und atmete heftig ein. Modesty Blaise fragte ruhig:
    »Und was dann?«
    Einen Augenblick
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher