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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
Autoren: Peter O'Donnell
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Riedgras aus den Pyrenäen geflochten hatte, eine so genannte
cesta
.
    Rasch wich er seitlich und nach hinten aus und hob die Hand mit dem Fangschläger, musste aber dennoch hochspringen, um den Ball nahe dem Ende des Korbes zu erwischen. Als seine Füße wieder den Boden berührten, drehte er sich mit dem Rücken zur Wand und senkte den Arm in einem weichen raschen Schwung, sodass die
cesta
beinahe den Boden berührte. Die Kraft seines Schlags schleuderte den Ball mit einer Geschwindigkeit von beinahe zweihundert Kilometern pro Stunde auf eine aufsteigende Bahn gegen die vierzig Meter entfernte Wand.
    Hoch und rasch kam der Ball schräg über den Platz zurück, Etienne Aranda sprang, um ihn in seiner
cesta
aufzufangen, hielt ihn aber mit einer kleinen Drehbewegung fest. »Jetzt hören wir auf«, sagte er. »Es wird langsam dunkel.«
    Willie Garvin schaute zum Himmel auf. »Es ist noch nicht wirklich dunkel«, protestierte er.
    Aranda meinte: »Ich möchte keinen gespaltenen Schädel. Und auch deiner sollte lieber heil bleiben. Schließlich haben wir heute schon sechs Stunden gespielt.«
    »Vielleicht hast du Recht.« Willie nahm seinen Fangschläger ab. »Aber es ist ein fabelhaftes Spiel, und ich habe nur hier bei dir Gelegenheit dazu, also will ich es ausnützen.«
    »Du könntest sehr gut sein«, sagte Aranda, als sie durch das kleine Pinienwäldchen zum Swimmingpool gingen. »Wirklich gut.« Es war nicht seine Art zu schmeicheln, er selbst war vor zehn Jahren Pelota-Champion gewesen.
    »Ich mag alle Sportarten, bei denen man etwas werfen muss«, sagte Willie.
    Aranda lachte. »Dafür hast du ein besonderes Talent. Das habe ich schon im Zirkus festgestellt.« Er sprach von einem Vorfall, der zwei Tage zurücklag. Willie Garvin, ein Mann mit vielseitigen Neigungen, besaß unter anderem die Hälfte eines Zirkus. Die andere Hälfte gehörte seinem Partner bei diesem Unternehmen, einem Ungarn namens György, der den Betrieb führte und Zirkusdirektor spielte. Willie war sozusagen stiller Teilhaber, aber seit einigen Jahren hatte es ihm Spaß gemacht, von Zeit zu Zeit einige Wochen mit dem Zirkus zu verbringen, entweder auf Tournee oder im Winterquartier. Es war eine eigene Welt, die auch Modesty faszinierte, als er sie in das Zirkusleben einführte.
    Vor einer Woche war Györgys Zirkus zufällig nach San Sebastian gekommen, das knapp hinter der Grenze lag, und Willies Gastgeber hatten es genossen, vor der Vorstellung eine Stunde lang den Zirkusbetrieb hinter den Kulissen zu erleben. Um Consuela, die in vieler Beziehung naiv wie ein Kind war, eine besondere Freude zu machen, hatte Willie mit György verabredet, an diesem Abend eine Extranummer einzufügen. Consuela und Etienne waren erstaunt, als Modesty und Willie während der Pause verschwanden; und noch erstaunter waren sie, als Modesty kurz darauf zwischen einem Trapezakt und einer Raubkatzennummer in großem Make-up, einem Paillettenkostüm und Netzstrumpfhosen erschien. Sie diente jenen Messern, Macheten und Tomahawks als Ziel, die ein von György als »Pancho Caramba, der weltberühmte Messerwerfer«, angekündigter Mann beängstigend nahe an ihr vorbeiwarf. Mit einem riesigen mexikanischen Sombrero, in rotem Hemd und schwarzen Hosen mit Silberknöpfen bis zu den Knöcheln und einem zwanzig Zentimeter langen, herabhängenden Schnurrbart gab Willie Garvin eine sechs Minuten dauernde Vorstellung, nach der Consuela vor Lachen kaum aufstehen konnte.
    Für sie und ihren Mann war es ein köstlicher Insiderspaß, aber es war auch eine Darbietung von einmaliger Meisterschaft. Aranda fiel sie wieder ein, als er jetzt mit Willie vom Pelota-Platz kam, und er sagte ernst: »Consuela hat mir erzählt, dass sie einmal guten Grund hatte, für dein Talent dankbar zu sein, Willie. Damals, als du sie aus den Händen von Rodelle befreit hast.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Willie vage. »Das alles ist lang her.«
    Sie schwammen, zogen sich um und gingen in den von einem Licht in der Korkeiche sanft beleuchteten Patio, wo die Drinks auf sie warteten. Consuela war da und sah mit ihren fünfundzwanzig Jahren wie achtzehn aus, ein kleines, zartes Mädchen, lächelnd und schön.
    In den Tagen des ›Netzes‹ hatte sie für Modesty Blaise in der Abteilung für Industriespionage als Kurier zwischen Europa und Afrika gearbeitet.
    Als sie sich Hals über Kopf in Etienne Aranda, den Präsidenten eines spanischen Schiffbau-Konsortiums, verliebte und er ihre Gefühle erwiderte, bat sie
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