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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
Autoren: Peter O'Donnell
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schwankte, wie von einem riesigen Hammerschlag getroffen, und in der Wand neben der Tür sah sie einen breiten Riss.
    Modesty sprang aufs Bett, um das Fenster zu erreichen, und zog an den Holzläden, aber auch als sie mit einem Stuhlbein auf sie einschlug, rührten sie sich nicht. Der Schweiß auf ihrem Gesicht und ihrem Körper wurde eisig, als sie begriff, dass sich der Rahmen verzogen hatte und die Fensterläden klemmten.
    Das Dröhnen wurde lauter, das Beben heftiger. Sie befand sich auf halbem Weg zur Tür, als sie sah, dass der Türsturz gebrochen war und den Rahmen hinunterpresste.
    Mit einem furchtbaren Getöse fiel etwas Riesiges in der Nähe ihres Zimmers herunter, und im selben Augenblick erschien auf den Wänden ein verrücktes Muster von Rissen. Eine Wand bog sich nach innen. Modesty sprang unter das umgedrehte Bett, das über den Boden schlitterte. Während sie sich unter der Matratze verbarg, wurde ihr bewusst, dass der schwache Holzrahmen des einfachen Bettes ihren einzigen Schutz gegen all das bildete, was an Beton und Verputz auf sie fallen mochte.
    Sekundenlang lag sie auf den sich hin und her bewegenden kalten Terrazzofliesen, dann öffnete sich der Boden unter ihr, sie wurde gedreht und fiel in die Dunkelheit. Das muss der letzte Augenblick meines Lebens sein, dachte sie. Während sie fiel, hörte sie sich schreien – ein Protestschrei, dass das Ende so sinnlos sein kann. Kaum einen Meter tiefer schlug ihr Körper auf eine glatte Metallfläche auf, die ein wenig nachgab.
    Die Matratze fiel auf sie, prallte ab und fiel weiter, während sie selbst seitwärts glitt. Wieder fiel sie auf etwas, diesmal auf etwas Hartes, aber die Matratze unter ihr bewahrte sie vor einem Aufprall. Dann stürzte mit einem lang dauernden, bösen Getöse das ganze Gebäude über ihr zusammen.
    Die Arme über dem Kopf verschränkt, wartete sie halb betäubt auf das Ende. Der Staub ließ sie kaum atmen, und sie hielt den Saum ihres Bademantels vor Mund und Nase. Das Einstürzen und Aufschlagen, ganz anders als das Dröhnen des Bebens selbst, schien ferner zu werden, als sei das Gebäude zuerst in seinen Fundamenten zerstört worden und stürze jetzt in sich selbst zusammen.
    Langsam, langsam wurden die Geräusche schwächer, wurde das Schwanken des Bodens zu einer pulsierenden Vibration. Dann folgten flüsternde Stille, lange Minuten kleiner, unheimlicher Geräusche. Knarren.
    Herabfallendes Gestein. Kratzen von Stein auf Metall.
    Und dann endlich, von einer fernen schreienden Stimme abgesehen, Stille. Modesty wischte eine Lage Staub vom Gesicht, öffnete die Augen und war erstaunt, in das Loch, in dem sie unverletzt und mit geringfügigen Abschürfungen lag, ein schwaches Licht einfallen zu sehen. Als sie den Kopf wandte, stellte sie fest, dass das Licht aus dem Inneren eines Autos kam, das von einem Stahlträger halb zusammengedrückt war.
    Der Stahlträger stützte – wie ein riesiger Dachsparren – das Geröll, das auf ihm lag.
    Langsam begriff sie. Sie war in der Garage im Tiefgeschoss. Sekunden vor dem Einsturz des Gebäudes war sie durch den Fußboden ihres Zimmers in die darunter liegende Garage gefallen und unterwegs einmal auf das Dach eines Autos aufgeprallt. Ihre Nerven spannten sich an, als sie das Benzin roch, das ausgeronnen sein musste, als der Tank aufgerissen wurde. Jetzt bedurfte es nur eines Funkens …
    Eine krächzende Stimme, kaum einen Meter entfernt, sagte: »
Mam’selle … je vous prie … ma jambe …
«
    Sie rollte vorsichtig auf die Seite und sah sich um.
    Das Loch, in dem sie lag, war etwa drei Meter lang und zweieinhalb Meter breit; unregelmäßig in den Umrissen, erlaubte es nur eine Bewegung auf Händen und Knien. Knapp hinter ihren Füßen erkannte sie die Reste des Bettrahmens – ein paar zerbrochene, von Staub und Schutt bedeckte Bretter. Unter den Brettern kamen Kopf und Schultern eines Mannes hervor. Er drehte den Kopf nach hinten, um sie ansehen zu können. Sein Gesicht war so mit Staub bedeckt, dass Augen und Mund wie Löcher in einer Maske wirkten.
    »Mein Bein«, wiederholte er auf Französisch. »Es ist verwundet … blutet.«
    Sie drehte sich auf der Matratze um und kroch zu ihm, voller Angst, seine Beine könnten von den Trümmern zerquetscht worden sein. Doch als sie die Bretter beiseite schob, sah sie, dass er, zu einer Kugel zusammengerollt, neben der zertrümmerten Waschanlage und einem Schutthaufen lag. Aus dem Schutt ragte ein abgebrochenes Kupferrohr hervor, von dem
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