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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
Autoren: Peter O'Donnell
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Spielhölle. Da ist sie fünfzehn. Modesty Blaise spioniert in den Bordellen Nordafrikas und führt das internationale Verbrechersyndikat »Das Netz«. Während der größte Aufruhr der Jugendjahre James Bonds darin besteht, wegen der Verführung eines Dienstmädchens fast des Colleges verwiesen zu werden, ist Modesty Blaise bereits mit Diebstahl in großem Stil beschäftigt. Ihr Ziel: der Ruhestand mit spätestens fünfundzwanzig Jahren. Bis dahin will sie insgesamt eine halbe Million Pfund Sterling erbeutet haben, das reicht ihr. Das ist es, was Modesty Blaise aus ihrer Jugend gelernt hat: Nur wer gewinnt, überlebt.
    Und das unterscheidet sie wieder von Bond: Modesty Blaise stiehlt nur solange, bis sie es sich endlich leisten kann, für das Gute zu kämpfen.
    Mit gerade fünfundzwanzig Jahren im selbstgewählten Ruhestand angekommen, beginnt Modesty, Spezialaufträge des britischen Außenministeriums zu übernehmen. Sie tötet Superschurken, mischt die Kunstmafia auf oder rettet die Welt. Doch ganz im Gegensatz zu Bond kämpft sie nicht für England, sondern gegen die Langeweile. »James Bond hat weder ein Heim noch Freunde oder Interessen«, sagt O’Donnell, »Modesty Blaise dagegen hat das alles. Sie hat einen Freundeskreis, eine Wohnung in London und ein Cottage in Wiltshire – und sie hat Interessen.« Das ist es, was Modesty Blaise dem Träger der Doppelnullnummer James Bond voraus hat: Sie kann kämpfen und besitzt Kultur.
    Sie ist schön
und
klug, sammelt Kunst und praktiziert seltene (und seltsame) Kampfsportarten. Kurz: Modesty Blaise ist die Frau, die sich die Jungs wählen würden, wenn sie wirklich die Wahl hätten.
    Zwar hat auch sie ihre Gespielen, Männer, die sie hat, weil sie ihr gefallen – doch ganz anders als der lediglich erektil liebende Bond kennt Modesty Blaise auch die seelischen Verstrickungen der Liebe. Sie hat für sich
die
Lösung gefunden: Sie liebt jemanden, mit dem sie nie ins Bett gehen würde. Er heißt Willie Garvin. Der ist viel besser als ein Geliebter. Willie Garvin ist ein Freund.
    »Sie brauchte einen Kumpel, jemanden, mit dem sie reden kann«, erklärt Peter O’Donnell. Die Figur Willie Garvin gab es bereits nach zehn Minuten – »komplett ausgereift, einschließlich seines Namens.« Für englische Ohren klänge »Willie« etwas schmalzig, aber nicht bei ihm. Und seit jenem Montag in den Sechzigerjahren, als Peter O’Donnell ihren Partner erfand, liebt Modesty Blaise Willie Garvin.
    In den Swinging Sixties machte Modesty Mode. Ihre Abenteuer – erst in Comics, dann in Romanen – hatten Millionenauflagen. Sie waren spannend, witzig und cool. Peter O’Donnell hatte eine Heldin der neuen Zeit gefunden – poppig, bunt und sehr modebewusst.
    Ihre Abenteuer schrien förmlich danach, verfilmt zu werden. Doch die Kinoleinwand blieb der einzige Schauplatz, auf dem Modesty verlieren sollte. Der Starregisseur Joseph Losey versuchte sich 1966 an einem bunten Comicspektakel. Doch sein Film scheiterte kläglich und wurde weder den Romanen noch den Comics gerecht. Dass man Monica Vitti – eine Fehlbesetzung – auch noch blond einfärbte, war völlig unverständlich. Und dass der Film extrem albern war, auch.
    Die Bondfilme näherten sich ihrem Protagonisten stets humorlos und schufen erst so eine gewisse Ironie. Die starke Modesty Blaise aber schien man nicht ernst nehmen zu wollen. Lag das daran, dass sie so ungewöhnlich war? Oder daran, dass Modesty Blaise viel ernster zu nehmen ist als ihr männliches Gegenstück?
    James Bond, fest angestellter Mitarbeiter seiner Majestät Secret Service, darf stellvertretend für seine Leser den großen Auftrag wahrnehmen und im Namen der Firma ein dickes Spesenkonto verprassen – Modesty Blaise dagegen ist niemandem Untertan, agiert als ›freie Unternehmerin‹ und wählt sich nicht nur ihre Aufträge selbst, sondern auch die Wege, wie diese ausgeführt werden. Eine moderne Frau – einer wie James Bond dagegen ist ein Auslaufmodell.
    Nicht zuletzt: Modesty Blaise ist eine fightende Frau – und vor den Sechzigerjahren kannte man das kaum.
    Mit ihr zog diese Fantasie in den Traum der Popkultur ein – und hat seitdem unzählige Weiterverarbeitungen erfahren. Heutzutage gibt es Geschöpfe wie die PC-Amazone Lara Croft. Doch die sind meist reine Kampfmaschinen, bar jeder Poesie. Modesty Blaise hingegen ist zuerst sophisticated und dann erst rabiat.
    Ihr Name – Modesty – bedeutet ›Bescheidenheit‹, doch die hat sie längst nicht
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