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Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman

Titel: Modesty Blaise 10: Der Xanadu-Talisman
Autoren: Peter O'Donnell
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sich, ihm nochmals mit einem warmen Lächeln zuwinkend, ab. Mit dem Hut in der Hand stand er da und sah ihr betrübt nach, als sie mit eleganten, federnden Schritten zum Parliament Square ging.
    Wie brachte sie es nur zustande, gleichzeitig die aufregendste und die beruhigendste Frau zu sein, die ihm je begegnet war?
    Als Tarrant das neben seinem Büro gelegene Zimmer betrat, stand Fraser von seinem Schreibtischsessel auf und sagte bescheiden: »Guten Tag, Sir Gerald.«
    »Tag, Fraser. Etwas Neues?«
    »Nichts von Bedeutung. Darf ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Tarrant war ein wenig erstaunt. Nichts Wichtiges, und doch schien Fraser unbedingt etwas besprechen zu wollen, denn er hatte seine Bitte ungewöhnlich rasch vorgebracht.
    »Gern, kommen Sie herein.« Tarrant ging in sein Büro, hängte Schirm und Hut auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. »Was gibt es?«
    Fraser rückte an seiner Krawatte und lächelte unterwürfig. »Ich glaube, Sir, ich muss Ihnen Qualität und Herkunft der Pahlawi-Krone nicht beschreiben?«
    Tarrant lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ist das nicht die große Krone von Persien?«, fragte er langsam.
    »Oder die des Iran, wie man es jetzt nennt? Ein Spielzeug für den Schah, aus den tausenden Edelsteinen und Diamanten hergestellt, die aus der Schatztruhe des Großmoguls stammen? Vermutlich einige Millionen wert.«
    Nur die völlige Reglosigkeit von Frasers Zügen verriet sein Erstaunen. »Ja, ganz richtig, Sir«, sagte er nach ein, zwei Sekunden. »Was ist mit ihr?«
    Fraser beugte sich vor. »Sie ist im Besitz von Mr. Boulter«, sagte er mit nicht ganz fester Stimme.
    »Wie ich höre, ist er ziemlich unglücklich darüber.«
    Nach langem Schweigen sagte Tarrant ehrfurchtsvoll: »Das ist wunderbar. Woher kam sie, Jack?«
    Die Erwähnung seines Vornamens gab Fraser zu verstehen, dass er die Maske, die er beinahe immer zur Schau trug, fallen lassen konnte. Er lachte laut, und sein mageres, griesgrämiges Gesicht wurde von boshafter Freude verklärt. »Das Paket wurde heute Morgen an seiner Tür abgegeben. Natürlich hat man es zuerst nach Sprengstoffen untersucht, dann legte man Boulter diese verdammte riesige Krone auf den Tisch. Eine Stunde lang wusste kein Mensch, was sie war oder woher sie stammt, bis ein Mann von Garrards kam und sie identifizierte.«
    Tarrant saß mit geschlossenen Augen da, und ein Gefühl höchster Zuneigung durchströmte ihn. Natürlich hatte ihr Willie gestern von den Schwierigkeiten mit Boulter erzählt. Und jetzt das. Die Pahlawi-Krone war vermutlich jenes Objekt, das in der westlichen Welt am meisten Ungelegenheiten bringen konnte; die heißeste aller heißen Kartoffeln, und sie lag in Boulters Schoß. Wenn man Modesty Blaise zur Freundin hatte, geschahen gelegentlich Wunder.
    »Der Minister wird Boulter ans Kreuz nageln«, sagte Fraser mit tiefer Befriedigung. »Niemand wird glauben, dass jemand eine Beute im Wert von fünfzig Millionen Pfund einfach auf seine Türschwelle gelegt hat.« Fraser schüttelte den Kopf. »Mein Gott, ich kann es selbst nicht glauben. Boulter
muss
bei irgendetwas mitgemischt haben. Anderseits kann das nicht stimmen, denn wie ich höre, hatte er beinahe einen Herzanfall. Wer, zum Teufel, könnte sich der Pahlawi-Krone bemächtigen und sie dann auch noch Boulter zuschanzen?«
    Tarrant öffnete eine Lade und nahm eine Kiste Zigarren heraus. Es war nicht seine Gewohnheit, sich zu dieser Tageszeit eine Zigarre zu gönnen, aber er war so erfreut, dass er nicht einmal ein schlechtes Gewissen hatte. »Ja, wer wohl?«, wiederholte er genüsslich. »Setzen Sie sich und hören Sie gut zu, Jack. Modesty Blaise hat mir erlaubt, Ihnen eine kleine Geschichte zu erzählen.«

Peter O’Donnell

    Peter O’Donnell wurde am 11. April 1920 in London geboren. Seine erste Erzählung verkaufte er im Alter von sechzehn Jahren, angeblich für 4 Shilling 10 Pence. Der Zweite Weltkrieg führte ihn als Funker der britischen Armee unter anderem ins damalige Persien, wo er ein Schlüsselerlebnis hatte: Er begegnete einem kleinen Flüchtlingsmädchen, das die Vorlage für Modesty Blaise wurde. Heimgekehrt, etablierte er sich als freier Autor. Er arbeitete als Ghostwriter, verfasste ein Theaterstück
(Mr. Fothergill’s Murder)
und schrieb für alle Arten von Zeitungen und Zeitschriften. Seit den frühen Fünfzigerjahren profilierte er sich zunehmend als Szenarist für Comicstrips, die in mehreren Tageszeitungen in Großbritannien erschienen und
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