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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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sicher, Sie spüren kein Verlangen nach meiner Erziehungsbehandlung.»
    Angel kicherte. Clares frische Wangen verloren an Farbe. «Ach, das war aber nicht notwendig, Mr. Sexton. Ich habe noch nie meine Pflicht vernachlässigt. Es war bloß ein Vorschlag.»
    «Dann vergessen Sie ihn, Mrs. McTurk. Das hier ist eine sehr wichtige Operation, und wir haben präzise Instruktionen.» Er ging auf die Seite der Straße hinüber, wo der Abbruch der Felswand sich zu einer Höhe von etwa zweieinhalb Meter senkte, sprang, erreichte die Kante, zog sich so leicht hoch, daß er über den Fels zu fliegen schien und verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Angel ging zum Wohnwagen, nahm den Wagenheber und lehnte ihn gegen ein Rad. «Ich hasse dieses Schwein», sagte sie nebenhin. «Er kann einen so zurichten, daß man wünscht, tot zu sein, und man sieht nicht einmal Spuren davon.»
    Etwa tausend Meter entfernt, hinter einem Dutzend der Kehren, in denen sich die Serpentinenstraße wand, hielt der Peugeot 404 ein gleichmäßiges Tempo. Sir Gerald Tarrant gähnte auf dem Rücksitz. Er war müde, aber glücklich. Müde, weil er eine anstrengende Woche in Brüssel als Vorsitzender des Koordinationskomitees der NATO-Geheimdienste hinter sich hatte und jetzt seit acht Stunden in Frankreich unterwegs war, glücklich, weil er in ungefähr zwanzig Minuten in der Auberge du Tarn eintreffen würde. Das war ein kleiner, unterhalb von La Malene über den Fluß hinausgebauter Gasthof, und dort würde Modesty Blaise auf ihn warten.
    Er würde vier Tage in ihrer Gesellschaft verbringen und nichts tun außer angeln, Spazierengehen und vielleicht am Abend ein paar Pfund beim Bezique an sie verlieren. Er konnte sich nicht erinnern, sich seit Jahren auf etwas so gefreut zu haben. Sie war der beruhigendste Gefährte, den man sich denken konnte. Er lächelte ein wenig bei dem Gedanken, denn es war paradox.
    Die Leute, die nur wußten, was sie getan hatte, und nicht, wie sie selbst war, würden nicht einmal im Traum daran denken, das Wort beruhigend mit Modesty Blaise in Zusammenhang zu bringen. Er überlegte, ob er sie mit genügend Schlauheit dazu bewegen könnte, ein oder zwei ihrer Abenteuer zu erzählen, war aber keineswegs optimistisch, was die Erfolgschancen betraf.
    Sie und auch ihr bemerkenswerter Freund und Gefolgsmann Willie Garvin schienen eine fixe Aversion dagegen zu haben, Genaueres über ihre Tätigkeit zu erzählen. Das bezog sich sowohl auf die Jahre, in denen Modesty eine Verbrecherorganisation, ‹
Das Netz
›, geleitet hatte und Willie ihre rechte Hand gewesen war, als auch auf die Zeit seit ihrem Rücktritt, als Tarrant sie einige Male einsetzen konnte, einfach weil sie herausfanden, daß der Reiz gelegentlicher Gefahr eine Sucht geworden war.
    Eine leichte Melancholie erfaßte Tarrant. Früher oder später würden sie zu einem Unternehmen aufbrechen und nicht zurückkehren. Es war unvermeidlich, und selbst im letzten Jahr waren sie zweimal knapp daran vorbeigegangen. Ein wenn auch geringer Trost lag darin, daß dieser letzte und tödliche Auftrag nicht auf sein Betreiben zustande kommen würde. Schon seit einiger Zeit hatte er es abgelehnt, sie bei weiteren Operationen einzusetzen. Es würde eine Aufgabe sein, die sie sich selbst gestellt hatten. Die beiden schienen für schwierige Situationen geboren zu sein. Sie stießen ihnen einfach zu.
    «Ist alles klar hinsichtlich Ihrer Instruktionen, wenn ich ausgestiegen bin, Reilly?» sagte er. «Ja, Sir.» Der rothaarige Chauffeur nickte. «Ich fahre weiter bis Millau, nehme dort Zimmer im
Moderne
und warte zwei Tage auf Kontakt mit Mr. Clayton. Weitere Instruktionen kommen von ihm. Wenn er nach zwei Tagen nicht auftaucht, rufe ich das Büro an und frage nach weiteren Aufträgen. März Code, Variation sechs.»
    «Gut.» Tarrant lehnte sich in seinen Sitz zurück.
    Reilly war jetzt seit zwei Jahren sein Chauffeur. Ein tüchtiger Mann, der gut mit einem Routinejob als Kurier fertig wurde. Es fiel ihm auf, daß Reilly während der langen Fahrt ungewöhnlich schweigsam gewesen war. Normalerweise plauderte er ein wenig – nicht zu viel –, nur gelegentlich fünf Minuten lang ein beiläufiges Gespräch mit seiner weichen irischen Stimme.
    Reilly wußte immer, wann sein Herr Ruhe wünschte.
    «Stimmt irgend etwas nicht?» fragte Tarrant plötzlich.
    Er sah, daß Reilly ein wenig zusammenzuckte.
    Dann schüttelte der Mann den Kopf. «Nein, Sir, mir geht es gut. Warum fragen Sie?»
    «Sie sind so
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