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Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Modesty Blaise 07: Die silberne Lady

Titel: Modesty Blaise 07: Die silberne Lady
Autoren: Peter O'Donnell
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von sich hören läßt. Ich habe keine Lust, den ganzen verdammten Tag hier herumzustehen.» Ihre Stimme hatte den unverkennbar näselnden Akzent von Liverpool, ganz leicht von amerikanischer Aussprache überdeckt.
    Die zweite Nonne warf ihr einen scharfen Blick zu.
    «Ich möchte es dir nicht noch einmal sagen, liebe Angel.» Ihre Stimme hob und senkte sich mit dem singenden Akzent des schottischen Hochlands. «Wenn wir den Habit tragen, sprechen wir wie Nonnen, auch untereinander. Und außerdem schickt es sich für eine junge Dame nicht, so ordinär zu reden.»
    Das Mädchen lachte, mit einem boshaften Ausdruck in den schmutzigbraunen Augen. «Schickt es sich für eine Dame, ein Bordell in New Orleans zu führen?»
    «Du bist heute unausstehlich, Angel. Wenn ich dort einmal ein Spezialservice für Herren geleitet habe, so war das nur berufliche Notwendigkeit. Ich habe die Welt nicht so gemacht, wie sie ist, und wir alle müssen sehen, wie wir am besten weiterkommen.»
    «Für Madame Clare war alles in Butter, natürlich. Du hättest einmal ein paar von den Spezialdienstleistungen ausprobieren sollen, die sie verlangten.»
    «
Darüber
wollen wir nicht sprechen, meine Liebe», sagte die ältere Nonne steif. «Du warst damals ganz froh, den Job zu bekommen, und es ist ohnehin schon lange vorbei. Es ist ein großes Glück für dich, daß ich dich ausgewählt und mitgenommen habe, als mir dieser großartige neue Job angeboten wurde.»
    «Ich war die einzige, die den Mumm dazu hatte.
    Kannst du dir vorstellen, daß Maisie oder Jacquie oder eine von den anderen einen guten Trick mit einem Rasiermesser oder einem Stück Klavierdraht fertig bringt? Außerdem glaube ich manchmal, du bist ein bißchen schwul und die kleine Angel gefällt dir ganz gut.» Sie grinste wie ein bösartiges Kind.
    Die Lippen unter der hübsch gebogenen Nase wurden schmal. «Du hast eine sehr schmutzige Phantasie, Angelica. Ich glaube, ich werde mit Mr. Sexton sprechen müssen.»
    Das Gesicht der jüngeren Nonne zeigte einen wachsamen Ausdruck. Sie wußte, daß sie zu weit gegangen war. Clare konnte man nicht aus der Ruhe bringen, dachte sie, aber wenn die alte Ziege anfing, einen Angelica zu nennen, dann bedeutete das, daß sie zornig war. Und eine zornige Clare war gefährlich. Die schmutzigbraunen Augen verloren ihr boshaftes Glitzern und wurden reuig, einschmeichelnd.
    «Nein, es tut mir leid, Clare, wirklich. Ich werde nur immer so aufgeregt, wenn ein Job zu erledigen ist, und dann sage ich die verrücktesten Dinge. Du weißt es doch! Sag Mr. Sexton nichts. Er hat mich letztes Mal ganz schrecklich zugerichtet …»
    Sie brach ab. Ein leises Geräusch ließ sie beide herumfahren. Ein Mann hatte sich von dem sieben Meter hohen Felsen am Rand auf die Straße fallen lassen. Er trug eine schwarze Hose, einen schwarzen Blazer, ein hellgelbes Hemd und eine schwarze Krawatte. Ein Feldstecher hing an einem Riemen um seinen Hals. Er war einsachtzig groß, breitschultrig und ging mit schnellen Schritten von ungewöhnlicher Leichtigkeit, als berührten seine Füße kaum den Boden. Dichtes, lockiges Haar und ein Bart umgaben sein eckiges Gesicht wie einen Heiligenschein. Seine Augen waren hellblau. Er hatte eine Ausstrahlung von sprühender Vitalität und wirkte wie ein Atavismus, ein Mensch aus einem früheren Zeitalter. In einer Rüstung und mit einem Schwert in der Hand würde er dem traditionellen Bild von Richard Löwenherz entsprechen.
    Clare sagte: «Ah, da sind Sie ja, Mr. Sexton.» Niemand nannte ihn anders als Mr. Sexton, nicht einmal sein Auftraggeber. Der Mann lächelte und nickte. Er hatte eben eineinhalb Kilometer zurückgelegt, in schnellem Gang über Unterholz und felsigen Grund, aber sein Atem war ruhig.
    «Und da sind Sie, meine lieben Damen. Der Wagen ist unterwegs und sollte in weniger als fünf Minuten hier sein. Sind Sie fertig?»
    «Alles bereit, Mr. Sexton. Keine Änderung in den Anordnungen?»
    «Keine, Mrs. McTurk. Sie und Angel werden die erste Phase der Operation durchführen. Ich bleibe außer Sicht und halte die Straße im Auge, bis es Zeit zum Schlußpunkt ist.»
    «Sehr gut, Mr. Sexton, aber ich bin sicher, daß Angel und ich die ganze Sache ohne Schwierigkeiten erledigen könnten. Das Mädchen hat den Draht bei der Hand.»
    «Ich setze volles Vertrauen in Sie beide, Mrs. McTurk.» Seine Augen schimmerten vor Lachen.
    «Aber wenn Sie Angel erlauben, ihren Draht zu gebrauchen, werde ich sehr böse sein, und ich bin
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