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Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits

Titel: Modesty Blaise 02: Die Lady bittet ins Jenseits
Autoren: Peter O'Donnell
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zu machen, daß sie die Lage als hoffnungslos einschätzte. Er lachte auf. «Nein, danke, mein Herzblatt. Ich bin lieber auf der Seite der Gewinner. Und das gleiche gilt zweifellos für die handfesten Burschen hinter mir. Du kannst nicht mehr gewinnen, das weißt du. Du bist eine Frau, behindert durch kleinliche Skrupel.»
    «Vielleicht hast du recht.»
    «Ich weiß, daß ich recht habe. Schau, ich zum Beispiel könnte dich niederschießen und dir sterben zusehen. Ich würde vielleicht ein wenig traurig sein, aber trotzdem ruhig schlafen können.» Sein Lächeln wurde freundlich, seine Stimme noch weicher, und sein irischer Dialekt schlug jetzt ganz deutlich durch. «Aber dir fiele es schwer, auf mich abzudrücken, auch wenn du die Kanone in der Hand hättest, Liebling. Ist dir das klar? Ich bin der Mann, der dich vor langer Zeit als erster glücklich gemacht hat, erinnerst du dich noch? Aber natürlich erinnerst du dich. Der herrliche Mike Delgado. Du wärst nie imstande, den Mann zu töten, der dich den Flug zu den Sternen lehrte. Oder?»
    Ihre Schultern sanken herab. «So etwas kann man nie mit Bestimmtheit sagen», erwiderte sie zurückhaltend und halb gegen Willie gewendet, die linke Seite aber Delgado zugedreht. «Es tut mir leid, Willie, daß wir es nicht geschafft haben …»
    Sie hob die linke Hand in einer kleinen, hilflosen Geste, um damit Delgados Blick anzuziehen, und im gleichen Augenblick führte die seiner Sicht verborgene Rechte eine rasante Bewegung aus. Sie hielt ihr Gesicht Delgado zugekehrt, während sie den Colt aus dem Halfter riß und von hinten, quer über ihr Kreuz einen Schuß abfeuerte; einen Schuß mit allen Gefahren des Verfehlens und mit all den Vorzügen der Überraschung.
    Dem Krachen ihres Colts folgte das Bellen der Magnum innerhalb des Bruchteils einer Sekunde. Sie fühlte einen brennenden Schmerz im linken Arm hoch oben, knapp unter der Schulter. Delgado fiel. Nur dunkel hatte sie die Vision, daß einer der drei Männer mit den Maschinenpistolen auf schwankenden Füßen zurücktaumelte und daß ihm das schwarze Heft eines Messers aus der Brust herausragte.
    Sie drehte sich seitwärts und feuerte, während sie sich fallen ließ. Es war, als ob ein einziger Schuß die beiden anderen Männer getroffen hätte, denn sie gingen gleichzeitig zu Boden. Der eine trudelte herum und gab im Sterben noch einen Feuerstoß ab, der sich hoch über dem Kamm verlor. Der andere taumelte bloß und klammerte sich kraftlos an den sieben Zentimeter langen Griff des Messers, das aus seinem Hals herausstand. Willies zweites Messer hatte sein Ziel gefunden.
    Sie erhob sich auf die Knie. Willie untersuchte die vier Männer; als letzten Delgado. Dann kam er auf sie zu und tippte mit dem Finger auf seine Brust. «Ins Schwarze getroffen, Prinzessin. Mitten ins Herz.»
    «So wollte ich es auch.» Ihr Blick ruhte auf dem ausgestreckten Körper. «Er ist das Opfer seiner eigenen Eitelkeit geworden.»
    Willie nickte. Dann sah sie, wie er plötzlich erschrak, als er sich bewußt wurde, daß sie ihren Arm, aus dem Blut hervorströmte, umfaßt hielt. Das schwere Geschoß war durch Fleisch und Muskeln gedrungen und hatte ihr eine tiefe, fünf Zentimeter lange Wunde zugefügt.
    «Bring mich an Bord, Willie», sagte sie heiser.
    Dreieinhalb Kilometer weiter drinnen im Tal, beim Wachthaus, flammten bereits die ersten Lichter auf.
    Drei Schüsse wurden rasch hintereinander abgefeuert, als Zeichen des Generalalarms. Willie Garvin hob sie in die Dove hinauf und kletterte hinter ihr nach. Mit schwindelndem Kopf lag sie da und preßte mit aller Kraft, die ihr verblieb, die Wunde zusammen. Das Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor. Willie kniete neben ihr nieder und riß ein Notverbandpäckchen aus seiner Hosentasche.
    «Leg es hierher und flieg los.» Ihre Stimme war ein kratzendes Flüstern. «Nichts wie weg, Willie!»
    Er schloß die Tür und machte sich am Armaturenbrett zu schaffen.
    Außer der Aufgabe, die nun vor ihm lag, verbannte er alles aus seinen Gedanken. Es würde drei bis vier Minuten dauern, bevor die ersten Männer auf ihren Motorrollern vom Wachthaus hierher gelangten. Sie würden nicht wissen, was geschehen war, denn sie hatten bloß Schüsse gehört. Sie würden jedoch bald begreifen, was vor sich ging, wenn sie die Motoren der Dove hörten.
    Er drehte die Instrumentenlichter und die Treibstoffzufuhr an, dann schaltete er das Hauptluftventil ein.
    Nachdem er Batterie und Generatoren eingestellt hatte,
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