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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
Autoren: Sophia Bennett
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zusammen ein ruhiges Leben zu führen. Was sie viele Jahre taten, indem sie einen Antiquitätenladen führten und froh und zufrieden waren.
    Ich liebe diese Geschichte. Sie hat einen glücklichen Anfang, eine glückliche Mitte und ein glückliches Ende, so wie es immer sein sollte, finde ich. Und weil Yvette Krähe beigebracht hat so unglaublich supertoll zu nähen, hat Krähe es geschafft, zehn Jahre früher als normal Modedesignerin zu werden, und ich durfte noch vor meinem sechzehnten Geburtstag alle meine Modeikonen kennenlernen, die meisten zumindest. Ich habe längst beschlossen, dass mein erstes Kind Yvette heißen soll. Oder Yves, wenn es ein Junge wird, nach Yves Saint Laurent. Ich habe alles genau geplant.
    Auf der Beerdigung ist die Crème de la Crème der Modebranche vertreten. Leute, die Yvette gut kannten, Leute, die sie gern gekannt hätten, Leute, die für Leute arbeiten, die sie kannten, und Leute, die einfach nur mit Leuten reden wollen, die sie kannten.
    Alle tragen ein durchgestyltes Outfit. Schwarz oder Grau. Schick. Teuer.
    Fast alle. Mein Outfit ist weiß. Sehr weiß. Sehr kurz. Sehr Sixties. Sehr original Mary Quant. ICH HATTE RIESENGLÜCK, ALS ICH ES LETZTE WOCHE IN EINEM SECONDHANDLADEN GEFUNDEN HABE: ES IST PRAKTISCH EIN MUSEUMSSTÜCK. Vielleicht hätten ein paar Zentimeter mehr am Saum nicht geschadet. Ich habe meine Sicherheitsunterhose und eine extra dicke Strumpfhose an, für den Fall, dass ich mich vorbeugen muss. Aber es passt perfekt zu meinen weißen Vinylschnürstiefeln, die absolut unwiderstehlich sind. Yvette würde das verstehen.
    Edie sieht aus wie die First Lady, ganz grauer Mantel und kleiner Hut und Anteilnahme, und gleicht meinen Auftritt damit aus. Krähe hat die schwarzgraue Ansage komplett ignoriert und trägt ein lila und blau bedrucktes Kleid mit einem purpurroten Poncho. Es sind Sachen, die sie an Yvette erinnern, weil sie sie zusammen genäht haben. Ich habe das Gefühl, dass einige der anderen Modeschöpfer wünschten, ihnen wäre auch so was eingefallen. Krähe ist eben immer etwas Besonderes.
    Als wir in das Hotel kommen, wo nach der Beerdigung der Empfang stattfindet, wird Krähe sofort belagert. Normalerweise muss ich sie in solchen Momenten retten, weil sie es hasst, mit Fremden zu sprechen. Aber diesmal ist es anders. Die Leute wollen über Yvette sprechen, die Krähe verehrt hat, oder darüber, wie man richtig, richtig gute Kleider näht, was Krähes Leidenschaft ist, und plötzlich ist sie diejenige von uns, die lauter spannende Gespräche führt, während Edie und ich in der Ecke stehen.
    Eigentlich sollte sich Granny um uns kümmern, aber sie trifft lauter Bekannte von vor vierzig Jahren oder Bekannte meiner Mutter aus der Zeit, als sie in Paris gemodelt hat. Und Granny scheint sich köstlich zu amüsieren, dafür dass sie auf einer Beerdigung ist.
    Ich denke wieder an Yvette und daran, wie sehr sie uns fehlen wird. Ich amüsiere mich nicht, aber mit Edie in der Ecke zu stehen ist immerhin besser als allein. Edie denkt immer noch an ihre Website, genauer gesagt an diese Leute aus Kalifornien, denen sie nie begegnet ist und die sie trotzdem aus irgendeinem Grund auf dem Kieker haben.
    »Es sind achteinhalbtausend Kilometer zwischen uns. Warum hacken sie ausgerechnet auf mir herum?«
    Ich ignoriere die Tatsache, dass sie weiß, wie weit Kalifornien entfernt ist (woher weiß sie so was?), und erinnere Edie daran, dass sie sich auch ständig in das Leben von Leuten einmischt – Verzeihung, Leuten hilft –, denen sie nie im Leben begegnet ist.
    »Du interessierst dich ja auch für Sachen, die in Südafrika passieren. Oder in Uganda. Das ist auch nicht gerade um die Ecke.«
    »Aber Krähe kommt von dort«, sagt Edie gekränkt.
    »Ja, aber jetzt lebt sie in Kensington. Ihr letzter Besuch in Uganda ist länger her als deiner.«
    Edie war im Sommer in Uganda, um Krähes Eltern und ihre kleine Schwester zu besuchen und sich die neue Schule anzusehen, für deren Bau sie Geld gesammelt hat.
    »Aber das mache ich, weil ich helfen will«, protestiert sie. »Nicht aus Gemeinheit.«
    »Was ich meine, ist, dass für viele Leute die Welt ein Dorf ist«, sage ich. »Das hast du mir beigebracht. Krähe bekommt Fanpost aus Japan. Auch wenn es seltsam ist, aber anscheinend gibt es sogar Leute, die sich aus der Entfernung ärgern.«
    »Aber was habe ich ihnen denn getan?«
    »Keine Ahnung! Du bist eben ein kleines bisschen berühmt und das ist ihnen aufgefallen, schätze
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