Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mobile

Mobile

Titel: Mobile
Autoren: Andreas Richter
Vom Netzwerk:
hätte - von der Bäckerei bis zum Reisebüro. Ein Blick in die Schaufenster verriet, dass hier Gebrauchtwaren an- und verkauft wurden. Die Tür war tatsächlich angelehnt und, wie es schien, aufgebrochen worden.
    »Was machen wir jetzt? «, flüsterte Joachim nervös. Sie waren keine fünf Meter vom Ladenlokal entfernt.
    »Nix, wir gucken nur «, antwortete Michael gedämpft.
    »Hier? Ohne Deckung? Bist du dämlich?« Joachim wurde immer blasser. Er hatte eine Höllenangst.
    Michael gab Joachim im Stillen Recht. Sie benötigten einen Schutz. Er sah sich rasch um und entdeckte auf der anderen Straßenseite ein dreitüriges Müllschranksystem, das in einer Waschbetonbox untergebracht war. Ein gutes Versteck. Michael gab Joachim ein Zeichen und verschwand schnellen Schrittes hinter den Müllboxen.
    Joachim folgte ihm. »Und was jetzt?«, fragte er leise.
    »Wir warten und gucken. Ist doch voll spannend, ein echter Einbruch.«
    »Ja, ist echt spannend«, sagte Joachim und versuchte, sein Unbehagen zu verbergen.
    Die beiden Jungs verharrten schweigend in ihrer Position. Sie ließen den Wagen und die Eingangstür nicht aus den Augen. Es war etwa eine Minute vergangen, als die Tür plötzlich aufgestoßen wurde und drei Männer mit schnellen Sch ritten aus dem Geschäft eilten.
    Es gelang Joachim gerade noch, einen hellen Aufschrei zu unterdrücken. Einer der Männer kletterte rasch auf die Ladefläche und nah m von den anderen beiden große und prall gefüllte Leinensäcke entgegen. Dann legte er sich auf die Ladefläche und die beiden anderen schwangen sich ins Fahrerhaus. Im hohen Tempo fuhren sie davon.
    »Hast du das gesehen?«, flüsterte Michael atemlos.
    »Die haben echt am helllichten Tag 'nen Bruch gemacht«, sagte Joachim ungläubig.
    »Und wir sind Zeugen, Jo, das ist wie in einem Krimi im Fernsehen. Komm, das gucken wir uns mal von drinnen an!«
    »Du willst da rein?«, fragte Joachim erschrocken.
    »Logo, klar.«
    »Michi, du kannst da nicht einbrechen!«
    »Wieso einbrechen? Da ist doch schon längst eingebrochen worden, von den Kerlen eben. Wir gehen doch nur rein. Oder hast du schon mal gehört, dass man in ein Haus, in das gerade eingebrochen wurde, noch mal einbrechen kann?«
    »Nein«, gab Joachim zu.
    »Na also, siehst du. Und nun komm schon, du Angsthase!«
    Das saß. Joachim schluckte. Er gab gerne zu, dass er nicht unbedingt zu den mutigsten Jungen der Welt zählte, aber ein Angsthase war er deshalb noch längst nicht - und das würde ihm auch niemals jemand nachsagen . Und so folgte er, obwohl er sich unwohl fühlte und ihm das alles nicht recht war, Michael langsam durch die weit aufstehende Tür ins Innere des Geschäftes.
    So achtlos, wie die Einbrecher beim Parken des Wagens und bei der aufgebrochenen Tür gewesen waren, waren sie auch drinnen zu Werke gegangen. Auf dem Boden lag eine Menge zerbrochenes Porzellan, das aus den Regalen gerissen worden war. Überall lagen umgestoßene Gegenstände herum, viele davon waren kaputt. Die Kasse auf dem Verkaufstresen war gewaltsam geöffnet und leer geräumt worden.
    »Das ist ja klasse«, rief Michael begeistert. »Ob wir hier was für uns finden, Jo? Los, lass uns mal gucken, ob für uns etwas dabei ist!«
    »Bist du bescheuert?«, stieß Joachim erschrocken aus. »Wir können hier nicht einfach was mitnehmen, das geht nicht. Das ist Diebstahl.«
    Michael machte eine abfällige Handbewegung und sagte: »Die anderen haben hier eingebrochen, nicht wir.«
    »Dafür gehen wir in den Knast, Michi.«
    »Wir sind Kinder, du Idiot, Kinder gehen nicht in den Knast.«
    »Aber in die Erziehungsanstalt.«
    »Nur, wenn man jemanden getötet hat. So, was ist jetzt? Es ist erlaubt, in einem aufgebrochenen Haus etwas mitzunehmen, wenn man nicht selbst eingebrochen hat, ich kenn mich mit Gesetzen gut aus.«
    Joachim glaubte ihm nicht , dennoch nickte er.
    Neben einem barocken Stuhl lag ein leerer Rucksack auf dem Boden. Michael hob ihn auf. »Hier können wir ein bisschen was reinpacken. Lass mal gucken … .«
    Er sah sich um. Dann nahm er eine kleine Vase aus dem Regal und legte sie behutsam in die Tasche. Joachi m sah ihm zu. Michael nahm ein samtbezogenes Kästchen in die Hand und schätzte sein Gewicht. Ohne hineinzusehen, steckte er es in den Rucksack.
    Obgleich ihm alles andere als wohl dabei war, hob Joachim einen Bierkrug mit Zinndeckel vom Boden auf und verstaute ihn im Rucksack. Michael steckte ein weiteres Kästchen ein. Es war lang, schmal und aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher