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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg
Autoren: Arnold Kuesters
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Musste sie deshalb sterben? Kann das so gewesen sein?«
    »Das kann sein.«
    »Warum hast du Hefter gebraucht? Konntest du nicht alleine weitermachen?«
    Ecki kam zurück und drückte Hünner das Glas Milch in die Hand.
    Hünner nickte dankbar und nahm einen kleinen Schluck. Dabei umfasste er das Glas mit beiden Händen. »Er sollte Sabrina wegbringen.«
    »Wohin sollte er sie bringen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »War dir das egal?«
    »Ja. Ich wollte Sabrina nicht mehr sehen.«
    »War Paul Hefter dein Freund?«
    »Nein.«
    »Hast du keine Freunde?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weiß nicht.« Hünners Oberkörper begann, sich kaum merklich zu bewegen. Er wiegte sich in einem stillen Rhythmus wie ein Kind, das sich mit der immer gleichen, wiederkehrenden Abfolge der Bewegung ein Gefühl von Geborgenheit gab.
    »Macht dir das nichts aus?«
    »Weiß nicht.«
    »Womit hat Paul Hefter Sabrina weggebracht?«
    »Mit seiner Karre.«
    »Mit seiner Karre?«
    »Ja, er hatte so eine Vespa, einen Motorroller.«
    »Damit kann man aber keinen toten Menschen transportieren.«
    »Doch.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Er hatte doch diese Karre. Die konnte er doch an seinen Roller machen. Da passt viel rein.«
    »Auch eine Leiche.«
    Hünner zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Milch.
    »Schmeckt dir die Milch?«
    »Lecker.«
    »Wolltest du denn mal sehen, wie Sabrina von innen aussieht?«
    »Aber das hat Paul Hefter doch immer getan, die Menschen aufgemacht und nachgesehen.«
    »Das weiß ich. Sollte er Sabrina auch einen Nagel durch die Stirn schlagen?«
    »Nein.«
    »Aber das hat er getan.«
    »Ja.«
    »Und er hat eine DVD gemacht.«
    »Ja.«
    »Findest du die Bilder schön?«
    »Nein.«
    »Was sollte Paul Hefter mit Sabrina tun?«
    »Das nicht.«
    »Was hast du ihm denn gesagt?«
    »Dass er sie wegmachen soll.«
    »Das habe ich nicht verstanden. Kannst du den Satz noch einmal wiederholen, Daniel?«
    »Dass er sie wegmachen soll!«
    »Wegmachen soll?«
    »Ja.«
    »Jetzt ist sie weg.«
    »Ja, jetzt ist sie weg.«
    »Vermisst du sie?«
    »Ein bisschen.«
    »Warum ein bisschen?«
    »Wir wollten doch heiraten.«
    »Aber sie hat gedroht, dich zu verraten, sie wusste zuviel. Deshalb musste sie sterben. Sie war dir im Weg. Du wolltest Oberbürgermeister werden. Um jeden Preis.«
    »Kann sein.«
    »Was würdest du jetzt machen, wenn Sabrina zur Tür hereinkommen würde?«
    »Ich würde sie umarmen.«
    »Aber eine Tote kann man nicht umarmen.«
    »Ich vergesse Sabrina nicht.«
    »Warst du noch einmal am oder im Bunker?«
    »Nein.«
    »Und wie war das mit Paul Hefter? Wie ging das weiter?«
    »Den habe ich auch vergessen.«
    »Hast du den auch totgemacht?«
    »Nein. Den nicht.«
    »Hättest du es denn gewollt?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil er Sabrina aufgeschnitten hat.«
    »Das hattest du doch von ihm verlangt. Er sollte alles machen wie immer. Oder stimmt das nicht?«
    »Das stimmt. Aber ich habe nicht das Aufschneiden gemeint. Er sollte sie nur wegmachen.«
    »Wer hat Paul denn totgemacht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Kann es jemand sein, den du kennst?«
    »Weiß nicht.«
    »Du hast uns erzählt, dass die IEA hinter allem steckt.«
    »Ja, ja. Die IEA.«
    »Hat Paul Hefter alleine gearbeitet?«
    »Beim Aufschneiden?«
    »Überhaupt. Hat er alleine nach den Kindern gesucht? Oder hatte er Auftraggeber?«
    Hünner stampfte mit einem Fuß auf. Er sah aus wie ein störrisches Kind. »Hab ich doch schon gesagt. Er hat sie alleine für sich gesucht. Zuerst. Und er hat Aufträge bekommen.«
    »Von wem hat er die bekommen. Von dir?«
    »Nein. Habe ich schon gesagt.«
    »Dann sag uns das bitte noch einmal.«
    »Nur noch einmal: ›Der Fünfer Bund‹.«
    »›Der Fünfer Bund‹? IEA?«
    »Ich will jetzt gehen.«
    »Das geht jetzt nicht mehr. Willst du noch ein Glas Milch?«
    Daniel C. Hünner schwieg. Nach einer Weile nickte er.

    Zwei Stunden später ließen die Ermittler Daniel C. Hünner von einem uniformierten Kollegen abholen. Zwischendurch war Böllmann kurz im Büro gewesen. Mit zufriedenem Gesicht hatte er der Vernehmung zugehört. Dann war er mit einem Hinweis auf seine Armbanduhr aufgestanden und leise und ohne Verabschiedung gegangen, wie ein Theaterbesucher, der die Vorstellung durch seinen Abgang nicht unnötig stören wollte.
    Frank und Ecki hatte die Vernehmung angestrengt. Auch der Unternehmer hatte müde und erschöpft gewirkt. Während der Vernehmung hatte er stets abgewunken, wenn ihn sein Anwalt, der
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