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Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)

Titel: Mitternachtsspitzen: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Yankee-Augen, versagte sich jeden Kommentar und schwang sich auf den ledergepolsterten Sitz. Verfluchter Mist. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, aber seinen Anweisungen durfte sie sich nicht widersetzen.
    Während er den Landauer sicher durch die Stadt lenkte, erklärte Cain ihr die Sehenswürdigkeiten. Kit war begeistert und vergaß ihre anfängliche Skepsis. Sie fuhren an dem berühmten Delmonico’s Restaurant vorbei und am Wallach’s Theatre, wo Charlotte Cushman in Oliver Twist spielte. Kit bestaunte die bombastischen Geschäfte und Hotels am Madison Square und weiter nördlich die eleganten Villen der Reichen.
    Cain hielt vor einem dieser imposanten Prachtbauten an. »Halt die Pferde fest. Ich bin gleich zurück.«
    Zunächst machte Kit das Warten nichts aus. Sie betrachtete die Häuser ringsum und die schwarz glänzenden Landauer mit den fein gekleideten Insassen. Sobald sie jedoch an das verfallene Charleston dachte, stellte sich die altvertraute Bitterkeit wieder ein.
    »Ein herrlicher Tag für eine Spazierfahrt. Und ich muss dir eine höchst amüsante Geschichte erzählen.«
    Kit hob den Kopf. Sie sah eine vornehme Dame mit schimmernden, blonden Locken und einem hübschen Schmollmund an Cains Arm die Treppe hinunterschweben. Ganz in erdbeerfarbene Seide gehüllt, hatte sie zum
Schutz vor der Nachmittagssonne einen Schirm aus weißer Spitze aufgespannt. Ein winziges Rüschenhäubchen wippte auf ihrem Kopf. Kit verabscheute sie auf Anhieb.
    Cain geleitete die Frau in die Kutsche und arrangierte ihr höflich die weit ausladenden Röcke. Kit, die ohnehin keine besonders hohe Meinung von ihm hatte, verzog spöttisch die Mundwinkel. Wenn das sein Typ war, dann war ihm wirklich nicht mehr zu helfen.
    Sie setzte ihren abgewetzten Stiefel auf die Eisenstufe und schwang sich auf den Rücksitz. Die Frau riss verwundert den Kopf herum. »Baron, wer ist denn dieser Schmutzfink?«
    »Wer ist hier ein Schmutzfink?« Kit sprang auf und ballte die Fäuste.
    »Setz dich«, blaffte Cain.
    Sie spähte zu ihm, gewahrte seine mordlustige Miene. Seufzend sank sie auf den Sitz zurück und bohrte ihre Augen in das kecke, erdbeerrot und weiß gerüschte Hütchen.
    Cain steuerte die Kutsche in den geschäftigen Verkehr. »Das ist Kit, mein neuer Stalljunge, Dora. Er kümmert sich um die Pferde für den Fall, dass du durch den Park spazieren möchtest.«
    Die Bänder an Doras Hut wippten aufmüpfig. »Für einen Spaziergang ist es viel zu heiß.«
    Cain zuckte mit den Schultern. Dora rückte ihren Sonnenschirm zurecht und schwieg ungnädig. Im Stillen freute sich Kit, dass der Major davon keine Notiz zu nehmen schien.
    Anders als die schmollende Dora plauderte Kit, wie ihr der Schnabel gewachsen war. Sie strahlte mit dem herrlichen Sommernachmittag um die Wette. Wann bekäme sie je wieder Gelegenheit, sich die Schönheiten New Yorks anzusehen? Auch wenn sie dafür mit ihrem Erzfeind in
einer Kutsche sitzen musste, wollte sie dieses Vergnügen in vollen Zügen auskosten.
    »Das ist der Central Park.«
    »Wieso zentral? Jeder Idiot sieht doch, dass er sich am Nordrand der Stadt befindet.«
    »New York wächst sehr schnell«, gab Cain zurück. »Derzeit ist rings um den Park größtenteils noch unbebaute Fläche. Bis auf ein paar Hütten und Höfe. Aber nicht mehr lange, und die Stadt wird sich weiter ausdehnen.«
    Als Kit sich skeptisch dazu äußern wollte, schnellte Dora auf ihrem Sitz herum und musterte sie mit einem vernichtenden Blick. Die Botschaft war eindeutig: Kit hatte bis auf Weiteres gefälligst den Mund zu halten.
    Mit einem gekünstelten Lächeln wandte Dora sich erneut Cain zu und legte ihm ihre in erdbeerrote Seide gehüllte Hand auf den Arm. »Baron, ich muss dir eine ungemein witzige Geschichte von Sugar Plum erzählen.«
    »Sugar… was?«
    »Du weißt doch. Mein süßer, kleiner Mops.«
    Kit zog eine Grimasse und lehnte sich auf dem Sitz zurück. Fasziniert beobachtete sie das Spiel von Licht und Schatten, als die Kutsche über die baumgesäumte Promenade in den Park glitt. Sie ertappte sich dabei, dass sie Doras Hütchen betrachtete. Wie in Himmelherrgottsnamen konnte jemand etwas so Albernes tragen? Und wieso klebte Kits Blick trotzdem magisch an diesem modischen Firlefanz?
    Zwei elegant ausstaffierte Damen in einem schwarzen Landauer passierten ihre Kutsche. Kit bemerkte, dass sie unverhohlen zu Cain herüberstarrten. Sie schienen auf ihn zu fliegen, einfach lächerlich! Zugegeben, er wusste mit Pferden
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