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Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht
Autoren: Dean R. Koontz
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schrit ten direkt über eine Wiese, über mit Sträuchern bewachsene Hügel und durch eine Baumgruppe hindurch.
    Die Spaziergänger erschreckten diejenigen, die nicht den unvermittelten Ruf vernommen hatten, einen Spaziergang zu machen, ein paar Reporter liefen eine Zeitlang mit und stellten Fragen, schließlich brüllten sie Fragen. Keiner der Gehenden antwortete.
    Joel war von dem Gefühl erfüllt, daß es einen Ort gab, wohin er gehen müßte, einen ganz besonderen Ort, wo er sich nie wieder um etwas Sorgen machen müßte, einen Ort, wo alles zur Verfügung gestellt würde, wo er sich keinen Ge danken um die Zukunft machen müßte. Er wußte nicht, wie dieser wunderbare Ort aussah, aber er wußte, er würde ihn erkennen, wenn er ihn sah. Er eilte aufgeregt weiter, fasziniert, angezogen.
    Gier.
    Das gallertige Ding im Keller der Ikarus-Kolonie war im Griff der Gier. Es war nicht gestorben, als die anderen Kinder von Moonhawk verendet waren, denn der Mikrokugelcomputer in seinem Inneren hatte sich aufgelöst, als es erstmals die Freiheit völliger Gestaltlosigkeit gesucht hatte; es hatte den über Mikrowelle ausgestrahlten Todesbefehl von Sonne nicht empfangen können. Und selbst wenn es den Be fehl erhalten hätte, hätte es ihn nicht ausgeführt, denn die Kreatur im Keller hatte kein Herz, das stehenbleiben konnte.
    Gier.
    Seine Gier war so gewaltig, daß es pulsierte und sich wand. Diese Gier war umfassender als bloßes Verlangen und schrecklicher als alle Schmerzen.
    Gier.
    Überall auf seiner Oberfläche hatten sich Münder aufgetan. Das Ding rief mit einer Stimme in die Welt hinaus, die stumm wirkte, es aber nicht war, einer Stimme, die nicht zu den Ohren seiner Beute sprach, sondern in deren Köpfe hin ein.
    Und sie kamen.
    Bald würde seine Gier gestillt werden.
    Oberst Lewis Tarker, befehlshabender Offizier des Feldhauptquartiers der Armee im Park am Ostende der Ocean Avenue, erhielt einen dringenden Anruf von Sergeant Sperlmont, der an der Straßensperre der Landstraße Wachdienst hatte. Sperlmont berichtete, er habe sechs seiner zwölf Männer verloren, die wie Zombies davongelaufen waren, zusammen mit Hunderten Reportern, die im selben seltsamen Zustand waren.
    »Hier geht etwas vor«, sagte er zu Tarker. »Es ist noch nicht vorbei, Sir.«
    Tarker rief augenblicklich Oren Westrom an, den FBI-Mann, der die Untersuchungen von Moonhawk leitete und mit dem sämtliche militärische Aspekte der Operation abgesprochen werden mußten.
    »Es ist noch nicht vorbei«, sagte Tarker zu Westrom. »Ich glaube, diese Spaziergänger sind noch unheimlicher, als Sperlmont sie beschrieben hat, auf eine Weise unheimlich, die er nicht vermitteln kann. Ich kenne ihn, und er hat mehr Angst als er selbst weiß.«
    Westrom seinerseits befahl die JetRanger des Bureau in die Luft... Er erklärte dem Piloten Jim Lobbow die Situation und sagte: »Sperlmont wird ihnen ein paar seiner Leute am Boden nachschicken, um herauszufinden, wohin zum Teufel sie gehen - und warum. Aber ich möchte, daß Sie Luftüberwachung vornehmen, falls es Schwierigkeiten geben sollte.«
    »Schon unterwegs«, sagte Lobbow.
    »Haben Sie in letzter Zeit getankt?«
    »Die Tanks sind randvoll.«
    »Gut.«
    Jim Lobbow gelang nichts, außer Helikopterfliegen. Er war dreimal verheiratet gewesen, und jede Ehe war geschieden worden. Er hatte mit mehr Frauen zusammengelebt, als er zählen konnte; auch wenn ihn der Druck einer Ehe nicht belastete, gelang es ihm nicht, eine Beziehung aufrechtzuerhalten. Er hatte ein Kind, einen Sohn, aus zweiter Ehe, aber er sah den Jungen nur dreimal im Jahr und nie länger als einen Tag. Er war zwar katholisch erzogen worden, und seine Geschwister besuchten regelmäßig die Messe, aber das klappte bei ihm auch nicht. Sonntag schien immer der einzige Tag zu sein, an dem er ausschlafen konnte, und wenn er überlegte, ob er unter der Woche den Gottesdienst besuchen sollte, schien ihm das immer zuviel Mühe zu sein. Er träumte davon, Unternehmer zu sein, aber jede kleine Firma, die er gründete, schien zum Scheitern verurteilt zu sein; er ließ sich immer wieder verblüffen, wieviel Arbeit ein Ge schäft machte, sogar eines, das wie geschaffen schien, ohne den Chef zurechtzukommen, und früher oder später wurde es ihm immer zuviel Arbeit.
    Aber es gab keinen besseren Helikopterpiloten als Jim Lobbow. Er konnte bei einem Wetter fliegen, bei dem alle anderen kapitulierten, und er konnte in jedem Gelände und unter jeglichen Umständen
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