Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mitternacht

Mitternacht

Titel: Mitternacht
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
es im Inneren des Kreises so hell wie am Nachmittag.
    Chrissie gefiel das Licht.
    Noch bevor der Landeplatz fertiggestellt war, tauchten ein paar Menschen auf den Straßen auf, lebende Menschen, die überhaupt nicht unheimlich aussahen, ohne Fangzähne und Stacheln und Krallen, die ganz aufrecht standen - allem Anschein nach vollkommen normal. Natürlich hatte Chrissie gelernt, daß man niemandem dem äußeren Anschein nach trauen durfte, denn im Inneren konnten sie alles Mögliche sein; im Inneren konnten sie etwas sein, das sogar die Redakteure des National Enquirer verblüfft haben würde. Nicht einmal bei seinen eigenen Eltern konnte man sicher sein.
    Aber daran durfte sie nicht denken.
    Sie wagte nicht, daran zu denken, was aus ihren Eltern geworden war. Sie wußte, die geringe Hoffnung auf eine Rettung, die sie noch hatte, war wahrscheinlich eine falsche Hoffnung, aber sie wollte sich trotzdem wenigstens noch eine Weile daran klammern.
    Die wenigen Menschen, die auf den Straßen erschienen, näherten sich dem Park, während Tessa und Sam die letzten Autos in den Kreis fuhren. Sie sahen alle benommen aus. Je näher sie kamen, desto unheimlicher wurde Chrissie zumute.
    »Die sind in Ordnung«, versicherte Harry ihr und streichelte sie mit seinem guten Arm.
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Man sieht, daß sie eine Scheißangst haben. Huch. Vielleicht sollte ich nicht >Scheißangst< sagen und dir schlimme Worte beibringen.«
    »Scheißangst ist in Ordnung«, sagte sie.
    Moose winselte und regte sich auf ihrem Schoß. Wahrscheinlich hatte er solche Kopfschmerzen, wie sie nur Kara teprofis bekamen, wenn sie Ziegel mit dem Kopf durchgeschlagen hatten.
    »Nun«, sagte Harry, »sieh sie dir an - sie haben ziemliche Angst, weshalb sie wahrscheinlich zu uns gehören. Man hat nie gesehen, daß sich die anderen ängstlich gezeigt haben, nicht?«
    Sie dachte einen Augenblick darüber nach. »Doch, ich schon. Der Polizist, der Mr. Shaddack in der Schule erschossen hat. Der hatte Angst. In seinen Augen war mehr Angst, viel mehr, als ich jemals bei jemand anderem gesehen habe.«
    »Wie dem auch sei, diese Leute sind in Ordnung«, sagte Harry, während die benommenen Passanten auf den Lieferwagen zukamen. »Sie gehören zu denen, deren Verwandlung vor Mitternacht geplant war, zu denen aber niemand mehr gekommen ist. Es müssen noch mehr sein, wahrscheinlich haben sie sich in ihren Häusern verbarrikadiert und trauen sich nicht heraus, denken wahrscheinlich, daß die ganze Welt verrückt geworden ist, oder daß Außerirdische gelandet sind, wie du gedacht hast. Außerdem, wenn diese Menschen zu den Gestaltveränderern gehörten, würden sie nicht so zögernd zu uns kommen. Sie hätten den Hü gel gestürmt, wären hier hereingesprungen und hätten unsere Nasen gefressen, und alle anderen Teile, die sie als Delikatessen betrachten mögen.«
    Diese Erklärung gefiel ihr, sie mußte sogar ein wenig lächeln und entspannte sich sichtlich.
    Aber einen Augenblick später hob Moose den klobigen Kopf von ihrem Schoß, winselte und sprang auf.
    Die Leute, die zum Lieferwagen kamen, schrien überrascht und ängstlich auf, und Chrissie hörte Sam sagen: »Was, bei der lodernden Hölle, ist nun los?«
    Sie warf die Decken beiseite und kam aus dem hinteren Teil des Lieferwagens nach vorne, um nachzusehen, was vor sich ging.
    Harry hinter ihr schien trotz der Versicherungen, die er ihr gerade gemacht hatte, beunruhigt zu sein, denn er sagte: »Was ist das? Was geht da vor?«
    Sie war einen Augenblick nicht sicher, was alle aufgeschreckt hatte, aber dann sah sie die Tiere. Sie schwärmten durch den Park - Hunderte Mäuse, ein paar fette Ratten, Katzen jeglicher Rassen, ein halbes Dutzend Hunde und vielleicht ein paar Dutzend Eichhörnchen, die von den Bäumen heruntergeklettert waren. Aus den Straßen, die die Ocean Avenue kreuzten, kamen weitere Mäuse und Ratten und Katzen gelaufen, die sich zum Hauptstrom gesellten und hastig und wild durcheinander liefen, durch den Park abkürzten und hinüber zur Landstraße eilten. Sie erinnerten sie an etwas, das sie einmal gelesen hatte, und sie mußte nur ein paar Sekunden dastehen und die Flut an sich vorbeiziehen sehen, da fiel es ihr wieder ein: Lemminge. Wenn die Zahl der Lemminge in einem bestimmten Gebiet zu groß wurde, liefen die kleinen Geschöpfe bis zum Meer, in die Wellen und ertränkten sich. Diese Tiere benahmen sich alle wie Lemminge, rasten in dieselbe Richtung, ließen sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher