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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Autoren: Jens Rüffer
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Regel für die Laienbrüder. Die erste Distinktion ordnet in 25 Kapiteln die täglichen Belange des Konventslebens, während die zweite mit 35 Kapiteln vor allem Regelungen zu General- und Provinzkapitel, Studium und Predigt beinhaltet. Der Letzteren folgen erste Beschlüsse des Generalkapitels.
    In den dominikanischen Konstitutionen werden folgende Gebäude bzw. Räumlichkeiten in unterschiedlichen Zusammenhängen erwähnt: die Kirche ( ecclesia / oratorium ) mit dem Chor für die Brüder ( chorum fratrum ) sowie ein Laienraum innerhalb der Kirche ( ecclesia laicorum ), des Weiteren Kapitelsaal ( capitulum ), Kreuzgang ( claustrum ), Konventsräume ( officinae ), Speisesaal ( refectorium ), Krankensaal ( infirmarium ), Schlafsaal ( dormitorium ) und Zellen ( cellae ) für besonders begabte Studenten, in denen sie, wenn es für das Studium notwendig sei, „lesen, schreiben, beten, schlafen und auch bei Nacht aufbleiben“ können (II,30c). Aus den Bestimmungen über die Amtspflichten wird auch klar, dass es eine Kleiderkammer, einen Gästebereich, eine Küche, vielleicht auch ein Lavatorium am Kreuzgang gegeben hat, wo sich die Brüder vor dem Essen die Hände waschen konnten.
    Zur Neugründung eines Hauses heißt es nur, dass es mindestens zwölf Brüder sein müssen und dass diese einen Prior und einen Lektor haben sollen (II,24a). Ein Beschluss des Generalkapitels (X.9) fügt hinzu: Drei von den verständigeren Brüdern ( tres fratres discrecioribus ) sollen ausgewählt werden, um das Bauvorhaben beratend zu begleiten. Die Häuser ( domus ) sollen unbedeutend und „demütig“ sein ( mediocres et humilis ). Die Fassadenhöhe, ohne Dach, dürfe zwölf Fuß nicht übersteigen, mit Dach seien zwanzig, für die Kirche dreißig Fuß erlaubt. Abgesehen von Chor und Sakristei soll auf steinerne Gewölbe ( lapidibus testudinata ) ebenfalls verzichtet werden. Diese wenigen und recht allgemein gehaltenen Informationen sind zur Beurteilung dominikanischer Architektur kaum hilfreich. Hinzu kommt, dass aus jener Zeit keine Bauten überliefert und die Funktionsräume nicht zwingend als Einzelräume zu betrachten sind. Die Versammlung im Kapitel kann auch andernorts erfolgt sein wie auch die Kranken, gerade bei kleinen Konventsstärken, keines separaten Krankentraktes bedurften.
    Die großen und eindrucksvollen Bettelordenskirchen stehen am Ende einer längeren Entwicklung. Zu Anfang dürfte es oft recht pragmatische Lösungen gegeben haben, wenngleich manche chronikale Überlieferung Historisches mit topischem Lob verbindet. So heißt es in der Chronik des Jordan von Giano über die erste Ansiedlung der Franziskaner in Erfurt (38 u. 43): „Bruder Jordan machte sich nun mit seinen Brüdern am 27. Oktober [1224] von |133| Mainz aus auf den Weg nach Thüringen und gelangte am Fest des heiligen Martin [11. November] nach Erfurt. Da Winter und nicht die Zeit für Bauarbeiten war, wurden die Brüder auf Beschluß der Bürger und etlicher Kleriker in der Amtswohnung des Priesters für die Aussätzigen außerhalb der Mauern untergebracht, bis die Bürger die Lage der Brüder in besserer Weise ordnen könnten. [...] Im selben Jahr [1225] übernahmen die Brüder auf den Rat des Herrn Heinrich, des Pfarrers von Sankt Bartholomäus, und des Herrn Vicedominus Gunther sowie anderer Brüder von Erfurt die damals verlassene Kirche zum Heiligen Geist, wo früher Ordensfrauen vom Orden des seligen Augustinus gewohnt hatten, und verblieben dort volle sechs Jahre. Der Prokurator, der den Brüdern von der Bürgerschaft gegeben worden war, fragte nun den Bruder Jordan, ob er ein Haus nach Art eines Klosters gebaut haben möchte, worauf dieser, der noch nie im Orden ein Kloster gesehen hatte, erwiderte: ‚Ich weiß gar nicht, was ein Kloster ist. Baut uns das Haus nur nahe am Wasser, damit wir zum Fü ßewaschen hineinsteigen können.‘ Und so geschah es.“ Die wenigen Zeilen machen deutlich, dass man in der Anfangsphase oft einfache Häuser bezogen hat, die vom Besitzer nur zur Verfügung gestellt wurden, Kirche und Wohnhaus nicht unmittelbar aneinander grenzen mussten, und dass es so etwas wie eine franziskanische Interpretation des traditionellen Bautypus „Kloster“ noch gar nicht gab, weshalb die Äußerung Gianos, er wisse nicht, was ein Kloster sei, bezogen auf einen franziskanischen Klostertyp durchaus plausibel ist.
    Thomas von Eccleston widmete in seiner Chronik über die Ankunft der Minderbrüder in England den Umbauten und
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