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Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz

Titel: Mittelalterliche Klöster: Deutschland - Österreich - Schweiz
Autoren: Jens Rüffer
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in der Provinz Teutonia . Die Unternehmung war nun besser vorbereitet. Brüder wurden vorausgeschickt, um Unterkünfte zu besorgen und es gab auch vorherige Absprachen mit Bischöfen, die die Brüder vorübergehend aufnahmen. Die Route führte über Trient, Bozen, Brixen, Mittenwald nach Augsburg. Hier hielt Bruder Caesarius 1221 das erste Provinzkapitel, danach wurden Brüder in die großen Bischofsstädte nach Würzburg, Mainz, Worms, Speyer, Straßburg und Köln gesandt, aber auch nach Regensburg und Salzburg. Es folgten 1223 Braunschweig, Hildesheim, Goslar, Halberstadt und im Norden Lübeck. Schließlich kamen 1224 noch Magdeburg und Erfurt dazu.
    Das Anwachsen der Konvente führte 1230 zur Tei lung der deutschen Provinz in die rheinische ( Rhenana ) und die sächsische ( Saxonia ). Die Franziskaner waren mit ihrer Mission so erfolgreich, dass schon wenig später die Provinzen erneut geteilt werden mussten. Die rheinische zerfiel in die Kölnische oder niederdeutsche ( Colonia / Germania inferior ) und Straßburger oder oberdeutsche ( Argentina / Alemannia superior ), während aus der sächsischen die Provinzen Dacia (skandinavische Länder), Böhmen ( Bohemia ) und die neue Saxonia hervorgingen. Die Grenzen der Provinzen orientierten sich an den Sprachgrenzen. Die östliche Grenze der Provinz Colonia verlief ungefähr entlang der Weser und Fulda bis Fulda, dann nach Westen bis Trier und von Trier nach Norden bis Mechelen im heutigen Belgien. Die Straßburger Provinz schloss südlich an, mit der westlichen Grenze entlang dem Rhein von Mainz über Worms, Speyer, Straßburg bis Basel, dann weiter bis Zürich; im Süden über den Bodensee Richtung Augsburg und Regensburg, dann nach Norden. Die sächsische lag östlich der rheinischen Provinz, mit einer westlichen Grenzlinie, die von Bremen im Norden bis Coburg im Süden führte. Die südliche Begrenzung lief entlang dem Vogtland und Erzgebirge bis Freiberg in Sachsen. Von dort führte sie nach Norden bis Stettin am Oderhaff. Die Konvente von Görlitz, Bautzen, Zittau bis Breslau gehörten zur böhmischen Provinz. Die österreichischen Konvente wurden wenig später in einer eigenen Provinz zusammengefasst. Gleich den Dominikanern unterteilten auch die Franziskaner ihre Provinzen in Teilgebiete, die sie Kustodien nannten. Um 1300 verfügte die Saxonia über circa 80 Konvente, die Provinzen Straßburg und Köln über circa 45.
    2. Die Bettelorden – Predigt und Studium
    D ie aktive Öffnung der Mendikanten zur Masse der Gläubigen stellte sie, wie es Thomas von Aquin (1224/25 – 1274) in seiner Summa theologica (II,II,188,6) darlegte, über die älteren kontemplativ ausgerichteten Orden: „Demnach ist zu sagen, daß die Aufgabe des tätigen Lebens eine doppelte ist. Eine, welche aus der Fülle der Beschauung fließt, wie die Lehre und die Predigt. [...] Und das ist der einfachen |127| Beschauung vorzuziehen. Denn, wie es besser ist, zu erleuchten, als nur zu leuchten, so ist es auch größer, das in der Beschauung Empfangene an andere weiterzugeben, als bloß in der Beschauung zu leben. Eine andere Aufgabe des tätigen Lebens aber besteht ganz und gar in äußerer Beschäftigung, wie Almosengeben, Flüchtlinge beherbergen und anderes dergleichen. [...] So nehmen also die höchste Stufe unter den Orden jene ein, die zum Lehren und Predigen bestimmt sind. [...] Die zweite Stufe aber nehmen jene ein, die auf die Beschauung ausgerichtet sind“ (II,II,188,6).
    Die Ausrichtung der Mendikanten auf das Heil der Seelen, Heidenmission und Studium verlangte nach einer völlig anderen Ordensorganisation, die Flexibilität und Mobilität gewährleisten musste. Im Unterschied zu den älteren kontemplativ ausgerichteten Kongregationen der Benediktiner oder Zisterzienser, die in unterschiedlicher Weise Teil feudaler Verwaltungsstrukturen auf dem Land waren, als Grundherren auftraten und damit ortsgebundene Verpflichtungen auf mehreren Ebenen eingingen, verzichteten die Franziskaner und Dominikaner auf eine Orts- und Konventsgebundenheit der Brüder. Die angestrebte kollektive Armut wirkte insofern befreiend, als dass Besitz verpflichtet und bindet. Die Novizen legten ihr Gelübde nicht auf den Hausvorstand (Guardian / Prior) oder eine konkrete Niederlassung ab, sondern auf den Orden oder den Generalminister/-meister, wie die Professformeln zeigen. Die Bindung an den Orden erlaubte es, sowohl einfache Brüder als auch Amtsinhaber, wenn es der Ordenspolitik nützlich war, jederzeit
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