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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
Autoren: Niki Glattauer
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jeher hält sich das Lehrpersonal am Schulbuch an, oft sklavisch. Anwendungsbeispiel: Buch raus! Seite 147! Lukas liest. Vor allem für Pflichtschullehrerinnen in den Haupt- und Neuen Mittelschulen, die Fächer unterrichten, in denen sie selber nie ausgebildet wurden (siehe:
Lehrer
), ist das Schulbuch unverzichtbar. In solchen Fällen unterrichtet also de facto der Schulbuchautor, die Lehrerin wird zur Moderatorin. Ähnlich wie die Taxifahrer haben österreichische Schulbuchautoren schon bessere Zeiten erlebt, sogar die Gründe dafür sind die gleichen. Nummer eins, es sind zu viele Schulbücher im Verkehr, daraus folgt Nummer zwei, dass der zeitliche Aufwand, eines zu verfassen, welches sich merkbar von den anderen unterscheidet, in Missverhältnis zu den zu erwartenden Einnahmen steht.
    Derzeit werden pro Jahr 1,1 Mio. Schüler mit 8,2 Mio. Schulbüchern versorgt, und dies nach Einführung der so genannten „Gratis-Schulbuchaktion“ im Jahr 1972 so gut wie gratis. Eltern zahlen pro Schuljahr einen symbolischen Beitrag von € 22,–, der sämtliche Kinder in einem Haushalt berücksichtigt. Seit 1972 wurden 400 Millionen Schulbücher für insgesamt 50 Mio. Schüler herausgegeben, was den Staat bisher rund 3,1 Milliarden Euro gekostet hat. Jedes fünfte in Österreich verlegte Buch ist ein Schulbuch.
Schulgemeinschaftsausschuss
    Die so genannte „Schulpartnerschaft“ Ist im Schulunterrichtsgesetz (SchuG, § 64) zwar festgeschrieben, wird de facto aber nur dort praktiziert, wo ein Lehrkörper willens ist.
    In der Praxis bestimmen die Lehrer, wo’s und wie’s langgeht. Das gilt u.a. für die Frage von Herbstferien, autonomen Tagen, Projektwochen, die Hausordnung, sogar für disziplinäre Maßnahmen etc. Anwendungsbeispiel: GutenAbendesfreutunsdassSieheutesozahlreich…punkteins … habenwirdieautonomenTageheuer … festgelegtwerdagegen?nein!angenommendanke!
    Seit Jahren fordern Bildungs- und Schulexperten (allen voran die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl) die Abschaffung der autonomen Tage. Ungehört! Das heißt: Doch gehört, aber abgelehnt. Von den Lehrerinnen? Nein, von den Eltern: Laut Umfrage der Tageszeitung „heute“ vom Mai 2013 sind 60 Prozent der Eltern strikt gegen eine Abschaffung, die meisten aber für eine Vereinheitlichung der Termine.
Schulschikurse
    Sind, Marcel Hirscher hin, Anna Fenninger her, aber so was von out. Erstens ist Schifahren teuer geworden und zweitens gibt es im traditionellen Aufmarschgebiet des Hobbyschifahrertums östlich der Paradeiser- und Karfiol-Grenze das, was Soziologen „veränderte Gesellschaftsstrukturen“ nennen, auf gut Deutsch: Die Hälfte aller Kinder dort sind Neu-Österreicher mit kulturellen Wurzeln in Ländern, in denen das kostenaufwendige Zu-Tal-Fahren auf gefrorenem Niederschlag nicht gepflogen wird. Dem Magazin „biber“ war der Umstand des schiblanken Nachwuchses eine Titelgeschichte wert: „Schi heil, Avusturya“. Der Artikel begann mit dem Hinweis auf einen Krisenkongress in St. Anton, zu dem der Schilehrerverband „Interski“ geladen hatte, nachdem sich in der vorangegangenen Saison gezählte rund 35.000 Schüler und Schülerinnen weniger der Pisten-Gaudi hingegeben hatten als noch vor zehn Jahren. Als Flachland-Lehrerin stellst du Schi und Schianzug am besten in die Vitrine, gleich neben das Skelett des Langhalssauriers.
Schwänzen, Stangeln, Stageln
    Tut man nicht. Tut man aber trotzdem. Heute wie damals. In den Mittelstufenklassen kommt das durchschnittliche Schulkind auf 10 bis 20 „unentschuldigte Fehlstunden“ pro Jahr. In der Oberstufe kann sich die Zahl verdreifachen. Das Schulschwänzen oder „Schulstageln“ (angeblich von ital. „staccare“ = sich entziehen, umgangssprachlich seit je her „Schulstangeln“) ist eine lässliche Sünde, sofern nicht pathologische „Schulverweigerung“ dahintersteckt. Die ist als psychische Krankheit zu bewerten und zu behandeln. Die Stadt Wien hat einen eigenen Schulschwänzbeauftragten installiert. Wo auch dieser versagt, hilft die Härte des Gesetzes: Für anhaltendes Schulschwänzen sind von den Eltern österreichweit bis zu € 440,– Bußgeld zu zahlen. Umgekehrte Wege beschreitet man z. B. in den USA. In einer High School der US-Stadt Cincinatti bekommen die Schüler Geld, wenn sie regelmäßig zum Unterricht erscheinen – pro Woche zehn Dollar, sofern sie die ganze Woche am Unterricht teilnehmen, nicht zu spät kommen und den Unterricht nicht stören. Jugendliche
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