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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
Autoren: Niki Glattauer
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der „Hofrat“ als Ehrentitel vom Bundespräsidenten verliehen werden.
I-Lehrer
    Integrationslehrer. Nein, haben mit Kindern von Zuwanderinnen a priori nichts zu tun. Per definitionem haben I-Lehrer die Aufgabe, Kinder mit „special needs“ (= sonderpädagogischem Förderbedarf auf Grund bestimmter körperlicher oder geistiger Befindlichkeiten, die von der Norm abweichen, wie Dyskalkulie, Down-Syndrom, Blindheit etc.) in Regelschulklassen zu integrieren. I-Klassen findet man in Volks- und Hauptschulen (alias NMS), so gut wie nicht gibt es sie in Gymnasien. In den skandinavischen Ländern kommt im Schnitt jeder siebente Schüler eines Jahrgangs in den Genuss einer „Special Needs Education“, in Finnland sind es 17 Prozent. Wer also nach Finnland schaut, könnte zu dem falschen Schluss gelangen, dass dort sechsmal so viele körperlich oder intellektuell behinderte Menschen leben wie bei uns, wo kaum drei Prozent der Schüler einen sogenannten „sonderpädagogischen Förderbedarf“ haben (rund fünf Prozent in Wien). Des Rätsels Lösung: In Österreich wird der Anteil der SPF-Kinder behördlich gedeckelt. Mehr Behinderung ist budgetär nicht vorgesehen. Derzeit gibt es in Österreich 27.660 Schüler mit einem SPF, die meisten davon werden nach dem Lehrplan der „Allgemeinen Sonderschule“ unterrichtet (peinlicherweise offiziell ASO-Lehrplan genannt. Dass ASO eine Assoziation mit „asozial“ geradezu aufdrängt, ist offenbar auch schon wurscht). Etwa die Hälfte der – hm – ASO-Schüler besucht eine integrative Schule, von 30 Prozent in Vorarlberg bis fast 80 Prozent in der Steiermark. Seit September 2012 gibt es in Österreich erstmals auch ein Gymnasium mit einer inklusiven Oberstufe, nämlich das inklusive Oberstufenrealgymnasium der Diakonie in Grödig (Salzburg). Gestartet wurde mit einer Klasse, in der 20 Kinder ohne Behinderung gemeinsam mit vier Kindern mit Behinderung unterrichtet werden. Die AHS-Lehrer werden von zwei Sonderpädagogen unterstützt.
    Im Entwurf für die „Lehrerinnenbildung neu“, Stand Mai 2013, waren eigens ausgebildete „Sonderschullehrerinnen“ übrigens nicht mehr vorgesehen. Sie sollen im Zuge ihrer Ausbildung „eine Spezialisierung“ erfahren (Volksschullehrerinnen), bei Hauptschullehrerinnen anstelle eines zweiten Unterrichtsfachs. Warum nicht unisono alle Lehrerinnen (inklusive solcher an AHS) unabhängig von ihren Fächern eine Zusatzausbildung für Kinder mit SPF bekommen, weiß nur der Wind – und vermutlich die AHS-Lehrerinnengewerkschaft.
Kindergartentante
    Ist in Österreich noch immer die handelsübliche Bezeichnung für die ausgebildete Frühkindpädagogin, egal welchen Geschlechts. Anwendungsbeispiel: Und was hat deine Tante gesagt, wie du gesagt hast, dass die Mami gesagt hat etc. – Heute war der Michael. – Aha. Michael. Ist der … also … ist das eure neue Tante? – Was meinst du damit? – Na gut, was hat der Kindergärtner gesagt, als du gesagt hast, dass etc. ... 36.000 Frühkindpädagoginnen gibt es aktuell in Österreich. Deren Ausbildung geschieht – bei großteils sehr hoher Qualität – auf den BAKIPs, auf denen mit Matura abgeschlossen wird.
Klassen
    Im „Falter“ befragten Ingrid Brodnig (Staatspreisträgerin für Bildungsjournalismus 2012, Kategorie Förderungspreis) und die Autorin Sibylle Hamann unter dem Titel „Reißt unsere Schulen ab!“ zum Thema „Klasse“ den Studiendekan für Architektur an der TU-Wien, Christian Kühn. Dieser meinte: „Die Wiener Standardschulklasse misst heute wie vor 100 Jahren rund 65 Quadratmeter. Man hat damals einen Quadratmeter pro Schülerkopf gerechnet, dazu eineinhalb Quadratmeter für den Lehrer und weitere eineinhalb für den Ofen.“ Zugegeben, Öfen sind selten geworden. Heute sitzen auch keine 60 Schüler mehr in unseren Klassen. Allerdings bestanden die damals auch noch nicht aus unseren Kevins, Marcels und anderen Ahmets.
    Laut Statistik Austria kommen auf eine österreichische Lehrerin 14,5 Volksschüler, zehn Haupt-, Neue Mittel- oder AHS-Schüler, 9 Poly-Schüler und 3,2 Sonderschüler. Wieso dann bis zu 30 Kinder pro Lehrerin in den Volksschulen oder HTL, 25 in den AHS, NMS und Hauptschulen, mindestens 10 in den SPZ-Klassen sitzen, ist eins der großen Geheimnisse der österreichischen Schulpolitik.
Lehrer
    Gibt es so nicht. So verschieden wie die einzelnen Baustellen in der Schullandschaft sind auch die dort werktätigen Berufsgruppen. Und wenn schon, dann müsste es Lehrer
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