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Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Mitteilungsheft - Leider hat Lukas

Titel: Mitteilungsheft - Leider hat Lukas
Autoren: Niki Glattauer
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Direktoren gesucht. Bei jeder fünften Ausschreibung gab es keine einzige Bewerbung, für mehr als die Hälfte dieser Schulen fand sich gerade einmal ein Kandidat. Wen wundert’s? Schulleiterinnen verdienen kaum mehr als Lehrerinnen – in einer durchschnittlichen Volksschule rund € 200,– netto mehr als eine Lehrkraft mit den gleichen Dienstjahren –, sie sind quasi die Leibgarde der jeweiligen Schulbehörde und haben als solche auch kaum Befugnisse. Weder dürfen sie sich ihr Personal aussuchen, noch haben sie Entscheidungshoheit bei der Einschreibung der Schüler. Im günstigsten Fall tut die Schulleiterin ihr Bestes – und ihre Lehrerinnen lassen sie gewähren. Schau dir den Direktor an und du weißt, wie die Schule ist? Irrtum! Schau dir an, wie der Direktor beieinander ist – und du weißt, wie seine Lehrer sind … Brett Wigdortz, Mitbegründer der in England gegründeten und seit 2012 auch in Österreich beheimateten Bildungsinitiative „Teach for all“, brachte es in einem „Standard“-Interview so auf den Punkt:
    „In England hat der Lehrberuf viel mehr mit Führungsverantwortung zu tun. Die Schuldirektoren in Österreich haben viel weniger Macht. In England entscheidet die Direktion, welche Lehrer angestellt werden, welche strategische Richtung eine Schule einnimmt. Mit einem guten Direktor, der Kapazität und Kompetenz hat, kann man viel bewegen. Vielleicht ist das in Österreich das Problem.“
Durchkommen und Durchlassen
    Das A und O unseres Schulsystems. Wer durchkommt , hat es geschafft, wer durchgelassen wird, auch, nicht ganz sauber, aber eben doch geschafft. Anwendungsbeispiel: Liebe Frau Gruber, Ihrer hat heute doch seine Entscheidungsprüfung gehabt, ist er durchgekommen? – Können hat er nichts, aber die Söllner hat ihn durchgelassen. Das Ziel eines zwölf Jahre währenden Durchkommens und -lassens ist im österreichischen Regelfall das Maturazeugnis einer AHS, ohne das du angeblich nämlich 1) nicht studieren kannst, 2) nicht … studieren kannst und 3) geht studieren ohne Maturazeugnis natürlich auch nicht! Außer du besuchst gleich eine berufsvorbereitende höhere Schule (BHS), die führt nämlich auch schnurstracks zur Matura. Oder du machst eine Studienberechtigungsprüfung. Oder eine Berufsreifeprüfung. Oder die Lehre mit Matura. Aber all das hat sich in der heimischen Elternschaft offensichtlich noch nicht so richtig herumgesprochen.
Elternsprechtage
    Keiner will sie, keinem bringen sie etwas. Als Mutter oder Vater stehst du stundenlang Schlange, um dann minutenlang nichts Neues zu erfahren; als Lehrerin sitzt du stundenlang in deiner Klasse, um dich dann minutenlang zu fragen, zu welchem Kind jetzt der Vater gehört hat, der nicht wusste, in welche Klasse seine Tochter geht. Für Elternsprechtage gilt dasselbe wie für den Schulfotografen (siehe
Fotograf
): In dieser Form abschaffen! Und zwar so schnell wie möglich! Bereits geschehen z. B. in der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule im deutschen Göttingen („Beste Schule Deutschlands, 2011“, ganz nebenbei: eine Gesamtschule). Dort werden die Lehrerinnen von den Eltern der Schüler in einem streng festgelegten Prozedere und einem Monatszyklus folgend nach Hause eingeladen. Ein Modus operandi, der funktioniert, weil dort die Klassen aus Kleingruppen bestehen (fünf Sechser-Tischgruppen pro Klasse). Viermal im Jahr richtet jeder Tisch einen Elternabend aus. So kommen die Klassen-Lehrerinnen auf 20 „Elternsprechtage“ im Jahr, mit jeweils zwischen 15 und 20 beteiligten Müttern, Vätern und Kindern. „Nach ihren Präsentationen gehen die Kinder spielen, irgendwann gehen die Lehrer nach Hause, und dann beginnt der gemütliche Teil des Abends.“
    Neu in den NMS (siehe:
Neue Mittelschule
): Das KEL-Gespräch anstelle des Elternsprechtags. K für Kinder, E für Eltern, L für Lehrerinnen. Idee: Das Kind referiert, präsentiert, demonstriert, was es alles kann, die Erwachsenen sind staunende Zuhörer. Praxis: Die Erwachsenen referieren und klagen einander, was das Kind alles nicht kann, das Kind ist staunender Zuhörer.
Fächer
    Auch „Gegenstände“ genannt. Gibt es bei uns seit dem Mittelalter. Für einen angehenden Ritter anno 1300 stand auf dem Stundenplan: Schwimmen, Reiten, Bogenschießen, Schwertkampf, Jagd, Brettspiele, Poesie. Das Bildungsmenü für einen angehenden Gelehrten: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.
    Aus diesem Kanon haben sich seit dem Mittelalter unsere
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