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Mitch

Mitch

Titel: Mitch
Autoren: Debbie Macomber
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ich kann es verstehen. Vielleicht hätte ich unter den Umständen genauso gehandelt.“
    „Er möchte unbedingt selbst mit dir reden.“
    „Das braucht er nicht. Ich verstehe ihn auch so. Bitte richte ihm aus, dass ich nichts von ihm will“, wiederholte sie.
    „Du kannst es ihm selbst sagen. Er ist hier.“
    „Hier?“
    „Ja, er wartet unten in der Bar. Wir haben eine Münze geworfen, um zu sehen, wer zuerst mit dir sprechen darf, und ich habe gewonnen.“ Mitch zeigte aufs Bett. „Setz dich. Ich muss dir noch etwas sagen.“
    Gehorsam setzte sie sich auf die Bettkante und sah erwartungsvoll zu ihm auf.
    „Es gibt etwas sehr Wichtiges, das du über mich wissen solltest“, fuhr er fort. „Es tut mir Leid, dass ich es dir nicht eher erzählt habe. Wenn ich fertig bin, kannst du entscheiden, was du tun willst. Wenn du mich lieber nicht wiedersehen möchtest … Du kannst es dir nachher überlegen.“
    „Worum geht es, Mitch?“
    „Ich liebe dich, Bethany, und ich verliebe mich nicht so leicht. Es hat erst eine Frau gegeben, für die ich so viel empfunden habe.“
    „Deine Frau“, meinte sie.
    „Ich … ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.“ Er warf Bethany einen gequälten Blick zu.
    „Dann erzähl mir von Anfang an“, forderte sie ihn geduldig auf. Schließlich hatte sie lange darauf gewartet, dass er ihr von seiner Vergangenheit erzählte.
    Mitch begann, wieder hin und her zu gehen. „Ich habe Lori auf dem College kennen gelernt. Wir haben uns ineinander verliebt und bald darauf geheiratet. Ich bin in Chicago zur Polizei gegangen, und unser Leben sah genauso aus wie das vieler anderer junger Paare – zumindest dachte ich es.“
    Als er eine Pause machte, hatte Bethany den Eindruck, dass der Glanz aus seinen Augen verschwand.
    „Sprich weiter“, bat sie leise.
    Nun blieb Mitch vor ihr stehen. „Als Chrissie geboren wurde, war ich überglücklich. Lori hat versucht, ihr eine gute Mutter zu sein, aber sie war es gewohnt, berufstätig und ständig unter Leuten zu sein. Deswegen fiel es ihr schwer, mit dem Baby zu Hause zu bleiben. Zur selben Zeit wurde ich ins Rauschgiftdezernat versetzt und hatte von da an unregelmäßige Arbeitszeiten. Ich konnte nicht einmal von einer Woche zur nächsten planen.“
    Er fixierte einen Punkt an der Wand, als würde es ihm schwer fallen, Bethany in die Augen zu schauen. „Lori bekam Depressionen. Sie hat daraufhin einen Arzt aufgesucht, der ihr gesagt hat, dass es vielen Müttern nach der Geburt so erginge. Außerdem hat er ihr ein leichtes Beruhigungsmittel verschrieben, das sie nehmen sollte, wenn sie nicht einschlafen konnte.“
    „Hat es geholfen?“
    „Eine Zeit lang ja, aber irgendwann konnte Lori überhaupt nicht mehr schlafen. Dazu kam, dass Chrissie Mittelohrentzündung hatte und Lori ihretwegen wach bleiben musste.“
    Mitch runzelte die Stirn, als er fortfuhr: „Ich weiß nicht, wann sie damit begonnen hat, die doppelte Dosis zu nehmen, und woher sie das ganze Zeug bekommen hat. Wahrscheinlich ist sie zu mehreren Ärzten gegangen.“
    Als Bethany ihm die Hand entgegenstreckte, umfasste er sie mit beiden Händen. Dann setzte er sich neben ihr aufs Bett und drehte sich zu ihr um. „Das Tragische daran ist, dass Lori mir immer wieder gesagt hat, wie unglücklich sie sei. Sie hat es nicht ertragen, ständig zu Hause zu sitzen und mit dem Baby allein zu sein. Sie wollte, dass ich öfter zu Hause war, und hat sich an mich geklammert, bis ich das Gefühl hatte zu ersticken. Dabei ging es ihr so schlecht.“
    „Wusstest du, dass sie tablettenabhängig war?“
    „Ich habe es wohl geahnt, aber ich wollte mich nicht damit auseinander setzen. Ich konnte es nicht, weil ich Tag und Nacht an einem wichtigen Fall gearbeitet habe. Ich war der Meinung, wenn sie nachts Beruhigungsmittel brauchte, dann sollte sie sie nehmen. Ich wollte mich später mit dem Problem auseinander setzen.“ Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Wenn ich es gleich getan hätte, hätte ich ihr das Leben retten können. Stattdessen habe ich das Problem ignoriert und gehofft, sie würde es selbst schaffen.“
    „Was ist passiert?“ fragte Bethany, da sie den Eindruck hatte, dass es noch schlimmer gekommen war.
    „Ich muss wirklich blind gewesen sein.“
    „So etwas passiert doch jeden Tag.“
    „Ja, aber ich habe ständig mit Drogenabhängigen zu tun gehabt“, wandte er ein. „Ich hätte es merken müssen.“
    Es war klar, dass Mitch sich sein Verhalten niemals verzeihen
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