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Mitch

Mitch

Titel: Mitch
Autoren: Debbie Macomber
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ihre Zunge gelöst. Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie das Bedürfnis hatte, Bens Version von der Affäre mit ihrer Mutter zu hören. Immerhin war er ihr leiblicher Vater …
    „Verliebt? Ich?“
    „Was ist daran so komisch?“ entgegnete Bethany betont fröhlich. „Sie müssen doch zumindest einmal im Leben verliebt gewesen sein. Es hat bestimmt eine Frau gegeben, die Sie niemals vergessen werden.“
    Ben zögerte einen Moment und lachte schließlich leise. „Sie wissen sicher, dass ich in der Navy war.“
    Bethany nickte. „Erzählen Sie mir nicht, dass Sie zu den Männern gehörten, die in jedem Hafen eine Braut hatten.“
    Er lächelte beinahe jungenhaft und neigte den Kopf zur Seite. „Genauso war es aber.“
    Seine Worte beunruhigten sie, weil sie ihre Mutter herabsetzten und die Gefühle, die sie Ben entgegengebracht hatte. „Aber es muss doch eine Frau gegeben haben, an die Sie sich besonders gut erinnern“, hakte Bethany nach.
    Ben kratzte sich den Kopf, als müsste er intensiv darüber nachdenken. „Nein“, sagte er schließlich, „ich war ein richtiger Playboy.“
    Sie trank noch einen Schluck Brandy. „Und was ist mit Marilyn?“ erkundigte Bethany sich herausfordernd. „An sie erinnern Sie sich doch, oder?“
    „Marilyn?“ wiederholte er verblüfft. „Nein, ich kann mich an keine Frau mit diesem Namen erinnern.“ Das klang, als hätte er den Namen noch nie gehört.
    Genauso gut hätte Ben ihr eine Ohrfeige verabreichen können. Bevor sie ihm begegnet war, hatte Bethany immer geglaubt, dass die Affäre zwischen ihrer Mutter und ihm sehr romantisch gewesen und durch tragische Umstände beendet worden war.
    Außerdem hatte Bethany in den letzten Wochen immer mehr den Eindruck gehabt, in Ben einen echten Freund gefunden zu haben. Daher war sie drauf und dran gewesen, ihm ihr Geheimnis zu verraten. Obwohl sie es am liebsten auf den Wein und den Brandy geschoben hätte, war ihr klar, dass sie es ihm vermutlich auch erzählt hätte, wenn sie nicht beschwipst gewesen wäre.
    Bethany strich sich das Haar aus dem Gesicht und schaute an Ben vorbei. Es gab jetzt kein Zurück mehr.
    „Vor drei Jahren haben die Ärzte bei meiner Mutter einen Knoten in der Brust entdeckt“, sagte sie.
    „Krebs?“
    Bethany nickte.
    Ben warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Es ist schon ziemlich spät, nicht?“
    „Es ist keine lange Geschichte.“ Um sich Mut zu machen, trank sie den restlichen Brandy in einem Zug. Er brannte ihr wie Feuer in der Kehle.
    „Sie haben von Ihrer Mutter gesprochen“, meinte Ben, der es offenbar plötzlich eilig hatte.
    Doch Bethany musste erst nach den richtigen Worten suchen, denn die Wochen, als ihre Mutter während der Chemotherapie so krank gewesen war, waren für Bethany die schlimmsten in ihrem Leben gewesen.
    „Eine Zeit lang wussten wir nicht, ob meine Mutter die Krankheit überleben würde. Ich war davon überzeugt, dass die Chemotherapie sie umbringen würde, falls der Krebs es nicht tat. Damals war ich noch auf dem College. Meine Veranstaltungen waren gegen zwei zu Ende, und danach habe ich meine Mutter im Krankenhaus besucht.“
    Ben schaute angestrengt in sein Glas.
    „Eines Tages – sie hatte gerade wieder eine Behandlung hinter sich – ging es Mom so schlecht, dass sie dachte, sie würde sterben. Ich habe versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie gegen die Krankheit ankämpfen muss.“
    „Ist sie gestorben?“ Erst jetzt schenkte Ben Bethany seine volle Aufmerksamkeit. Ahnte er vielleicht, von wem sie sprach?
    „Nein. Sie ist eine Kämpfernatur. Aber an dem Tag hat Mom mich gebeten, noch etwas länger zu bleiben, weil sie mir etwas erzählen wollte.“ Bethany machte eine Pause, um sich wieder zu fangen. Obwohl es bereits einige Jahre zurücklag, erinnerte sie sich genau daran, was für ein Schock es damals für sie gewesen war.
    „Und?“
    „Sie hat mir von einem jungen Matrosen erzählt, den sie einmal geliebt hatte. Im Sommer bevor er nach Vietnam eingezogen wurde, hatten sie eine Affäre miteinander. Doch es war nicht nur der Krieg, der sie getrennt hat, sondern auch ihre politischen Ansichten. Er ist in den Krieg gezogen, weil er es als seine Pflicht ansah, und sie ist in den USA geblieben und hat sich der Friedensbewegung angeschlossen. Als sie ihm davon geschrieben hat, hat er nicht darauf geantwortet. Ihr war klar, dass er es nicht guthieß.“
    „Wer immer dieser Mann war, so wollte er vielleicht nicht wissen, wie sie seinen Einsatz in
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