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Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)

Titel: Mit Worten kann ich fliegen (German Edition)
Autoren: Sharon Draper
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Reporter gesagt. Aber dort standen sie – immer noch im Regal.
    Ich zeigte auf sie.
    Mom sagte: »Nein, Liebling. Das brauchst du nicht. Du hast genug Spielzeug.«
    Ich zeigte noch mal und kreischte. Ich kickte mit den Füßen.
    »Nein!«, sagte Mom energischer. »Du rastest jetzt nicht aus!«
    Ich wollte die Bauklötze nicht. Ich wollte ihr sagen, dass sie gefährlich waren. Ich wollte, dass sie jemandem Bescheid gab, damit sie entfernt wurden, bevor noch ein Kind krank wird. Aber alles, was ich tun konnte, war schreien und zeigen und kicken. Also tat ich das. Ich wurde lauter.
    Mom eilte aus der Spielzeugabteilung und schob den Wagen richtig schnell. »Hör auf damit!«, schrie sie mich an.
    Ich konnte nicht. Es machte mich so wütend, dass ich es ihr nicht sagen konnte. Der Tornado übernahm. Meine Arme wurden zu Kampfstöcken, meine Beine zu Waffen. Ich trat mit meinen Füßen nach ihr. Ich schrie. Ich zeigte weiter in Richtung dieser Klötze.
    Leute starrten. Einige zeigten mit den Fingern auf uns. Andere sahen weg.
    Mom erreichte den Supermarktausgang, zog mich mit einem Ruck aus dem Wagen und ließ all die ausgesuchten Waren einfach stehen. Sie war den Tränen nahe, als wir am Auto ankamen. Während sie mich in meinem Sitz festschnallte, brüllte sie mich beinah an: »Was
stimmt
nur nicht mit dir?«
    Na ja, die Antwort auf diese Frage kannte sie, aber sie wusste, dass ich mich normalerweise nicht so aufführte. Ich schluckte, schniefte und beruhigte mich endlich. Ich hoffte, die Leute vom Supermarkt würden Nachrichten schauen.
    Als wir nach Hause kamen, rief sie den Arzt an und erzählte ihm von meinem verrückten Verhalten. Er schickte ein Rezept für ein Beruhigungsmittel, aber Mom hat es mir nicht gegeben. Bis dahin war die Krise vorbei.
    Ich glaube nicht, dass Mom je begriffen hat, was ich an diesem Tag versucht habe zu sagen.

Kapitel 4
    Ärzte. Wo soll ich anfangen? Ärzte verstehen mich
überhaupt
nicht. Mom ist Krankenschwester, also spricht sie wohl ihre Sprache, aber sie wissen definitiv nicht, wie sie mit mir sprechen sollen.
    Ich habe in meinem Leben Dutzende von Ärzten gesehen. Sie haben alle versucht, mich zu analysieren und mich zu verstehen. Keiner von ihnen kann mich reparieren, also ignoriere ich sie normalerweise und gebe mich als das zurückgebliebene Kind, für das sie mich halten. Ich setze einen leeren Blick auf, starre auf eine Wand und tue so, als würde ich ihre Fragen nicht verstehen, weil sie zu schwer für mich sind. Sie erwarten eh nichts anderes von mir.
    Als ich fünf wurde, war es an der Zeit, daran zu denken, mich in der Schule anzumelden. Also brachte meine Mutter mich zu einem Arzt, der feststellen sollte, wie schlau ich war. Sie schob mich herein, zog die Bremse an meinem Rollstuhl an, damit er nicht wegrollen konnte, und versicherte sich, dass der Beckengurt geschlossen war. Wenn sich mein Sitzgurt löst – und das passiert ab und zu mal –, rutsche ich aus dem Rollstuhl wie nasse Spaghetti.
    Der Spezialist war ein sehr großer, korpulenter Mann. Der unterste Knopf seines Hemdes war aufgegangen und sein Bauch quoll über seinem Gürtel hervor. Eklig!
    »Mein Name ist Dr. Groß«, sagte er mit dröhnender Stimme.
    In echt. So etwas könnte ich mir nicht ausdenken.
    »Wir machen heute ein Spiel, okay? Ich werde dir ein paar Fragen stellen und du darfst mit dem Spielzeug hier spielen. Das wird bestimmt lustig, nicht wahr?«
    Mir wurde klar, dass es eine sehr, sehr lange Stunde werden würde.
    Er holte einen Haufen abgegriffener, hoffentlich nicht mit Bleifarbe bemalter Holzklötze hervor, dann lehnte er sich so dicht zu mir, dass ich die Poren in seinem Gesicht sehen konnte. Eklig! »Kannst du sie der Größe nach aufeinanderstapeln?«, fragte er laut und deutlich, als würde ich schlecht hören oder als sei ich wirklich dumm.
    Aber wer war hier dumm? Wusste er nicht, dass ich die Klötze nicht festhalten konnte? Natürlich wusste ich, welcher Klotz größer war als die anderen. Aber selbst wenn er mich dafür bezahlt hätte, hätte ich sie nicht aufeinanderstapeln können! Also wischte ich sie einfach alle mit meinem Arm auf den Boden. Sie fielen mit hölzernem Geklapper. Ich bemühte mich, nicht zu lachen, als er sie aufsammelte. Er schnaufte echt schwer, als er sich nach ihnen bückte.
    Als Nächstes hielt er glänzende, großformatige Karten in die Höhe, die in verschiedenen Farben angemalt waren. »Lass mich wissen, wenn du die Farbe blau siehst, Melody«,
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