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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Autoren: Isaac Asimov
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lieber Doktor, der mir in den alten Tagen so oft von Nutzen war. Wir haben uns während meiner morgendlichen Spaziergänge die Straße entlang angefreundet.«
    Ich schloß die Augen und zählte langsam bis zehn. Als ich sie wieder öffnete, hörte ich nur noch das Poltern der Schuhe des Jungen auf der Treppe.
    »Und wie«, fragte ich vielleicht ein wenig mürrisch, »gehen die Nachforschungen bezüglich der Marsmenschen voran?«
    Er war müde in seinen Sessel gesunken. Ein Großteil des Elans, den er noch vor einem Augenblick gezeigt hatte, war von ihm abgefallen, und ich konnte sehen, daß sein eingefallener Mund zuckte. Doch seine dünnen Brauen hoben sich, und er fragte: »Wieso glauben Sie, daß sie vom Mars kommen, Doktor, eh?«
    Seine wie eine Tatsache hingestellte Frage verunsicherte mich. »Also, wirklich«, sagte ich. »Ich habe doch nur einen Scherz gemacht.«
    »Oh.« Er murmelte etwas, wie es auch damals schon seine Art gewesen war, und schloß die Augen, und ich nahm an, sein morgendlicher Streifzug habe ihn soweit erschöpft, daß er einschlafen würde.
    Obwohl es in mir vor Neugier brannte, setzte ich mich in meinen Sessel und griff nach einer medizinischen Zeitschrift, die ich durchgeblättert hatte.
    Doch er schlief nicht. Ohne die Augen zu öffnen, sagte er in dem nur noch als großmäulig zu bezeichnenden Ton, an den ich mich in den letzten paar Jahren bewöhnt hatte: »Doktor, haben Sie erkannt, wie verdammt schwierig ein Außerirdischer aufzuspüren ist, der mit wesentlich fortgeschritteneren Techniken als den unseren arbeitet, wenn er nicht entdeckt werden will? Wie verdammt schwierig?«
    »Das kann ich mir schon vorstellen«, pflichtete ich ihm bei, ihn gewissermaßen einfach ermutigend, mir von den Ergebnissen seiner Ermittlungen zu berichten, gleichzeitig jedoch noch ein wenig verstimmt über das Mißverständnis wegen Alfred.
    »Ein Riß in der Rüstung«, murmelte er. »Ein Riß in der Rüstung, was?«
    »Ein Riß?« sagte ich.
    Er öffnete die Augen und musterte mich anklagend. »Sein Gerät, Doktor. Konnte nicht zulassen, daß er sein Gerät benutzt.« Er schloß die Augen und kicherte.
    Ich muß eingestehen, daß ich erzürnt war. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann«, sagte ich kühl.
    Diesmal machte er sich nicht die Mühe, die Augen zu öffnen. »Einfache Deduktion, Doktor. Angenommen, er macht Aufzeichnungen über einige der Bücher und Manuskripte, eh? In der Bibliothek des Britischen Museums. Und wenn er eine Kamera unserer Kultur benutzt, muß er schwere Bände herumtragen, um genügend Licht zu bekommen. Er wird versucht sein, ernsthaft versucht, eine Kamera oder ein ähnliches Gerät seiner eigenen Kultur zu benutzen. Eine, die Aufnahmen in unmöglich schlechtem Licht machen kann.«
    »Großer Himmel«, entfuhr es mir. »Sie haben sich heute morgen meinen Lichtmesser geborgt!«
    Mit seiner senilen Pose der Überlegenheit kicherte er einen Augenblick lang, dann nickte er mit einer verwirrenden Zufriedenheit. »Doktor, es gibt eine… äh… Person, die jeden Tag in der Bibliothek erscheint. Ihrem Lichtmesser und der meisten gehobenen Lehrbücher über Fotografie zufolge, die ich auftreiben konnte, wird heutzutage noch keine Linse und kein Film solcher Empfindlichkeit hergestellt, daß man in dem Licht, das er benutzte, Fotos machen könnte.«
    Bevor ich seine Worte richtig aufgenommen hatte, stürmten zahlreiche Stiefel die Treppe hinauf, was unsere Vermieterin dazu bewog, ungehalten die Stimme zu heben; die Tür wurde ohne jedes Anklopfen aufgestoßen, und der junge Alfred platzte herein, Hals über Kopf gefolgt von einem Trio grinsender Bengel.
    »Wir sind da, Sir«, rief Alfred, schloß die Tür und marschierte, gefolgt von seinen Kumpanen, zu meinem Freund.
    »Das sehe ich«, pfiff der alte Detektiv. »Ist mir ein Rätsel, wie du sie so schnell auftreiben konntest.« Er holte vier Zweischillingstücke aus seiner Tasche. »Die werden euch gehören, wenn ihr eine einfache Aufgabe erledigt, die für lebhafte junge Männer wie euch kein Problem darstellen sollte.« Er kicherte, als sei ihm eine humorvolle Bemerkung gelungen. »Ich möchte, daß ihr einem ziemlich schwer zu fassenden Burschen vom Britischen Museum zu seiner Wohnung folgt.«
    Die wäßrigen Augen des alten Halunken schimmerten fast. »Es wird euch sicher gelingen«, frohlockte er. »Und während ein überaus vorsichtiger Mensch einen Erwachsenen verdächtigen würde – wer wirft denn schon ein
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