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Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1

Titel: Mit Sherlock Holmes durch Raum und Zeit 1
Autoren: Isaac Asimov
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klingen.
    Er öffnete ein Auge und musterte mich mit feuchter Anklage. »Nein. Nehmen wir an, daß es diese Außerirdischen gibt. Und nehmen wir an, daß sie sich in London aufhalten.«
    »Nun gut«, sagte ich spöttisch.
    Seine zitternde Stimme wurde nachdenklich. »Offenbar halten sie ihre Anwesenheit auf der Erde aus ureigenen Motiven geheim. Wenn dies ihre Absicht ist, folgert daraus, daß sie ihre Zahl beschränkt halten müssen, eh?«
    »Warum?« seufzte ich mit dem Wunsch, zu meinem Schmöker zurückzukehren.
    »Weil es beträchtlich schwieriger wäre, die Anwesenheit von hundert Außerirdischen vor uns Erdlingen geheimzuhalten als die von einem oder zweien. Falls sie wirklich hier sind, Doktor, sind es nur wenige.«
    Ich nickte. Die geistigen Anstrengungen meines Freundes amüsierten mich ein wenig. In der Tat war ich sogar ziemlich stolz auf ihn, besonders zu dieser Tageszeit. »Das ist möglich«, ermunterte ich ihn.
    »Warum also«, murmelte er verdrossen, »halten sie sich lieber in London als woanders auf?«
    Ich versuchte, seinem Gedankengang zu folgen. »Aber das ist doch klar. London ist die größte Stadt der Welt. Man könnte sagen, die Hauptstadt der Welt. Wenn die Außerirdischen Erkundigungen über die Erde und die Menschheit einziehen wollen, müssen sie hier damit anfangen.«
    Er öffnete die Augen ganz und schnaubte verächtlich. »Ihr Patriotismus überschattet Ihre Fähigkeit, Statistiken zu lesen, Doktor. Erstens ist London längst nicht mehr die größte Stadt. Das ist Tokio, und selbst New York übertrifft in dieser Hinsicht unsere Hauptstadt.«
    Ich muß eingestehen, daß ich zu stottern anfing, doch er kicherte auf eine Art und Weise, die ich nur als senile Verachtung meiner Meinung bezeichnen kann, und fuhr fort: »Und New York ist das Handelszentrum der Welt und ihr größter Hafen. Darüber hinaus ist Washington zum politischen Zentrum der Welt geworden. – Diese verdammten Yankees.«
    Seine kindische Ich-weiß-alles-besser-Haltung verärgerte mich. »Nun gut, dann beantworten Sie die Frage. Warum sollten sie London auswählen, die lächerlich phantastische Vorstellung, daß solche Geschöpfe überhaupt existieren, einmal vorausgesetzt?«
    »Nur aus einem Grund, Doktor«, kicherte er, offensichtlich überaus mit sich zufrieden. »Das Britische Museum.«
    »Ich gestehe ein, daß ich Ihnen nicht ganz folgen kann«, sagte ich kühl.
    Seine feuchten Augen spiegelten wieder einmal Überlegenheit wider. »London ist vielleicht nicht mehr die größte Stadt, was? Auch nicht die politisch bedeutendste. Aber wenn ich einer von Sir Alexanders GÄMs wäre…«
    »GÄMs?« sagte ich.
    Er kicherte erneut, fuhr jedoch fort: »… und eine Studie über diesen Planeten anfertigen würde, würde ich einen großen Teil meiner Zeit im Britischen Museum verbringen. Es enthält mehr Daten als jedes andere Museum oder jede andere Bibliothek. Falls es Außerirdische in London geben sollte, die über unsere Gebräuche und Institutionen nachforschen, dann nehme ich an, daß sie dem Britischen Museum beträchtliche Zeit widmen werden.«
    Er schob sich aus dem Sessel und gähnte schläfrig. »Und dort, mein lieber Doktor, werde ich morgen mit meinen Nachforschungen beginnen.«
    Ich nahm an, daß er am nächsten Tag die ganze Sache schon wieder vergessen haben würde, doch ich verspottete ihn ein wenig. »Dann haben Sie also vor weiterzumachen, und wirklich über die Anwesenheit von Außerirdischen aus dem Weltall zu ermitteln?«
    »Was? Natürlich habe ich das vor, Doktor.« Sein Ton klang verdrossen. »Erinnern Sie sich bitte, ich habe Sir Alexander mein Wort gegeben.« Sich auf dem Stock abstützend, ging er zu seinem Zimmer.
    »Aber was ist ein GÄM?« rief ich ihm atemlos nach.
    Er kicherte mit einem inneren, geheimen Vergnügen. »Ein Glotzäugiges Monster.«
     
    Zu meinem Erstaunen sah ich während der nächsten paar Tage nicht viel von dem einst großen Detektiv. In der Tat zeigte er plötzlich solche Energie, daß ich mich fragen mußte – wie es zuvor schon einmal der Fall gewesen war –, ob er einen Kontakt gemacht, wie die Amerikaner zu sagen pflegten, und einen Händler gefunden hatte, der ihn mit Stoff für ein Bedürfnis versorgte, das ich schon lange als geheilt erachtet hatte. Offensichtlich nahm er seine Aufgabe jedoch ernst. In der Tat ertappte ich ihn zweimal, wie er verkleidet unsere Wohnung verließ, einmal als alte Frau, einmal als berufsmäßig wirkender Gelehrter. Bei beiden
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