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Mit einer Prise Glück und Liebe

Mit einer Prise Glück und Liebe

Titel: Mit einer Prise Glück und Liebe
Autoren: B O'Neal
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ausdenken. Außerdem vergisst sie ständig, ihre Zähne einzusetzen.«
    »Ihre Prothese?«
    »Ja.« Sie nimmt sich eine Tortilla und rollt sie auf. »Sie hat mir auch erzählt, dass deine Mom dich halb zu Tode geprügelt hat, als du fünfzehn warst, und dass du in dem Sommer, als Ramona schwanger war, so ein schlechtes Gewissen hattest und …«
    »Hör auf«, unterbricht meine Mutter und steht abrupt auf. Sie ist kreidebleich. »Das ist ein gemeiner Scherz.«
    »Mom«, sage ich und nehme ihre Hand. »Setz dich wieder.«
    Katie blickt bestürzt drein. »Was habe ich falsch gemacht?«
    »Gar nichts«, beruhige ich sie. »Alles, was Adelaide dir erzählt hat, ist wahr.« Ich lasse meine Hand auf der Schulter meiner Mutter liegen, um sie daran zu hindern, aufzustehen und wegzulaufen.
    »Eines sollte ich wohl noch sagen«, fährt Katie fort. »Sie meint, es hätte deiner Mom immer sehr leidgetan, aber sie hätte nicht gewusst, wie sie es hätte besser machen können.«
    Die Hand meiner Mutter zittert, als sie sie nach Katie ausstreckt. »Wenn du sie das nächste Mal siehst, sag ihr, dass ich ihr schon vor langer Zeit verziehen habe«, presst sie mit mühsam beherrschter Stimme hervor.
    Katie runzelt die Stirn. »Was ist denn mit euch?«, fragt sie.
    »Gar nichts, Schatz. Danke, dass du es uns erzählt hast.« Ich reibe mir die Hände. »Ist es nicht langsam Zeit für die Geschenke?«
    Jonah steht auf. »Ich bin gleich wieder hier.«
    Während er zum Wagen geht, beugt sich meine Mutter zu mir herüber. »Er hat sich mit den Jahren wirklich gemacht, was? Nur das mit seiner Hand ist ein echter Jammer.«
    »Mom!«
    Sie richtet sich auf. »Stimmt doch.«
    Jonah kehrt mit einer Gitarre in der Hand zurück. Als er über den Rasen schlendert, bin ich auf einmal wieder fünfzehn, und er ist ein bisschen zu alt für mich. Sein braunes Haar hängt ihm über die Schultern, und mein junges Herz droht vor Gefühlen überzuquellen. Als er sich vor mir hinsetzt und mir in die Augen sieht, verschmelzen die beiden Jonahs zu einem einzigen Mann. »Das Stück habe ich im Sommer 1985 geschrieben«, sagt er. »Es heißt Ramona .«
    Dann beginnt er zu spielen. Spanische Gitarrenklänge ertönen, melancholisch und fröhlich zugleich, voller Gegensätzlichkeiten des Lebens, voller Liebe. Ich sehe die Farben jenes Sommers, die sich um die Noten winden, das Grau der Wolken, die Verheißung des Bandes zwischen uns. Und ich rieche den Duft von Brot.
    Obwohl ich weiß, dass es so etwas wie Seelenverwandte nicht gibt, scheint der Himmel oder das Schicksal oder wer auch immer hierbei die Finger im Spiel hatte, in diesem Fall eine Ausnahme gemacht zu haben.
    Als er endet und den Kopf hebt, verletzlich, schüchtern und doch voller Erwartung, stehe ich auf und küsse ihn mitten auf den Mund. Was ist schon ein weiteres Risiko im Leben? »Ich liebe dich«, flüstere ich so leise, dass nur er es hören kann. Er nimmt mich in die Arme und drückt mich so fest an sich, dass ich Angst habe, er bricht mir die Rippen.
    »Ich liebe dich auch.«
    Hinter uns bricht Katie in Jubel aus und klatscht in die Hände, und meine Mutter, die sich verstohlen eine Träne abwischt, stimmt ein.

SCHRITT FÜNF:
    Backen
    »Der köstlichste Duft ist der von Brot, der herrlichste Geschmack ist der von Salz und die schönste Liebe ist die eines Kindes.«
    Graham Greene

VIERUNDSECHZIG
    Katie
    September
    E s ist vielleicht das dritte Mal in ihrem Leben, dass sie ein Kleid trägt. Es gefällt ihr, wie der Stoff ihre Beine umschmeichelt, als sie die Dahlien im Garten schneidet. Ihr Vater kommt heute nach Hause, und Katie zieht zu ihm, Sofia und ihrem kleinen Bruder Marcus, der das niedlichste Baby ist, das sie je in ihrem Leben gesehen hat. Katie freut sich darauf, gleichzeitig ist sie ein wenig traurig. Es wird ihr fehlen, über der Bäckerei zu wohnen mit all ihren köstlichen Gerüchen nach frisch gebackenem Brot, dem Garten und ihrem Zimmer mit dem Blick auf die Berge. Das Zimmer gehöre ganz allein ihr, hat Ramona gesagt, und sie könne jederzeit kommen und hier übernachten. Katie weiß, dass ihr Umzug Ramona ziemlich an die Nieren geht. Sie umarmt sie auf Schritt und Tritt.
    Genau das ist der Grund, weshalb sie gerade die Blumen schneidet und die schönsten aussucht. Die Blüte der Kenora Majestic ist beinahe so groß wie Katies Kopf, und mit drei von ihnen kann man bereits eine ganze Vase füllen. Sie gibt ein paar bläulich-violette Astern dazu und tritt zurück, um ihr Werk zu
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