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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit
Autoren: Ambler
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Captain Boyle reden, einem neuen und äußerst hilfsbereiten Mann.
    Nach einigem Hin und Her mit einem standhaften diensttuenden Polizisten konnte ich endlich mit Boyle sprechen, der zunächst eher feindselig als hilfsbereit klang. Er unterließ es geflissentlich, mich zu fragen, was er für mich tun könne und war fest überzeugt, daß ich in der Hoffnung anrief, einen Strafzettel aus der Welt schaffen zu können. Zweifellos war er drauf und dran, mir mitzuteilen, daß mit ihm ein frischer Wind im Revier wehe. Und so sagte ich ihm in aller Ruhe, ich wisse nicht recht, ob ich mit ihm oder mit dem FBI reden solle, aber ich hätte eine Bombendrohung erhalten. Das schien ihn wenigstens ein bißchen zu interessieren, und so las ich ihm die Warnung vor. Und noch bevor er sich äußern konnte, berichtete ich, daß inzwischen auch die Bombe selbst angekommen sei.
    »Sie sagen, das war heute morgen, Mr. Halliday?« Nun war er ganz umgänglich.
    »Das stimmt. Im Zimmer nebenan tickt sie vor sich hin.« Es war ein Fehler, witzig sein zu wollen.
    »Sie tickt, sagen Sie?«
    »Ich meinte das im übertragenen Sinn, Captain. Es gibt kein hörbares Geräusch. Hören Sie, ich will die Sache ja nicht dramatisieren, aber es wäre mir recht, wenn jemand von einem Sprengkommando kommen und feststellen könnte, ob das Ding echt ist oder nicht.«
    »Wir haben kein Sprengkommando, Mr. Halliday, jedenfalls nicht hier, aber ich glaube, es gibt eins in Allentown. Geben Sie mir Ihre Nummer, und ich melde mich gleich wieder bei Ihnen.«
    Fünf Minuten später rief er zurück. »Die Polizei in Allentown hat ein aus Kriminalbeamten zusammengesetztes Sprengkommando, Mr. Halliday, und die schicken gleich ein paar Mann mit der ganzen Ausrüstung rüber. Die wollen neben dem Päckchen auch den Brief sehen. Sie haben also das Päckchen mit der Post erhalten, nicht wahr?«
    »Das ist richtig.«
    »Ist es in gutem Zustand, oder ist die Verpackung irgendwie beschädigt?«
    »Die Verpackung ist völlig in Ordnung, warum?«
    »Nun ja, es geht mir um folgendes, Mr. Halliday: möchten Sie, daß ein Streifenwagen den ganzen langen Weg zu Ihnen hinausfährt, oder möchten Sie Zeit sparen und mit dem Päckchen und dem Brief zu uns herfahren?«
    Ich dachte daran, diesen nicht sehr hilfreichen Vorschlag zurückzuweisen, aber mir fiel keine vernünftige Begründung ein, außer daß ich vor dem Ding unheimlich Angst hatte. »Also gut, Captain, ich fahre damit in die Stadt. Doch für den Fall, daß unterwegs etwas Unerwartetes passiert: Sie finden den Brief hier auf meinem Schreibtisch. Ich mache eine Fotokopie davon und bringe Ihnen die mit.«
    Er lachte leise vor sich hin. »Wenn es sicher durch die Post gekommen ist, Mr. Halliday, dann übersteht es auch eine Fahrt im Kofferraum Ihres Wagens.«
    Er behielt recht, aber ich bemerkte, daß die Leute vom Sprengkommando, die es etwa eine Stunde später auf dem Parkplatz der Polizei aus meinem Wagen holten, nicht ganz so locker an die Sache herangingen. Sie trugen einen massiven Körperschutz bis hinunter zu den Knien und mit Augenschlitzen versehene Stahlhauben, die wie mittelalterliche Turnierhelme auf den Schultern ruhten. Sie transportierten das Päckchen in einem gepolsterten Metallkorb, der an einer von zwei Leuten getragenen langen Stange hing.
    Wir schauten aus der Ferne zu, wie sie damit zu dem gepanzerten Lastwagen gingen, den sie mitgebracht hatten. Dann ging ich mit Boyle und einem seiner Kriminalbeamten in ein Büro. Dort machte ich eine simple Aussage, die lediglich besagte, daß ich den Brief und das Päckchen mit der Post erhalten hatte, bevor ich beides der Polizei übergeben hatte.
    Danach bekam ich eine Tasse Kaffee und wurde gefragt, ob es mir etwas ausmache, zu warten, bis die Männer vom Sprengkommando mit Hilfe ihres tragbaren Röntgenapparates zu irgendeinem vorläufigen Ergebnis gekommen seien. Offenbar mußte in Fällen, wo Bomben per Post über die Grenzen eines Bundesstaates geschickt wurden, sowohl das FBI als auch die Postverwaltung benachrichtigt werden. Dann konnten beide – zusätzlich zur Polizei – damit zu tun bekommen, die überraschend große Zahl an Schwerverbrechen und minderen Delikten zu untersuchen, die Zander begangen haben würde. Und ich würde bei allem als Zeuge zugegen sein. Großzügig stimmte ich zu, den Urteilsspruch des Sprengkommandos abzuwarten. Ich brauchte ihnen ja nicht zu sagen, daß ich, solange meine immer größer werdende Neugier nicht wenigstens zum Teil
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