Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
wollte, riß es ihm den Kopf weg.«
    »Ihr Kopf scheint noch heil, Lampeter«, sagte Captain Boyle. »Ich nehme also an, Sie haben die Änderung rechtzeitig entdeckt.«
    »Nein, Captain, ich habe sie völlig übersehen. Sein Trick war es, außer der normalen noch eine elektrische Zündkapsel einzubauen. Sie ist auf der Röntgenaufnahme nicht zu sehen, da sie hinter der Schnappfeder steckt. Die Leitungen, die von der Minibatterie ausgehen, laufen um den äußeren Rand des ganzen Päckchens herum. Als ich das Messer reinsteckte und anfing, die Seite aufzuritzen, hätte das den verwendeten Zwillingsdraht kurzschließen und die Bombe auslösen müssen, entweder sofort oder durch die Weiterbewegung des Messers.«
    »Warum ist es nicht passiert? Glück? Irgendein Defekt?«
    Lampeter atmete tief durch, bevor er antwortete. »Nein, Captain. Es hatte nichts mit Glück und nichts mit einem Defekt zu tun. Der Bombenbauer hatte die Verbindungsdrähte zur Zündkapsel sorgfältig nach hinten gebogen und dort außer Reichweite meines Messers festgeklebt, um mich wissen zu lassen, daß er nicht die Absicht hatte, ernst zu machen. Er hätte mir den Kopf wegpusten können, aber er hat es nicht getan. Er ist ein Schatz. Die Laborleute beim FBI werden auch ganz hingerissen sein.«
    Zum erstenmal redete sein weißer Partner vom Sprengkommando: »Wenn ich den Ficker mal in die Finger kriege«, sagte er ruhig, »dann bring ich ihn um, das schwör ich.«
    »Nehmen Sie das nicht ein wenig zu persönlich, meine Herren?« fragte ich. »Schließlich bin ich derjenige, den es beinahe erwischt hätte. Die Bombe wurde mir ins Haus geschickt. Ich bin hoch erfreut, daß er nicht ernst machte.«
    Lampeters melancholische Augen nahmen mich kurz auseinander, bevor er antwortete. »Sie sind Zivilist, Mr. Halliday, und er hat auch nicht Sie zum Narren gehalten. Wie ich höre, sind Sie Schriftsteller. Biographien von Filmstars, heißt es. Ist das richtig?«
    »Unter anderem, ja.«
    »Also doch. Ich glaube, ich habe Ihren Namen am Bücherstand im Supermarkt gesehen. ›Die Wahrheit über Soundso‹ und all das Zeug. In Ihrer Branche bekommt man bestimmt mit, wo so manche Leiche begraben ist. Und ich wette, Sie haben sich auch eine Menge Feinde geschaffen.«
    »Der Absender dieser Bombe sagt, es soll eine freundliche Geste sein. Er will mich von seiner persönlichen Integrität überzeugen.«
    »Ach was, Scheiße.«
    »Es stimmt aber, Lampeter«, sagte Boyle.
    »Sie sagten, er hat einen Drohbrief erhalten, Captain. Darin wurde er aufgefordert, das Sprengkommando zu benachrichtigen. Der Brief kam am Montag. Stimmt das?«
    »Das stimmt, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, Ihnen den Brief selbst zu zeigen. Sie steckten schon in voller Montur für die Bombe, als Halliday beides herbrachte. Aber es ist tatsächlich so, wie er sagt. Hier.«
    Er hatte die Fotokopie von Zanders Brief in einer Plastikhülle und schob sie über den Schreibtisch. Die zwei Männer des Sprengkommandos lasen ihn zusammen. Als Lampeter fertig war, wirkte er fast fröhlich.
    »Na ja, Captain«, sagte er, »lieber Sie als wir. Als Sie von einem Drohbrief sprachen, dachte ich, es handelte sich um einen von der üblichen Sorte. Aber Sie haben es da mit einem Verrückten zu tun. Und ein Verrückter, der so gute Bomben basteln kann, sollte in der Lage sein, Ihnen und den Leuten von der Post noch eine Menge Ärger zu machen.« Als er aufstand und sich zum Gehen wandte, zeigte er mir ein freundlicheres Gesicht. »Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle tun würde, Mr. Halliday? Das nächste halbe Jahr würde ich überhaupt keine Post mehr aufmachen, es sei denn, ich könnte sehen, was drin ist, wenn ich sie gegen das Licht halte. Und wenn der Captain hier nichts dagegen hätte, würde ich möglichst weit weg von zu Hause ausgiebig Ferien machen. War nett, Sie kennenzulernen. Captain, das Päckchen ist entschärft, es besteht keine Gefahr mehr. Sollen wir es ans FBI weiterleiten, oder macht das einer Ihrer Leute?«
    Als alles geregelt war und die beiden fort waren, blickte mich Captain Boyle wieder an.
    »Werden Sie etwas von dem tun, was er Ihnen geraten hat, Mr. Halliday?«
    »Sie meinen, ob ich Ferien machen werde?«
    »Ich würde es ganz gerne sehen, wenn Sie nicht so weit wegfahren würden, daß wir Sie telefonisch nicht mehr erreichen können. Das FBI wird möglicherweise mit Ihnen reden wollen, um eine eigene Niederschrift von dem zu haben, was Sie mir bereits erzählt haben, und die können
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher