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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit
Autoren: Ambler
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Handelsembargos, die so ziemlich alles betrafen, was die algerischen Rebellen zur Fortführung ihres Kampfes brauchten. Zanders Firma, die er ›C. Brochet Transports SA‹ nannte, fungierte für sie als geheimer Einkäufer und schaffte das Zeug über Land an die tunesische Grenze.«
    »Waffen?«
    »Hauptsächlich Material zur medizinischen Versorgung – Arzneimittel, Antibiotika. Das war es, was ihn wichtig machte. Um die französischen Embargos zu umgehen, kaufte er über eine Scheingesellschaft namens ›Zander Pharmaceuticals‹ ein, die er in Miami in Florida gründete.«
    »Mit arabischem Geld?«
    »Mit seinem eigenen jedenfalls nicht, das steht fest. Seine Hintermänner mußten Araber sein, auch wenn wir sie nie genau identifizieren konnten. Wir haben’s natürlich versucht. Die Franzosen waren damals international unbeliebt, und jede Geschichte, die aus Algerien kam, galt als wichtig. Wir hatten einen Mann dort, der sich ausgiebig mit dem Fall Brochet-Hecht-Zander befaßte. Einer seiner ersten Schritte war natürlich, Zander in den Nachschlagewerken zu suchen. Rate mal, mit welchem Ergebnis.«
    »Er hat zander im Wörterbuch gefunden. Es ist irgendein Fisch. Wie Hecht im Deutschen und brochet im Französischen?«
    »Erraten. Der Zander gehört zur Art der Glasaugenbarsche.«
    »Nicht gerade clever von ihm, wie, Decknamen zu benutzen, die so leicht zu knacken waren? Das hat er sich bestimmt nicht in der Abwehr angewöhnt.«
    »Genau das sagte unser Mann damals auch. Monsieur Brochet ließ ihn wissen, er verstehe die arabische Seele nicht. Ein hochgeachteter Held, der Folter- und Todesdrohungen kühn trotze, sei weniger gefährdet als irgendeine Null. Er sagte sogar, der französische Nachrichtendienst wisse genau über ihn Bescheid und habe mehr als einmal versucht, ihn umzubringen. Der mutige und allseits beliebte El Brochet war von besorgten arabischen Freunden immer umfassend abgeschirmt worden. Ein namenloser Jedermann hätte selbst im sichersten Versteck keine Woche überlebt. Ein Gedanke, Bob, der mich zu deinem kuriosen Brief zurückbringt. Vor zwanzig Jahren in Tunis hätte sich vielleicht der Direktor von Zander Pharmaceuticals dein Talent, anderen ein Image aufzubauen, zunutze gemacht und dich beauftragt, Robin Hood für den nordafrikanischen Markt umzuschreiben. Aber heute? Unmöglich. Was, sagtest du, will er angeblich von dir?«
    »Freundschaft und Mitarbeit. Wenn er mir für eines von beiden ein verbindliches Angebot macht, laß ich dich’s wissen. Was ist mit seinem Sexleben?«
    »Nach unserer Geschichte hier ist er in seinem Geschmack ohne jedes Vorurteil. Aber neuere Erkenntnisse fehlen uns da.«
    Wir unterhielten uns noch ein bißchen weiter, bevor ich ihm dankte und auflegte. Fast noch im selben Augenblick läutete das Telefon. Es war Barbara Reynolds, meine Agentin, die anrief.
    »Robert, Ihre Leitung war den ganzen Nachmittag belegt.«
    »Die Änderungen am Williams-Manuskript sind ziemlich weit gediehen, und ich liefere diese Woche noch ab.«
    »Die werden das gerne hören, aber deswegen rufe ich nicht an. Wir bekamen eine recht interessante Anfrage von einem italienischen Verlag. Die nennen sich Casa Editrice Pacioli und sitzen in Mailand.«
    »Welches Buch wollen sie haben?«
    »Kein bestimmtes. Ich meine, es geht ihnen nicht um Übersetzungsrechte. Das macht die Sache so interessant. Die wollen mit Ihnen darüber reden, ob Sie nicht ein Buch für sie schreiben, zu dem sie selbst das Thema vorschlagen. Natürlich nicht auf italienisch. Um die Übersetzung würden sie sich später kümmern. Sie wollen die Weltrechte, und zuerst käme eine englischsprachige Veröffentlichung hier, danach dann eine britische, italienische, deutsche, spanische Ausgabe, und so fort. Es ist reichlich ungewöhnlich.«
    »Um welches Thema geht es?«
    »Das wollen sie mit Ihnen persönlich besprechen. Offenbar wollen sie nicht, daß man in der Branche darüber redet, solange der Vertrag nicht unter Dach und Fach und das Buch in Arbeit ist. Wenn das eine dieser Ideen ist, die geklaut werden können, dann muß man das akzeptieren. Sie sagen es nicht mal mir. Sie wollen nur mit Ihnen darüber sprechen.«
    »In Mailand?«
    »Nein, hier in New York. Ein Anwaltsbüro vertritt ihre Interessen.« Sie nannte den Namen der Kanzlei. Es war eine jener angesehenen Wall-Street-Sozietäten mit drei oder vier eindrucksvollen Familiennamen auf dem Firmenschild und mindestens einem Dutzend etwas jüngerer, aber dennoch
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