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Mit der Hoelle haette ich leben koennen

Titel: Mit der Hoelle haette ich leben koennen
Autoren: Daniela Matijevic
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werden - oder vielleicht sogar ganz verschwinden. Dem Buch wünsche ich viele Leser, weil ich glaube, dass es noch zahlreiche andere aktive oder ehemalige Soldatinnen und Soldaten gibt, die ein ähnliches Schicksal haben wie Daniela. Ich hoffe, dass sie vielleicht nach der Lektüre ebenfalls den Mut finden, sich Hilfe zu holen.

    Seit nunmehr fast zwanzig Jahren nehmen deutsche Bundeswehrsoldaten im Rahmen des erweiterten militärischen Aufgabenspektrums an internationalen friedenssichernden militärischen Einsätzen und UN-Beobachtermissionen teil.
    Laut Angaben des Bundesministeriums der Verteidigung waren bisher 278.000 Soldaten im Auslandseinsatz (hier sind »Einsatzfälle« gemeint, also Soldaten, die mehrfach im Einsatz waren, auch mehrfach gezählt). Seit Jahren sind es zirka 7.000 Soldaten, die tagtäglich in den verschiedenen Einsatzregionen Dienst leisten, was bei einer durchschnittlichen Einsatzdauer von sechs Monaten über 20.000 Soldaten pro Jahr ausmacht.
    Begonnen haben die Auslandsmissionen 1992/1993 mit dem für die Bundeswehr rein sanitätsdienstlichen UN-Einsatz in Kambodscha ( UNTAC ), wo ein Feldhospital für die insgesamt zirka 20.000 im Land eingesetzten UN-Soldaten und UN-Mitarbeiter in der Hauptstadt Pnom Penh betrieben und auch die einheimische Zivilbevölkerung mitversorgt wurde. Es folgte von März 1993 bis März 1994 der Einsatz zur Unterstützung der friedenschaffenden und -sichernden UN-Operation UNO-SOM in Belet Huen/Somalia. Bereits seit 1994 bis zum Ende der Mission 2009 stellte die Bundeswehr ein kleines Kontingent für eine UN-Beobachtermission in Georgien ( UNOMIG ). Bei den immer noch laufenden Einsätzen auf dem Balkan ( SFOR/EU-FOR in Bosnien-Herzegowina seit Dezember 1996 und KFOR im Kosovo seit Juni 1999) ist die Bundeswehr zurzeit (Stand Juni 2010) mit insgesamt 1.560 Soldaten vertreten. Den Schwerpunkt des militärischen Engagements im Ausland bildet seit Dezember 2001 der Afghanistan-Einsatz ( ISAF ) - mit derzeit zirka 4.400 Soldaten, die mittlerweile hauptsächlich in der Nordregion in Mazar-e-Sharif im Camp Marmal, in Kunduz und Feyzabad in regionalen Wiederaufbauteams sowie in der Hauptstadt Kabul und in Usbekistan (Flugbasis Termez) eingesetzt sind.
Weitere zirka 650 Soldaten erfüllen ihren Auftrag im Sudan ( UNMIS/UNAMID ), Libanon ( UNIFIL ), Kongo und in Somalia ( EUSEC/EUTM ) und am Horn von Afrika ( OEF/Atalanta ) zur Sicherung der Seewege.

Belastungen im Einsatz
    Die friedenssichernden oder -schaffenden internationalen Einsätze im Rahmen von UN-, EU- und NATO-Missionen stellen außergewöhnliche Anforderungen an die Soldaten der Bundeswehr. Sie werden konfrontiert mit Not und Elend, Auswirkungen von Gewalt, Leichen und Verstümmelungen, mit Zerstörung, mit Gefangenschaft, lang dauernder Trennung von zu Hause, dienstlicher Überforderung, aber auch mit Langeweile. Das Gefühl von Ohnmacht und totaler Hilflosigkeit gegenüber den Verhältnissen im Einsatzland ist für sie häufig eine unerträgliche Belastung.
    Der politische Auftrag (humanitärer Einsatz) und die persönliche Motivation, helfen zu wollen, können mitunter in deutlichem Gegensatz zu Einstellung und Haltung der Bevölkerung in den Hilfsgebieten stehen. Manchmal werden die Soldaten als Besatzer gesehen, so dass ihnen Ablehnung und Hass entgegenschlagen. Sie können zwischen die Fronten rivalisierender Gruppen geraten oder zum Ziel von Terroranschlägen werden. Sie leben mit dem Risiko, verwundet oder getötet zu werden oder selbst Waffen einsetzen und töten zu müssen.
    Auch im Heimatland treffen die Soldaten der Bundeswehr im Freundes- oder Bekanntenkreis oft auf Zweifel, Unverständnis, Gleichgültigkeit, ja Ablehnung ihres Berufes oder Einsatzes. Selbst die Partnerin oder die Familie können manchmal kaum verstehen und akzeptieren, was der Einzelne erlebt und wie sehr ihn dies verändert hat.

Reaktionen auf die Belastungen im Einsatz
    Wenn Menschen Extremsituationen erleben, kann es passieren, dass sie bei der Verarbeitung dieser Belastungen völlig überfordert sind. In der Folge können psychische Störungen auftreten, die sich bei anhaltenden Belastungen schleichend oder bei einmaligen Extremerlebnissen akut entwickeln können. Nicht selten treten sie stark verzögert auf und entfalten sich oft erst dann, wenn der Einsatz längst vorbei ist. »Invisible wounds« (Unsichtbare Wunden) - so bezeichnen die amerikanischen Irak-Veteranen die psychischen Veränderungen, die auf das Erleben von
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