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Mit 17 setzt man auf die Liebe

Mit 17 setzt man auf die Liebe

Titel: Mit 17 setzt man auf die Liebe
Autoren: Tina Caspari
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ihren Sitz wie eine schläfrige Katze und hörte ihm zu. Welch eine herrlich geheimnisvolle Welt, in die sie da aufbrach! Wie aufregend anders das alles war, als der Alltag zwischen Schule, Elternhaus und dem Training in der Ballettschule! Das Leben schien sich auszuweiten, neue Dimensionen anzunehmen, ihr war, als wären ihr Flügel gewachsen und sie flöge weit in den Himmel hinauf und sähe ihr bisheriges Leben tief unter sich kleiner und kleiner werden. Durchdrungen von einem richtigen Glücksgefühl schlief sie ein.
    Einmal erwachte sie kurz. Janos fragte sie nach ihrem Paß, sie waren an der Grenze. Auf der anderen Seite bog er in einen Parkplatz ein, um eine Stunde zu schlafen, er legte seinen Kopf an ihre Schulter und schlief sofort ein.
    Als Katja das nächste Mal erwachte, hatten sie bereits die deutsche Grenze hinter sich; Janos hatte getankt und kam mit zwei Bechern heißen Kaffees aus der Raststätte.
    „Wir fahren sofort zum Theater. In den Garderoben gibt es Liegen, da kannst du noch ein bißchen schlafen, und duschen kannst du dort auch. Um zu dir nach Hause zu fahren, dazu reicht die Zeit nicht. Ein Trikot und Schuhe für dich werden sich im Fundus finden lassen.“
    Es wurde ernst. Kein Zweifel, das neue Leben begann!

Das ganz andere Leben

    Der erste Tag ging wie ein Traum an Katja vorbei. Vermutlich war es die Müdigkeit, die sie alles wie durch einen Schleier erleben ließ. Das Training am frühen Morgen, dann die Probe mit ihren endlosen Wiederholungen, unterbrochen von Diskussionen, die Janos mit dem Bühnenbildner um Lichteffekte und Szenenwechsel bei offenem Vorhang führte. Da sie nicht auf allen Gastspielbühnen über eine Drehbühne verfügen würden, mußten die Umbauten zum Teil in die Choreographie eingebaut werden.
    Am späten Nachmittag kam Katja nach Hause, wehrte alle neugierigen Fragen der Familie ab, packte ihre Reisetasche aus und verzog sich ins Bett, um bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen. Um acht Uhr stand sie im Ballettsaal wieder an der Stange, immer noch müde und mit einer eigenartigen Schwere in den Gliedern.
    Gestern hatte es auf der Probe recht gut geklappt, aber heute schien sie ihren Unglückstag zu haben. Sie patzte, entschuldigte sich, patzte wieder. Niemand sagte etwas, aber die Blicke der anderen Tänzerinnen sprachen Bände. Dann passierte es ihr, daß sie eine Anweisung Janos’ überhörte.
    „He, was ist los da oben! Pennst du?“ rief Janos ärgerlich. „Soviel Zeit habe ich nicht, alles dreimal zu erklären!“
    „Tut mir leid“, murmelte Katja.
    Eine Weile ging es besser, jedenfalls fand Janos nichts zu beanstanden. Aber sie selbst war nicht mit sich zufrieden. Daß von den Kolleginnen kein Wort der Aufmunterung kam, kein freundliches Lächeln, keine Hilfe, machte alles nur schlimmer. Empfanden sie sie als Eindringling? Gönnten sie ihr die Rolle nicht? Fühlten sie sich von Janos zurückgesetzt? Katja wußte es nicht, sie fühlte nur eine dicke Mauer zwischen sich und den anderen. Sie war isoliert.
    In der Pause sprach sie mit Janos darüber.
    „Komm, das bildest du dir ein. Du hast einfach einen schlechten Tag, bist ein bißchen aus dem Training. Ein paar Tage harte Arbeit, und du bist völlig drin. Und jetzt entschuldige mich bitte, die Kostümbildnerin wartet auf mich.“
    Katja setzte sich auf den Boden, schlang die Arme um die Knie und senkte den Kopf. Ein paar Tänzerinnen gingen vorüber, warfen ihr einen Blick zu und steckten dann tuschelnd die Köpfe zusammen. Bildeten die sich ein, sie wären etwas Besseres? Oder könnten mehr? Bestimmt nicht. Sie hatten den Vorteil, täglich fünf bis sechs Stunden zu trainieren, das war alles.
    Was Klaus wohl jetzt machte? Vielleicht stand er gerade auf dem Markusplatz in Venedig und hielt Zwiesprache mit den Tauben. Oder er lehnte am Geländer einer Brücke, sah einer Gondel mit einem Liebespaar nach und dachte an sie. Oder ließ er sich von Editha und Miriam trösten, weil sie ja Janos hatte.
    Bei dem Gedanken wurde Katja ganz elend zumute. Sie sprang auf und lief auf die Bühne hinaus, um sich eine Schrittfolge in Erinnerung zu rufen und noch ein paarmal zu probieren, damit sie nachher klappte.
    Auf der Bühne diskutierte der Bühnenbildner mit ein paar Technikern. Der Inspizient schob sie ungeduldig zur Seite.
    „Komm, Kind, weg da, ihr habt jetzt hier nichts zu suchen!“ Katja zog sich auf ihren Platz zurück und kauerte sich wieder auf den Boden. Ein paar Tänzerinnen standen in ihrer Nähe
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