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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt
Autoren: Tina Caspari
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verstehen“, sagte sie versöhnlich. „Als meine Eltern mich einmal bei einer Parlamentsdebatte in den Zuschauerraum ließen, da sprach eine Frau, die noch ziemlich jung war. Sie redete über die Probleme eines Indianerstammes, der Hilfe brauchte. Wie sie das machte, wie sie so... so leidenschaftlich sprach, richtig kämpfte, da habe ich mir gewünscht, ich wäre wie sie. Tagelang habe ich mir vorgestellt, ich stünde da oben und würde den dickbäuchigen Schlafmützen unten im Saal mal richtig die Meinung sagen!“
    „He, Carol, ich staune über dich!“ Bob stieß scherzhaft mit seinem Weinglas an ihren Saftbecher. „Welch verborgene Kräfte kommen da zum Vorschein!“ Carol wurde rot. „Ach, in Wirklichkeit wär ich sicher viel zu feige dazu.“
    „Wer weiß!“ widersprach Clare Simonson ernst. „Weißt du, wenn man an eine Sache so richtig von Herzen glaubt und sie mit ganzer Leidenschaft und Begeisterung in Angriff nimmt, dann wachsen in einem auch der Mut und die Kräfte, die man braucht, um sie durchzusetzen. Das gilt für jedes Ziel, das man sich vornimmt.“
    „Und nach diesem bedeutenden Schlußwort“, sagte Bob heiter und versuchte, die allzu ernste Stimmung ein wenig aufzulockern, „wollen wir uns doch mal dem Nachtisch-Buffet widmen. Ich habe vorhin gesehen, daß es hier eine himmlische Zitronen-Tarte gibt.“ Damit war die Einigkeit wieder hergestellt. Das Angebot an leckeren Süßspeisen war viel zu verlockend, als daß man es hätte übergehen können, und der Abend endete höchst vergnüglich. Auch wenn Katja weiterhin in Gedanken in Wolken von weißem Tüll Pirouetten drehend über eine Opernbühne schwebte und die Musik Tschaikowskys in ihrem Kopf dröhnte: Der Genuß einer hauchzarten Schokoladenmousse, mit frischen Erdbeeren und Sahne verziert, war deshalb nicht geringer.



Jurij der Große und die kleinen Monster

    Sie brachten Katja alle zum Flughafen: Clare und Bob Simonson, Susan und Carol und sogar Paul und Randy hatten sich eingefunden. Mit Geschenken beladen, den Koffer zum Bersten gefüllt mit Mitbringseln aller Art, so erschien Katja am Abfertigungsschalter. Diesmal bewegte sie sich wirklich wie ein alter Flugreise-Profi durch die Halle. Vor dem Schalter der Paßkontrolle mußten sie Abschied nehmen. Immer wieder von neuem umarmten sie einander und beteuerten, daß man sich bald Wiedersehen müsse.
    „Ihr müßt unbedingt alle bald einmal nach Köln kommen!“ rief Katja. „Ich habe euch so viel zu zeigen! Und vielen, vielen Dank für alles! Es waren die schönsten Ferien meines Lebens, ehrlich!“
    Sie winkten mit großen weißen Handtüchern, bis Katja ihren Blicken entschwunden war. Katja strahlte noch, als sie die Maschine betrat und an ihren Platz gewiesen wurde. Sie ließ sich in den Sitz fallen und atmete tief durch. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, erschien es ihr, als wären diese Wochen in Kanada eine einzige wilde Achterbahnfahrt gewesen, so viel hatte sie jeden Tag erlebt. Wenn Mami mich fragt wie es war, werde ich ihr sagen: Jetzt muß ich mich erst mal von den Ferien erholen, dachte sie und kicherte leise.
    Katja war so mit ihren Erinnerungen beschäftigt, daß sie nicht auf den jungen Mann achtete, der jetzt neben ihr Platz nahm. Er machte es sich bequem, dann zog er eine Zeitung aus der Tasche seiner abgetragenen Lederjacke und begann zu lesen.
    Die Maschine setzte sich in Bewegung und Katja, die wieder einen Platz am Gang hatte, beugte sich vor, um einen Blick aus dem Fenster zu erhaschen. Viel war nicht zu sehen, Rollfelder im Winter sahen alle gleich aus. Nur daß sie in Deutschland vermutlich graues Nieselwetter erwarten würde, während hier die Sonne schien. Auf Wiedersehen, Toronto, dachte Katja, ich wünschte, es wäre sehr bald! Aber so schnell werden mich die Simonsons wohl nicht wieder einladen, eher schicken sie Susan erst mal zu uns nach Deutschland.
    Als sie sich wieder zurücklehnte, fiel ihr Blick auf die Zeitung des jungen Mannes, der links von ihr auf dem Fensterplatz saß. Die Schrift war ihr völlig fremd. Waren das kyrillische Buchstaben? Dann mußte es eine russische Zeitung sein. Russisch? Unbemerkt musterte sie ihren Sitznachbarn. Blonde Haare, das schmale Gesicht etwas kantig, graublaue, ein wenig tief liegende Augen, die Figur schlank, aber sehr muskulös... Katjas Herz begann wie wild zu schlagen. Das war doch..., ganz sicher war das..., wie hieß er nur?
    Unauffällig holte sie das Programm des gestrigen Abends aus ihrer Tasche
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