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Mister Mirakel

Mister Mirakel

Titel: Mister Mirakel
Autoren: Jason Dark
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erwischte. Etwas bewegte sich in meinem Kopf. Es war ein scharfes Flüstern, es waren seltsame Stimmen, die sich dann zu einem Raunen vermischten. Sie wollten von mir Besitz ergreifen, aber ich bekam noch mehr zu sehen, denn die Menschen in der Umgebung veränderten sich.
    Sukos Kopf zog sich in die Breite, als wäre von zwei Seiten an ihm gezerrt worden. Zugleich veränderte seine Haut die Farbe. Sie nahm einen grünlichen Ton an, und auf ihr wuchsen plötzlich dunkelgrüne Schuppen wie kleine Dachpfannen.
    Sukos Kopf war zu dem eines Monsters geworden. In seinen Augen erschien ein dunkelrotes Feuer. Es machte auf mich einen gefräßigen Eindruck. Mich überkam plötzlich ein wahnsinniger Haß auf diese furchtbare Kreatur.
    Ich fühlte mich von ihr bedroht, und es gab nur ein Mittel, um dies zu ändern.
    Ich mußte sie töten!
    Meine Hand fuhr zur Waffe. Es war die übliche, routinierte Bewegung, tausend und mehr Male geübt. Das Ziel tat mir den Gefallen, sich nicht zurückzuziehen, denn die grüne widerliche Schuppenfratze starrte noch immer in meine Augen.
    »John, was hast du?«
    Ich gab keine Antwort. Ich wollte seinen Tod, aber das Monster bewegte sich plötzlich. Schießen - sofort!
    Mein Arm flog plötzlich in die Höhe. Die Hand ebenfalls. Dann bewegte sich das Monster blitzschnell und geriet außerhalb meiner Sichtweite. Die Klaue packte mein Handgelenk, drehte es herum, so daß mich der Schmerz dazu zwang, die Waffe loszulassen.
    Nein, das Untier sollte nicht gewinnen. Ich würde mich auch ohne Pistole zu wehren wissen und wollte mich auf das Monster stürzen, als zwei Hände Zugriffen und mir den Kürbis mit einer blitzschnellen Bewegung vom Kopf holten.
    Aus, vorbei!
    Das Monstrum war verschwunden. Geplatzt. Atomisiert, wie auch immer. Sukos mit Schweiß bedecktes Gesicht war durch Unglauben gezeichnet.
    Er rang nach Worten und nach Luft. »Verdammt, John!« keuchte er, »du wolltest mich tatsächlich erschießen…«
    ***
    Die wenigen Worte waren wie eine Anklage gewesen und hatten mich hart getroffen. Ich wußte zunächst nicht, was ich sagen wollte. Hilflos wirkte die Bewegung, mit der ich beide Schultern hob, und mein Blick war starr ins Leere gerichtet.
    »Ja, verdammt, du wolltest mich erschießen.« Er starrte mich wild an. »Das ist der reine Wahnsinn gewesen, ich weiß, aber es entspricht den Tatsachen.«
    Ich holte Luft. Neben mir stand Frank Stockwell. Auch er starrte mich aus großen Augen an. Dann hörte ich seine leise Stimme. »Wie bei mir, wie bei mir…«
    Ich mußte mich erst einmal sammeln. Suko gab mir die Beretta zurück. Er behielt mich dabei im Auge, weil er noch immer mißtrauisch war. Nur dachte ich jetzt nicht daran, die Waffe gegen ihn einzusetzen. Vor mir stand ein Mensch, mein Freund und bestimmt kein Monster.
    »Habe ich dich wirklich erschießen wollen?« fragte ich leise.
    »Wenn ich es dir doch sage, John! Im letzten Augenblick konnte ich deinen Arm in die Höhe reißen, sonst läge ich jetzt hier am Boden.«
    »Verdammt, das wollte ich nicht. Das wollte ich wirklich nicht.«
    »Wie der Junge, nicht?«
    »Genau. Wie er.«
    »Und jetzt?«
    »Ich kann dir nichts sagen, Suko, und auch nichts erklären. Ich war plötzlich nicht mehr ich selbst. Die Maske saß auf meinem Kopf, und alles wurde anders. Du hast dich vor meinen Augen in ein grüngeschupptes Monster verwandelt. Ich stand einfach unter dem Zwang, die Waffe zu ziehen und abzudrücken.«
    »Das habe ich gemerkt«, erklärte er sarkastisch.
    »Aber das war nicht ich«, sagte ich mit leiser Stimme. »Jemand anderer oder etwas anderes hat da die Kontrolle über mich bekommen. Dieser Mann, der den Kürbis zu einer Halloween-Maske geschnitzt hat. Er muß es gewesen sein. Er allein.«
    »Mister Mirakel!« sagte Frank Stockwell leise.
    »Ja, ich gebe dir recht.«
    »Dann müssen wir ihn finden«, sagte Suko und wandte sich an den Jungen. »Du wirst uns sicherlich helfen können.«
    »Würde ich gern. Kann ich aber nicht, ehrlich nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil er mit seinem Wagen nicht mehr da ist, wo ich den Kürbis gekauft habe.«
    »Das weißt du genau?«
    »Ja. Er hat es mir erzählt. Er sagte, ich wäre sein letzter und auch bester Kunde gewesen. Er wollte mir etwas Besonderes geben.« Er schlug gegen seine Stirn. »Jetzt fällt es mir ein. Ich habe keinen Penny dafür bezahlt. Ich konnte auf mein Rad steigen, den Kürbis auf dem Gepäckträger festklemmen und wegfahren.«
    »Er wollte also weg?« fragte ich,
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