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Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Mistelzweig und Weihnachtskuesse

Titel: Mistelzweig und Weihnachtskuesse
Autoren: Susan Mallery
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er ist …“ Das Wort konnte sie nicht einmal laut aussprechen, aber denken konnte sie es. Nackt?
    Louise zwinkerte ihr zu. „Gehen Sie einfach und finden Sie es heraus. Und seien Sie unbesorgt – es ist nichts an ihm, das Sie nicht schon Dutzende Male gesehen haben.“
    Darauf lächelte Holly schwach und machte sich auf den Weg zum Studierzimmer. Tatsächlich hatte Louise unrecht: An Jordan war doch etwas, das Holly noch nie gesehen hatte – zumindest, wenn er nackt war.
    Als sie durch die Bibliothek ging, bemerkte sie die maßgezimmerten Bücherschränke, die vom Boden bis zur Decke reichten. In jeder Ecke des Raums hingen große kristallene Lampenhalter. Dann erschien vor ihren Augen das Fußende eines Betts, und ihre Schritte verlangsamten sich. Er war nackt? Das konnte Louise ihr nicht antun.
    An der Tür blieb Holly stehen und räusperte sich. Vielleicht sollte sie ihn warnen, bevor sie eintrat. Wenn er wirklich … nackt war, konnte er sich schnell zudecken.
    Trotzdem zögerte sie. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Allein der Gedanke an den attraktiven Feuerwehrmann machte sie schon nervös. Im Krankenhaus war sie so besorgt um ihn gewesen, dass sie kaum auf sein Aussehen geachtet hatte. Aber nachdem er aufgewacht war und sie miteinander geredet hatten, hatte sie an nichts anderes mehr denken können. Plötzlich waren Schmetterlinge in ihrem Bauch herumgeflattert, und sie hatte keinen vollständigen Satz mehr herausgebracht. Zum Glück war seine Familie aufgetaucht. Bevor sie sich völlig blamierte, hatte sie Reißaus genommen.
    Und jetzt stand sie hier mit einem Fuß in seinem Schlafzimmer. Na ja, es war ja kein richtiges Schlafzimmer. Er schlief nur im Erdgeschoss, weil es praktischer war und er keine Treppen steigen musste. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihre Mutter das erste Mal ins Wohnzimmer umquartiert hatten. Bei diesen trüben Gedanken musste Holly seufzen. Mit Männern hatte sie wenig Erfahrung, aber sie wusste, wie man einen Kranken versorgte. Und deshalb war sie hier – weil Jordan Haynes sich verletzt hatte. Wenn sie sich darauf konzentrierte und sein Aussehen vergaß, würde schon alles gutgehen.
    „Captain Haynes?“, fragte sie leise, während sie die Kratzer auf dem Fußboden betrachtete. „Hier ist Holly Garrett. Wir kennen uns aus dem Krankenhaus. Kann ich hereinkommen?“
    „Klar.“
    Sie wartete und lauschte, ob er sich die Bettdecke überzog. Aber es war nichts zu hören. Kranke und Verletzte hatten vieles gemeinsam, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie langweilten sich, sie wurden verbittert und ihrer Schmerzen und der Einsamkeit überdrüssig. Wenn der Anblick seines nackten Körpers sie verunsicherte, würde sie eben nicht tiefer als bis zum Hals sehen.
    Also holte sie tief Luft, setzte ein breites Lächeln auf und betrat das umfunktionierte Büro.
    Dichte Gardinen waren vor zwei große Fenster gezogen. Morgens bekam das Zimmer ohne die Vorhänge direktes Sonnenlicht. In der Mitte des Raums stand ein Krankenhausbett. Holly kannte das Modell: Mithilfe eines elektrischen Motors konnte der Kranke das Kopf- und Fußende bis zur gewünschten Position verstellen. Ein niedriger Tisch und ein Küchenstuhl standen neben dem Bett.
    Holly ignorierte den Patienten, solange es ging. Dann schickte sie ein kleinesBittgebet für mehr Mut zum Himmel und wandte ihm den Blick zu.
    Er war nicht nackt. Jedenfalls nicht ganz. Trotzdem blieb ihr die Luft weg, ihr Herz setzte aus, und sie hatte das unangenehme Gefühl, feuerrot zu werden.
    Jordan hatte seine Rückenlehne erhöht, sodass er beinahe aufrecht saß. Die dunklen Haare fielen ihm in die Stirn, und er musterte Holly aus seinen ebenso dunklen Augen. Vielleicht war es wegen seiner maskulinen Gesichtszüge und des markanten Kinns, vielleicht spielte auch ihre Wahrnehmung verrückt. Aber sie war sicher, dass sie nie einen schöneren Mann gesehen hatte. Die Muskeln in ihren Beinen fühlten sich merkwürdig an, und erst nach einer Weile begriff sie, dass ihre Knie zitterten.
    Ihr Blick glitt zu seinem freien Oberkörper und das um die Hüften gestopfte Laken. Sie schluckte. Tapfer widerstand sie dem Impuls, davonzulaufen. Schultern und Arme sowie die feste, flache Bauchregion verrieten ausgeprägte Muskelpartien. Er sah aus, als posierte er für einen Pin-up-Kalender.
    „Suchen Sie nach Beweisen für meine Verletzungen?“, fragte er.
    Ihr wurde bewusst, dass sie ihn angestarrt hatte. Jetzt gab es keine Zweifel mehr an ihrer Gesichtsfarbe,
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