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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
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da.
    Er versuchte, die Gurte um die Kunststoffhülle zu öffnen, aber ihm brachen die Fingernägel an den Metallschnallen. Gischt spritzte an Deck und durchnässte Aaro und Niko. Sie waren jetzt auf dem offenen Meer, der Seegang hatte zugenommen, hohe Wellen ließen das schlecht steuerbare Boot auf und ab hüpfen und bisweilen legte es sich auch schräg in die Wellen.
    »Hilf mir, Niko, ich krieg das nicht auf!«
    Da hörten sie Maula rufen: »Sie öffnen das Rettungsfloß! Schnell jemand durch die Bugluke nach vorne!«
    Aaro lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Kunststoffzylinder, aber er bewegte sich nicht. Niko war |279| hinter ihm aufgesprungen. Aaro mühte sich weiterhin mit den Metallschnallen an den straffen Gurten ab.
    Jetzt schlug jemand von unten gegen die Plexiglasluke im Vorderdeck, aber die war von oben verriegelt, weshalb niemand herauskam. Aaro fragte sich, wie lange es dauern würde, bis der erste Mann auf demselben Weg wie sie nach vorne kommen würde. Er schluckte seine Übelkeit herunter. Jetzt war nur noch eines wichtig: Sie mussten das Rettungsboot ins Wasser bringen, das war ihre einzige Chance, lebend davonzukommen.
    »He, weg da!«, rief jemand vom Achterdeck aus.
    Die Jungen blickten hinter sich und sahen, wie einer der Bodybuilder sich auf dem schrägen, schmalen Seitendeck auf sie zubewegte. Im Gehen tastete er nach seiner Waffe.
    Das Boot krängte stark und in dem Moment rutschte der Mann aus. Verzweifelt versuchte er noch, sich an der Bootswand festzuhalten, aber die war ebenso glatt wie der Boden.
    Die Jungen sahen, wie der Mann mit dem Rücken voraus über Bord ging.
    »Deine Olivenölfalle scheint zu funktionieren«, sagte Niko.
    »Das Wetter ist günstig für uns.«
    »Aber wir müssen das Ding hier aufkriegen, bevor die anderen Typen kommen.«
    Man hörte, wie im Salon unten Porzellan und Glas scheppernd zu Bruch ging. Maula fluchte lautstark.
    Plötzlich merkte Aaro, dass sich der straff gezogene |280| Gurt unter seinen Händen lockerte und mit einem Ratsch aufging. Niko drängte sich neben ihn und machte sich mit einem glänzenden Metallgegenstand an der Schnalle des anderen Gurts zu schaffen. Ein zweites Ratsch und der zweite Gurt war offen. Wenig später war auch der dritte geöffnet und die Kunststoffhülle klaffte wie das Maul eines prähistorischen Ungeheuers.
    »Jetzt vorsichtig!«, rief Niko. »Hier ist es so nass, dass es sich es jeden Moment mit einem Knall entfalten kann!«
    Niko löste den Haken aus der Halterung und versuchte, den Zylinder ins Meer zu wälzen. Eine große Welle aus südöstlicher Richtung half ihm, denn sie kippte die Sundancer kräftig auf die Steuerbordseite, wodurch das Rettungsfloß von seiner Metallhalterung ins Wasser rutschte.
    Sofort platzte mitten im schäumenden Meer eine rote Plastikblume auf. Der Druckluftbehälter füllte das Floß im Nu, aber es trieb falsch herum auf dem Wasser, mit dem knallroten Boden nach oben. Aaro sank zusammen und umklammerte das eiskalte Metall der vorderen Reling. Er wartete auf den Moment, in dem ihn wieder die große Hand am Hals packen oder ein kräftiger Schlag ihn in die Wellen schleudern würde. Oder käme das Ende in Form einer Pistolenkugel?
    Plötzlich begriffen die Jungen, dass das Boot nicht mehr gesteuert wurde. Das bedeutete, dass die Verbindung zum Ruder abgerissen war oder dass niemand mehr am Steuer saß. Man hörte ein Motorgeräusch, jedoch weit weg. Der |281| Motor des Bootes war ausgegangen. Was man in der Ferne hörte, war das Knattern eines Hubschraubers. Ein
Super Puma
der Küstenwache näherte sich ihnen von der aufgehenden Sonne her.
    »Jungs«, rief jemand auf dem Achterdeck.
    Aaros und Nikos Freude über den näher kommenden Helikopter war wie weggewischt, als sie sich zu der Stimme umdrehten und einen der Muskelmänner die Waffe auf sie richten sahen.
    »Hört auf da vorne und kommt hierher! Zuerst dachte ich, ich lass euch ins Wasser springen, aber jetzt hat sich die Lage geändert und ihr werdet drinnen gebraucht.«
    »Wir bleiben aber lieber draußen«, sagte Aaro.
    »Nein, nein«, erwiderte der Mann und kam mit vorgehaltener Waffe näher. »Ich weiß, was ihr denkt. Ihr wollt ins Rettungsboot springen. Aber das geht nun mal nicht. Steht schön langsam auf und bewegt euch in meine Richtung!«
    Aaro vermutete, dass der Mann sie als Geisel brauchte, wenigstens eine Zeit lang. Aus dem Augenwinkel sah er eine große Welle auf das Boot zukommen.
    »Wir springen um die Ecke«,
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