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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
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Zeichen, aufs Achterdeck zu kommen. »Das Boot scheint noch nach der Richtung zu suchen«, sagte er. »Als wären sie sich nicht einig, wo sie hinfahren sollen. Aber vorhin ist in einer Unterhaltung das Wort ›Riga‹ gefallen. Riga liegt zwar auch fast an der Ostsee, aber fünfhundert Kilometer weiter südlich. Das ist sogar für so ein fettes Boot wie das hier ziemlich weit. Und warum die englische Flagge?«
    »Die verlassen sich halt darauf, dass die noch immer für Respekt auf den Meeren sorgt«, meinte Niko. »Zwei Seemeilen weiter fängt die Grenzzone an und die Grenzschützer sind vielleicht nicht so scharf darauf, in schlechtem Englisch Kommandos in ihr VH F-Funkgerät zu plärren.«
    »Da könntest du recht haben. Was machen wir? Der Flugapparat ist so schwer, dass wir keine Chance haben, ihn zu zweit ins Wasser zu kippen. Außerdem merken sie es, wenn wir uns an den Seilen und der Plane zu schaffen machen.«
    »Wie wär’s mit dem GPS?«, fragte Niko. »Der Bootskapitän |269| von heute steht total auf dem Schlauch, wenn sein Navi mal ausfällt. Kann gut sein, dass die Typen hier nicht besonders gewieft im Umgang mit Seekarten sind.«
    Nikos Idee beschleunigte Aaros Gehirnaktivität. Er merkte immer wieder, dass er Niko manchmal unterschätzte.
    »Guter Gedanke«, sagte er anspornend, denn sie konnten noch mehr Ideen gebrauchen. »Sie haben eine Karte in ihrer Navigationskabine liegen, aber bei dem Tempo, das wir draufhaben, können sie unmöglich ständig ihre Position einzeichnen. Das heißt, wir fahren mit GPS.   Aber wohin?«
    Niko beschirmte die Augen mit der Hand und sagte mit voller Gewissheit: »Wir bewegen uns nach Süden, an den Westufern der Inseln Pieni Pisi und Suuri Pisi entlang. Wahrscheinlich wollen sich die Typen versteckt halten, falls sich von Santio aus das Regenbogenboot der Küstenwache nähert.«
    Aaro schaute seinen Freund verdattert an. »Woher weißt du das alles? Du hast doch nicht etwa einen Taschennavigator dabei? Oder doch?«
    Niko wurde rot und schüttelte den Kopf. Kurz darauf sagte er mit belegter Stimme: »Na ja, ich war da drüben auf Mustamaa im Konfirmanden-Lager, auf der großen Insel, die auf der Steuerbordseite liegt, siehst du? Von da sind mir die Namen im Gedächtnis geblieben. Wir sind damals ziemlich viel mit dem kleinen Boot der Gemeinde rumgesegelt.«
    Aaro überlegte kurz und fragte dann: »Ist es hier überall gleich tief?«
    |270| Niko kramte eine Zeit lang in den Fächern seiner Erinnerung. »Im Südwesten liegt ein paar Meilen von hier eine kleine Felseninsel namens Reikopu. Ich weiß noch, dass direkt nördlich von ihr eine total flache Stelle kommt, da ist das Wasser nicht mehr als vielleicht einen Meter tief. Unser Jugendpfarrer ist nämlich mit dem Gemeindeboot da draufgekracht, dass der Kiel nur so gescheppert hat.«
    Aaro sah genauer hin. Er glaubte, in gerader Fahrtrichtung des Bootes eine kleine felsige Erhebung zu erkennen. Aber die flache Stelle würde ihnen nicht helfen, denn das GPS meldete automatisch sämtliche Abschnitte auf der ausgewählten Route, die flacher als zwei Meter waren.
    Aaro schaute in den Salon hinein. Die muskulösen Helfershelfer von »Maula« hingen auf der Couch und glotzten auf den Fernseher. Der schlanke Brite war aus dem Blickfeld verschwunden, möglicherweise hielt er sich in einer der Kabinen auf. Nicht einmal der Mann, der sich Maula nannte, war am Navigationstisch zu sehen, er saß fest am Ruder und starrte vor sich hin. Die Geschwindigkeit betrug sicherlich fünfzehn Knoten, weshalb aller Grund zum sorgfältigen Ausgucken bestand.
    Es gab keinen anderen Weg, als ein Risiko einzugehen. Aaro flüsterte Niko ein paar Worte zu und dieser ging ins Cockpit, wo Maula auf einem Schalensitz saß.
    »Wie schnell fährt das Ding hier eigentlich?«, rief Niko. Seine Begeisterung musste er nicht einmal spielen, denn er interessierte sich wirklich für die Technik der Motorjacht.
    |271| Aaro schlüpfte unter dem Geländer durch zur Ebene mit der Küche und schlich geduckt hinter der Bartheke, die Küche und Salon trennte, zum Navigationstisch. Dort erhob er sich halb und holte mit der Maus die Einstellungen des Tsunamis-Programms auf den Schirm. Es war kein Problem, die Einstellung der Eingangssignale der GP S-Antenne zu ändern. Mit pochendem Herzen nahm Aaro die nötigen Schritte vor.
    Das Bild des Seekartenprogramms blieb klar, aber der Pfeil, der die Position des Bootes anzeigte, hielt am Ufer der Insel an. Im Cockpit
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