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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
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Bootsmesse befinden, sondern auf dem Weg zum Galgen?«
    Niko wurde ernst. »Du brauchst deinen Frust nicht an mir abzulassen, ich registriere nur die nähere Umgebung. Wo ist denn deine berühmte Neugier hingekommen?«
    »Für uns ist es höchste Zeit, den Abgang zu machen«, sagte Aaro und blickte auf die Männer, die jetzt das mit einer Plane abgedeckte Fluggerät auf die Badeplattform des Bootes zogen.
    Das Geräusch eines näher kommenden Autos unterbrach Nikos und Aaros Disput. Der Muskelprotz, der auf sie aufgepasst hatte, steckte die Pistole in die Jackentasche, gab den Jungen aber zu verstehen, dass er den Lauf noch immer auf sie gerichtet hielt.
    Niko und Aaro sahen sich an und Aaro schüttelte leicht den Kopf. So wie die ›Luchs‹-Leute aussahen, hätten sie perfekt zu einer Rockerbande oder einer anderen kriminellen Vereinigung gepasst, deshalb wollte Aaro nicht zu viel riskieren. Alles war relativ   – gegenüber diesen unberechenbaren Typen hier hatten die Russen wie Profis gewirkt, deren Verhalten man immerhin einigermaßen vorhersehen konnte.
    Ein schwarzes Mercedes-Taxi kam in hohem Tempo die Hafenzufahrt entlanggefahren, die Lichter hüpften auf der unebenen Straße auf und ab. Im Nu stand das Taxi |263| hinter dem Van und ein schlanker, tadellos gekleideter Mann mit einer Plastiktüte in der Hand stieg aus. Sogleich wendete das Taxi und fuhr mindestens ebenso schnell zurück, wie es gekommen war.
    Der neue Mann wechselte ein paar Worte mit dem »Kommissar« und schaute dann ins Innere der
Sundancer
. Kurz darauf sprangen die schweren Dieselmotoren an.
    Aaro merkte, dass für ihn und Niko die Chance gekommen war. Sein Puls beschleunigte sich.
    »Mach dich bereit zu verschwinden«, flüsterte er Niko zu. Gleichzeitig beobachtete er den Blick des Bodybuilders, der ihnen am nächsten stand: Er blieb auf das Boot gerichtet.
    Gerade als Aaro losrennen wollte, richtete der Mann aber den Blick auf sie beide und bedrohte sie wieder offen mit der Waffe. »Klettert ins Boot, Jungs«, sagte er mit widerlichem Unterton. »Und verabschiedet euch bei der Gelegenheit vom festen Erdboden   …«
    Der kalte, vollkommen gefühllose Tonfall jagte Aaro kalte Schauer über den Rücken. Er kletterte hinter Niko über das Hermes-Fluggerät hinweg auf die Badeplattform der Motorjacht. Dort sah er an Nikos Gesichtsausdruck, dass der Freund richtig Angst hatte.
    Trotzdem sagte Niko tapfer, wie nebenbei: »Stell dir vor, Aaro, der Tank von diesem Kahn fasst mehr als dreitausend Liter Diesel.«
    Aaro entschied sich ebenfalls für die Verhaltensvariante der kaltblütigen, echten Männer. »Aber der Verbrauch ist auch entsprechend. Du kannst froh sein, wenn du damit |264| zwei Stunden fährst«, sagte er, merkte aber, dass seine Stimme dabei unschön zitterte.
    Verblüfft registrierte er, wie der schlanke Mann am Heck des Bootes die rote Seeflagge Großbritanniens hisste. Als sich der Mann nach vorne drehte, schaute er Aaro kurz in die Augen. In seinem Blick lag mehr Neugierde als Bedrohlichkeit, aber Aaro fand ihn trotzdem unangenehm. Es war, als hätte der Mann gerade das Gefühl gehabt, Aaro von irgendwoher zu kennen.
    Der Pseudokommissar ging zu dem Mann und sie vertieften sich in ein Gespräch auf Englisch, von dem Aaro nicht mehr verstand als die Wörter »
Riga«
und »
Germany
«. Der schlanke Mann sprach gutes britisches Englisch und an seiner Nationalität konnte es kaum Zweifel geben. Das war hier der reinste Empfang zum Gedenktag der Vereinten Nationen! Steckte dieser Mann hinter dem Raub des Hermes? Er schien auf jeden Fall in anderen Kreisen zu verkehren als der panzerartig gebaute »Maula«, der eindeutig mehr auf die Wirkung physischer Präsenz setzte.
    Aaro bemerkte, dass auf dem Laptop in der Navigationskabine das Seekartenprogramm »Tsunamis« installiert war, von dessen Anschaffung sein Vater auch schon mal geträumt hatte. Zusätzlich lag auf dem Kartentisch eine Seekarte des östlichen Finnischen Meerbusens.
    Zwei weitere Männer kamen an Bord und die Leinen wurden gelöst. Mit Seilen zogen die Männer die Plane über Hermes fest. Der Wortwechsel zwischen Maula und dem schlanken Briten ging immer mehr in Streit über. |265| Maula begab sich ans Steuer und drehte den Hebel mit Wucht in die falsche Richtung. Das Boot fuhr zurück und sein Achterschiff berührte den Steg.
    »Zum Glück haben sie die Seile festgezogen, sonst könnte Hermes noch ins Meer fallen«, sagte Aaro leise.
    Das heftige Wortgefecht
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