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Mission Spyflight

Mission Spyflight

Titel: Mission Spyflight
Autoren: Ilkka Remes
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in der Navigationskabine unten ging weiter, jetzt übernahm der Brite das Steuer und fuhr das Boot sauber aus dem Hafenbecken. Die anderen starrten interessiert aufs Meer hinaus, aber dort herrschte keinerlei Verkehr.
    Anscheinend fügte sich Maula in seine Niederlage, denn er widmete sich jetzt seinem Handy und schrieb eine SMS.   Als die Geschwindigkeit zehn Knoten überstieg, wurde auf Aaro und Niko nicht mehr sonderlich geachtet. Anscheinend gingen die Männer davon aus, dass der Selbsterhaltungstrieb die Geiseln in den Innenräumen oder wenigstens innerhalb der Reling des Achterdecks halten würde. So wie Aaro und Niko aussahen, schienen sie den Männern nicht gerade Angst vor einer Meuterei einzujagen. Aber genau diese Überheblichkeit provozierte Aaro zum Nachdenken: Sie mussten sich jetzt sofort etwas einfallen lassen, sie mussten einen lautlosen Überraschungsangriff starten.
    »Wir sollten mal einen Erkundungsgang machen«, sagte Aaro und setzte sich sogleich in Bewegung. Niko folgte ihm. Sie gingen die Treppe hinunter und kamen in einen luxuriös ausgestatteten, geräumigen Salon. Aaro ließ den Blick schweifen. An den Salon schloss sich eine Pantryküche mit Bar an. Aaro ging zum Kühlschrank.
    |266| »Hast du Hunger?«, fragte Niko verwundert. »Du hast vielleicht Nerven, dass du in so einer Situation Lust hast, Häppchen zu essen. Ich bekäme beim besten Willen nichts runter.«
    Aaro reagierte nicht, sondern untersuchte den Inhalt des Kühlschranks. In den Fächern standen fertig zubereitete Lachs- und Krabbenbrote, allesamt mit Zitrone und Dill garniert. Auch Getränke waren reichlich vorhanden: Bier und Champagner. Offenbar sollte auf dem Boot gefeiert werden. Aber es gab auch Proviant der bescheideneren Sorte, zum Beispiel eine Packung mit Würstchen. Aaro griff jedoch zu der großen Flasche Olivenöl in der Tür.
    »Würden die Brote und die Würstchen nicht besser schmecken?«, fragte Niko.
    »Das hier ist unsere Bewaffnung«, sagte Aaro.
    »Willst du ihnen das Zeug mit Gewalt einflößen, oder was?« Niko trat an eine Schublade und zog sie auf. »Ich verlasse mich lieber auf traditionelle Waffen«, sagte er und schob sich ein Brotmesser unters Hemd.
    Aaro richtete den Blick wieder auf den Kühlschrank und nahm eine gigantische Ketchupflasche heraus.
    »Und damit sollen wir uns wehren?«, fragte Niko.
    »Mal sehen, ob es noch etwas Brauchbares gibt«, meinte Aaro und ging in den Salon zurück. Für die komfortable Ledercouch, den niedrigen Tisch, die Gemälde an den Wänden und den sonstigen Zierrat fand er keine Verwendung, aber im Gang entdeckte er ein Regalfach, in dem ein kleiner roter Stoffbeutel mit einem weißen Kreuz lag. |267| Mit der Ketchup- und der Olivenflasche in den Händen ging Aaro hin, stellte die Flaschen ab und machte den Beutel auf.
    »Stimmt, es ist gut, sich auf das Schlimmste gefasst zu machen«, sagte Niko unsicher und tastete nach dem Messergriff unter seinem Hemd. »Zum Glück hängt da auch ein Feuerlöscher«, fügte er hinzu und machte eine Kopfbewegung in Richtung Wand. Dann sah er zu, wie Aaro Bindfaden und eine kleine Flasche mit Desinfektionsmittel aus dem Beutel nahm.
    »Ob das in der Wunde brennt?«, fragte sich Aaro laut und sprühte etwas aus der Flasche in die Luft.
    »Weißt du, Aaro«, erwiderte Niko mit zitternder Stimme. »Im Moment will ich darüber gerade nicht unbedingt nachdenken.«
    Aaro nahm Faden und Desinfektionsmittel an sich und verschloss den Beutel. »Leg das Messer zurück«, sagte er.
    »Warum? Das ist die einzige vernünftige Waffe, die wir haben.«
    »Leg es weg. Man sieht den Griff unter deinem Hemd. Und wenn sie bei uns ein Messer sehen, fesseln sie uns höchstwahrscheinlich und dann haben wir überhaupt keine Fluchtmöglichkeit mehr.«
    »Was hast du eigentlich vor?«
    »Das wirst du bald sehen.«
    Widerwillig legte Niko das Messer in die Schublade zurück und folgte Aaro nach draußen aufs Deck. Auf der Treppe merkte Aaro, dass die Männer Anstalten machten, sich ins Innere des Bootes zu begeben. Durch die hohe |268| Bugwelle spritzte Wasser aufs Boot und machte das Achterdeck allmählich nass.
    Aaro schob schnell die Olivenöl- und die Ketchupflasche hinter eine Kiste an Deck.
    »Seid vorsichtig, Jungs«, sagte Maula, als er an den Jungen vorbei nach unten ging. »Das Deck ist glatt, da kann man leicht ausrutschen und ins Meer fallen.«
    Die Männer brachen in Gelächter aus.
    Aaro warf einen Blick unter die Plane und gab Niko ein
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